10.000 SAP-Positionen
Weil SAP das gesamte Geschäftsmodell nicht mehr an betriebswirtschaftlichen Themen ausrichtet, sondern dem technischen Paradigma Public Cloud verfallen ist, sehen Finanzanalysten und Investoren eine goldene SAP-Zukunft vor sich: Lasst also 100 Blumen blühen!
Aufgrund einer umfassenden Unternehmensreorganisation war Anfang dieses Jahres geplant, etwa 8000 Mitarbeiter zu entlassen oder umzuschulen. Die SAP-Pläne haben sich geändert, nun soll es 10.000 Personen treffen, und die aktuellen Pläne zeigen, dass der ERP-Weltmarktführer noch schneller und radikaler zu einer Public-Cloud-Company mutieren will: Lasst also 100 Blumen pflücken!
Mit einer soliden Public-Cloud-Strategie kann SAP nur gewinnen, weil viel Personal mit altem On-prem- und Private-Cloud-Wissen abgebaut werden kann und gleichzeitig mit einer Public Cloud der bekannte Skalierungseffekt greift: Lasst 100 Blumen pflanzen und ernten!
Ob SAP mit der radikalen Public-Cloud-Strategie für die europäischen Bestandskunden aber weiterhin relevant bleibt, ist noch nicht abgeklärt. Eine Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG e. V.) von Anfang dieses Jahres zeigt, dass unter den DSAG-Mitgliedern die Relevanz von SAP als gleichbleibend bis leicht fallend wahrgenommen wird. Trotz neuer Themen wie KI und Cloud gelingt es SAP nicht, für die traditionellen Bestandskunden attraktiver zu werden.
SAP verdiente mit betriebswirtschaftlicher Standardsoftware immer ausreichend. Naturgemäß waren die Deckungsbeiträge beim Datenbankhersteller Oracle höher, aber der Unterschied fand sich nicht in einer besseren Strategie, sondern lediglich in einem anderen Geschäftsmodell. Mit der S/4-Public-Cloud will SAP den erfolgreichen Weg der Hyperscaler gehen: durch maximale Standardisierung auch maximalen Profit zu erzielen. Was in Bereichen wie KI, Mail, E-Commerce und Storage sowie Datenbanken eventuell gelingen kann, das ist für eine umfassende ERP-Software kaum vorstellbar. SAP will dennoch eine Public-Cloud-Company nach dem Vorbild der Hyperscaler werden und beschneidet damit die Funktionen des eigenen ERP-Erbes, bis es in eine Public Cloud passt.
Eines Tages könnte generative KI das bessere ERP in der Public Cloud anbieten, was jede weitere Bemühung von SAP vereiteln würde: Lasst wieder 100 Blumen blühen. ERP-Wissen in Form von Standardisierung und Mitarbeiterkündigungen aufzugeben kann in Zeiten der generativen KI eine Sackgasse werden.