Ein Babelfisch für die internationale Zollabwicklung
Es geht auch ohne Zoll-Broker
Zollkommunikation wird von den Zollbehörden stark kontrolliert und richtet sich nach den Vorgaben des Unionszollkodexes (UZK). Eine zertifizierte Teilnehmersoftware ist eine der Grundvoraussetzungen für ein Unternehmen mit dem Status „zugelassener Wirtschaftsbeteiligter“ (AEO), um als eigenständiger Anmelder gegenüber den Zollbehörden aufzutreten.
Nun impliziert der Begriff „Kommunikation“, dass durch Verwendung von Zeichen und Sprache eine Verständigung erzielt wird. Die internationale Zollkommunikation gleicht jedoch eher der babylonischen Sprachverwirrung. Von einer Einigung auf die Verwendung gleicher Zeichen und Sprache für das Erzielen einer Verständigung im globalen Zollwesen kann lediglich in Ansätzen die Rede sein. Zoll-Broker fungieren daher als regelkundige Spezialisten, die sich ihre Expertise teuer vergüten lassen. Doch Prozesse, die einem Regelwerk unterliegen, lassen sich standardisieren. Und je standardisierter Prozesse sind, desto einfacher lassen sie sich automatisieren und digitalisieren.
Eine zertifizierte Teilnehmersoftware wie SAP GTS ist daher in der Lage, die direkte Kommunikation für die Prozesse Export, Import, Transit und EMCS (Excise Movement Control System) durch eine schnelle und sichere Übertragung der Daten mit den Zollbehörden aller durch sie abgedeckten Länder zu gewährleisten (siehe Abb. 1).
Nur die halbe Miete
Sie erleichtert also als Datenübermittler die internationale Zollkommunikation signifikant und verschafft Unternehmen dadurch klare Wettbewerbsvorteile. So ist es möglich, direkt mit den Zollbehörden elektronisch zu kommunizieren und auf die kostenintensiven Dienstleistungen von Zoll-Brokern zu verzichten.
Die reine Übermittlung der Daten ist jedoch nur die halbe Miete. Denn die jeweiligen Formate, die versendet und empfangen werden, müssen miteinander kompatibel sein, damit eine Verständigung erzielt und die jeweiligen Folgeprozesse ausgelöst werden können. Und hier wird es komplex. Die Zollbehörden schreiben in der Regel die technische Kommunikation und das EDI-Datenformat vor. Die Inhalte richten sich zwar nach dem Unionszollkodex (UZK), jedoch haben die Zollbehörden hier sehr unterschiedliche Lösungen gefunden.
Durch den etablierten Austausch per E-Mail, wie zum Beispiel in Frankreich oder den Niederlanden, setzen moderne Zollsysteme auf API-basierte Schnittstellen. Großbritannien setzt mit der Einführung des CDS-Systems auf einen tokenbasierten Web-Service, um den sicheren Austausch der Zollanmeldungen zu garantieren.
Und obendrein planen die europäischen Behörden mit dem Projekt NCTS Phase 5 umfangreiche Änderungen der technischen Schnittstellen im Handelsmanagement im kommenden Jahr. Dies erfordert Anpassungen der Prozesse an die Bestimmungen des UZK, die Einführung des EU-Zolldatenmodells (EUCDM) und eine Schnittstelle zum AES (Automated Export System) bei Überführung einer Ausfuhrsendung in das Versandverfahren.
EDI-Service für SAP GTS
Der Seeburger EDI-Service für SAP GTS unterstützt die Zollprozesse Export, Import, Transit und EMCS (siehe Abb. 2). Meldungen aus dem SAP GTS werden entgegengenommen, in das von der entsprechenden Zollbehörde geforderte Format übersetzt und wieder an die nationale Zollbehörde zugestellt. EDI-Services selbst zu betreiben kann dabei für einige Unternehmen eine Herausforderung sein. Wenn sie sich um den Betrieb, das technische Monitoring, Problembehebung und Sicherheitsfunktionen sowie erforderliche Updates keine Gedanken machen möchten, sind Cloud-Services eine schnelle und sichere Lösung. Eine vorgefertigte Branchenlösung ermöglicht einen schnellen Einstieg in die Zollintegration, unabhängig vom technologischen Stand und der geografischen Verteilung der Zollbehörden. Auch kann die Lösung nach Bedarf On-premises oder in der Cloud sowie als Fully Managed Service oder in einem hybriden Modell betrieben werden.
Self-Filing mit GTS
Gerade in Zeiten, in denen Kunden und Lieferanten aufgrund unterbrochener Lieferketten, des Rohstoffmangels und verstopfter Häfen ohnehin kaum noch zuverlässig planen können, sichert die Aussicht, die Ware, wenn sie denn ankommt, zumindest schnell und problemlos durch den Zoll zu bekommen, also signifikante Wettbewerbsvorteile. Mit der Bewilligung als „zugelassener Versender“ kann die Bearbeitungszeit von der Warendisposition bis zum Versand im Idealfall durch die vollständige Automatisierung des Datenflusses zum Zoll, inklusive der automatisierten Überlassung der Zollbehörden, auf wenige Minuten reduziert werden. Hierdurch werden Wartezeiten des Spediteurs deutlich verkürzt und die Logistik am Warenausgang optimiert.
Stellt sich also die Frage nach der Betriebsart: On-premises, Fully Managed Service, iPaaS oder Hybrid? Eine Cloud-Lösung kann insbesondere bei folgenden Szenarien eine sinnvolle Alternative zum Eigenbetrieb sein: Personal-/Fachkräftemangel; anstehende Investitionen in neue Lösungen oder bedeutende Erweiterungen; steigende operative Anforderungen (24/7-Betrieb); oder wenn die Kosten für den internen Betrieb (Hardware, Software, Personalschulung, Support) die Kosten eines transparent kalkulierbaren Cloud-Dienstes übersteigen.
Im Falle geschäftskritischer Zollprozesse mit direkten Auswirkungen auf den internationalen Versand, wie oben geschildert, hat eine Lösung wie der Seeburger EDI-Service für SAP GTS als Cloud-Service Vorteile gegenüber einer On-premises-Installation.
Seit 2005 arbeiten SAP und Seeburger bei der Entwicklung des SAP-GTS-Produktangebots zusammen. Im Rahmen dieser langjährigen Partnerschaft mit der SAP hat Seeburger ein „Kompetenzzentrum“ zur Unterstützung von GTS-Kunden in den Bereichen Entwicklung, Support, Consulting und Betrieb aufgebaut. In enger Zusammenarbeit mit dem GTS-Team entwickelt Seeburger die Nachrichtenkonvertierungen und Anbindungen an die unterstützten Zollbehörden und viele Zoll-Broker.
Darüber hinaus unterstützt Seeburger die SAP bei den Zertifizierungsprozessen zur Erfüllung der verschiedenen zollrechtlichen Anforderungen. Hierbei übernimmt das Unternehmen alle Aufgaben, die zum sicheren und höchstverfügbaren Betrieb der Integrationsplattform erforderlich sind. Egal ob Rechenzentrumsbetrieb, die Wartung der Datenbank, Sicherheitsupdates oder auch das Anbinden neuer Zollbehörden.
Seeburger EDI-Services für SAP GTS sind also wie ein Babelfisch für die internationale Zollabwicklung. Sie sorgen dafür, dass die technische Kommunikation in alle Richtungen funktioniert – ob On-premises oder als Cloud-Service. (Sie wissen nicht, was ein Babelfisch ist? Dann empfehle ich Ihnen die Lektüre von Douglas Adams’ Kultroman „Per Anhalter durch die Galaxis“.)