Hassos Wunschliste
Es gilt einen anderen Professor zu zitieren: August-Wilhelm Scheer meinte einst über Hasso Plattner, dass er niemanden kenne, der sinngemäß so weit in die Zukunft blickt und es auch folgerichtig kann.
Bekannt ist auch, dass ein ehemaliger deutscher Bundeskanzler meinte, wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen – auch ein österreichischer Kanzler hat diesen Spruch übernommen. Im Fall von Hasso Plattner verhält es sich aber genau umgekehrt. Durch seine Visionen hat er dem Unternehmen SAP viele Kopfschmerzen erspart. Seine Visionen haben immer wieder SAP vor Krisen und Irrläufen gerettet.
Der Schritt vom Vorstandsvorsitzenden zum Aufsichtsratsvorsitzenden war für Professor Hasso Plattner vorgegeben. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er sich die administrativen Aufgaben eines Aufsichtsratsvorsitzenden nie angeeignet hätte, sondern nach seiner aktiven Zeit bei SAP zum singulären ERP-Wissenschafter mutiert wäre. Mit der Gründung des Hasso-Plattner-Instituts an der Universität Potsdam hat er den wesentlich interessanteren Weg eingeschlagen.
Seit damals muss die Verpflichtung zum Vorsitz des Aufsichtsrats bei Plattner ambivalente Gefühle ausgelöst haben. Er hat den Aufsichtsrat in den vergangenen Jahren erfolgreich geführt und kritische Personalentscheidungen gut verwaltet. Aber es war immer auch deutlich sichtbar, dass Plattner sich mehr als visionärer Stratege verstand und für viele organisatorische, administrative und auch rechtliche Belange und Einschränkungen wenig Verständnis hatte.
Würde nun Professor Hasso Plattner bei Professor Sigmund Freud auf der Couch liegen, was würde der eine Professor dem anderen erzählen? Es ist unmöglich zu erraten, wen Hasso Plattner als seinen Nachfolger im Aufsichtsrat sieht. Gerd Oswald hat aus persönlichen Gründen bereits abgewinkt. Er bleibt sehr engagiert ein Aufsichtsratsmitglied, aber den Vorsitz soll jemand anderer übernehmen.
Wünschen sollte sich Plattner einen wesentlich jüngeren Vorsitzenden, der viel Erfahrung, aber aktuell wenige Verpflichtungen hat, denn im SAP-Aufsichtsrat wartet sehr viel Arbeit auf den kommenden Vorsitzenden. Aufgrund der zahlreichen Herausforderungen bräuchte SAP ohnehin einen fachlich kompetenten Aufsichtsrat, der mit persönlicher Erfahrung nicht nur Aufsichtsorgan, sondern auch Ratgeber ist. Gerd Oswald erfüllt diese Doppelrolle von Aufsicht und Ratgeber ganz hervorragend, einige andere Mitglieder überbetonen das Aufsichtsmandat, wo eigentlich Rat für den Vorstand dringend gefragt wäre.