EHS – es grünt so grün
Environment, Health und Safety
Erst einmal der Begriff vorab: EHS ist die Abkürzung für Environment, Health und Safety, also Umwelt, Gesundheit und Sicherheit innerhalb (und wie Sie sehen werden, auch außerhalb) eines Unternehmens. Traditionell sind unsere Kunden gut aufgestellt, wenn es um Themen wie Arbeitsschutz-, Arbeitssicherheit- und Gesundheitsaspekte ihrer Mitarbeiter geht. Relativ neu ist das systemische Eintreten für Themen, die den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens betreffen. Es kommen immer mehr Ausschreibungen, bei denen Fragen zu EHS gestellt und zunehmend höher bewertet werden. Auch sind solche Kennzahlen zunehmend für die interessierten Mitarbeiter und potenziellen Bewerber ein Benchmark.
Was wir heute bei vielen Kunden als Basis für ihre Daten außerhalb des ERP sehen, ist – wen wundert es – das gute alte Excel. Mit zunehmender Bedeutung und Menge der Daten werden vermehrt spezielle EHS-Lösungen eingesetzt. Diese Lösungen bringen viele wichtige Reports mit, die Workflows sind auf EHS-Anforderungen abgestimmt und sie beinhalten relevante Schnittstellen. Auch ist die Auditierung einfacher, da die Ergebnisse transparent ermittelt werden.
Ein Beispiel für die zunehmende Komplexität: Bereits 2011 hat das „Greenhouse Gas Protocol“ (Greenhouse Gas = Treibhausgas) einen Standard zur CO₂- Bilanzierung entwickelt und publiziert. Im THG-Protokoll (THG = Treibhausgas) werden die Emissionen in drei Bereiche unterteilt, von denen nur einer, der Scope 1, das Unternehmen direkt umfasst. Wenn Unternehmen nach diesem Protokoll berichten, werden viele Daten von Lieferanten benötigt, was eine gute Vorarbeit und ein passendes System voraussetzt.
Die Bereiche, von denen wir sprechen, sind Scope 1, Scope 2 und Scope 3. Scope 1 steht für alle direkten Emissionen, die aus Aktivitäten eines Unternehmens und den ihnen zugeordneten Tochterorganisationen stammen. Das sind alle Bereiche wie Produktion, eigener Transport, Lagerung, die Firmenflotte (auch Dienstwagen) und eigene Infrastruktur wie Gebäude. In Scope 2 werden die vorgelagerten indirekten Emissionen erfasst, die das Unternehmen bezieht. Das sind Leistungen wie Strom, Wärme und bezogene Güter und Dienstleistungen generell. Dazu Transporte durch Dritte, Geschäftsreisen oder auch der produzierte Abfall. Wie Sie sehen, wird es hier schon komplexer, an alle Daten heranzukommen. Tipp: Auch Consultingunternehmen fallen im Rahmen ihrer eigenen Produktion darunter. Auch beim Nutzen von SaaS-Lösungen geht es um die Einberechnung dieser Emissionen. Wissen Sie denn, ob Ihr Provider mit Ökostrom agiert? Diese werden geringer berechnet.
Final der Scope 3: Hier werden die nachgelagerten Aktivitäten eines Unternehmens betrachtet – also der Transport der verkauften Ware, der Verkauf und die Verarbeitung der verkauften Güter. In vielen Bereichen wie der IT ist es besonders wichtig, wie mit den verkauften Gütern an deren Ende des Lebenszyklus umgegangen wird. Werden sie wieder aufbereitet, recycelt oder weggeworfen?
Dass es sich hier um einen wichtigen Schlüsselmarkt handelt, erkennt der geneigte Beobachter des Softwaremarkts auch daran, dass viele spannende Start-ups in diesem Umfeld von großen Anbietern übernommen wurden und die Lösungen in ihr Portfolio integrieren. Dieser Trend wird sich sehr wahrscheinlich auch weiterhin fortsetzen.
Ein Anbieter, welcher sich auf Untersuchungen zu Lösungen wie EHS spezialisiert hat, ist zum Beispiel Verdantix. In der gerade erschienenen Ausgabe seines „Green Quadrant For Carbon Management Software 2022“ werden die führenden Anbieter genau solcher Lösungen untersucht und klassifiziert. Interessant ist, dass bei den Herstellern der untersuchten Lösungen keine ERP-Anbieter auftauchen. Dass diese sehr gut den Scope 1 ermitteln können, ist klar. Ich gehe davon aus, dass das permanente Befeuern mit den externen Daten von Scope 2 und Scope 3 tatsächlich besser über eine Drittlösung abgedeckt wird.