Upgrade – Unbehagen bleibt
Info aus dem Halbjahresbericht von SAP aus dem vergangenen Juli: Im ersten Halbjahr 2021 stieg die Zahl der S/4-Kunden um etwa 1000 auf über 17.000. Gegenüber der Vorjahresperiode entspricht dies einer Zunahme von 17 Prozent. Das ist immerhin zweistellig, aber auch nicht unbedingt ein Aufschwung, der zur Euphorie Anlass gibt. Es ist kein Grund erkennbar, warum sich dieses Tempo gerade jetzt beschleunigen sollte. Und selbst wenn die Geschwindigkeit verdoppelt oder gar verdreifacht würde – es wären immer noch nur ein paar Prozentpunkte mehr, die statt auf SAP ECC nun auf die neue Produktgeneration setzen.
Aus den Augen…
Dafür ist nicht zuletzt SAP selbst verantwortlich: Die Walldorfer haben, indem sie die Mainstream-Wartung bis 2027 verlängert haben, den Druck schließlich selbst wieder herausgenommen. Regelmäßige Kundenumfragen von xSuite spiegeln dies wider. Die letzte Befragung fand im November 2021 unter knapp 70 Buchhaltungs-, SAP- und IT-Fachkräften aus SAP-Anwenderunternehmen statt. Sie brachte folgende Ergebnisse: Nur 13 Prozent der Unternehmen nutzen S/4 Hana bereits oder planen die Migration noch für dieses Jahr. 56 Prozent wollen den Wechsel zwischen 2023 und 2025 angehen, neun Prozent in den Jahren 2026 und 2027 und 22 Prozent erst anschließend oder noch gar nicht – Ergebnisse, die über ähnliche xSuite-Umfragen der vergangenen Jahre hinweg eine auffallende Konstanz aufweisen.
Innovationsstau
Es mag andere Marktbefragungen geben. Deren (positiv oder negativ) abweichende Ergebnisse dürften sich auch auf divergierende Erhebungsgrundlagen zurückführen lassen. Für einen Softwarehersteller ist die Stimmung innerhalb der eigenen Kundenbasis aber der einzig relevante Maßstab. Und der sollte in diesem Falle durchaus Fragen aufwerfen. Denn ob die abwartende Haltung klug ist, darf bezweifelt werden. Zwangsläufig bildet sich hier ein Innovationsstau. Dieser wird in nicht ferner Zukunft dafür sorgen, dass Zehntausende von SAP-Kunden innerhalb von drei Jahren migrieren wollen und dafür Unterstützung durch Consulting-Unternehmen benötigen. Einen Bedarf, den der Markt gar nicht hergeben dürfte. Gut für Hersteller von SAP-Add-on-Lösungen (und ihre Kunden), wenn deren Softwarelösungen eine Migration problemlos mitmachen und vor, während sowie nach der S/4-Umstellung nahtlos weiterlaufen.