High-Speed-Migrationsansatz
Transformation nach SAP S/4 Hana
Zeit ist für den Global Player Dräxlmaier der kritische Faktor. Die entscheidende Frage lautete also: Wie lässt sich das Projekt beschleunigen? Der Lösungsansatz: Selective Data und Process Transition – kurze Projektlaufzeit, umfassender Mehrwert. Dräxlmaier hat ein neues Konzerntemplate geschaffen sowie einen zukunftsweisenden industrialisierten Migrationsansatz für einen Turbo-Roll-out in den einzelnen Ländergesellschaften entwickelt. So wird die Transformation drastisch beschleunigt. Daraus ergeben sich deutliche Vorteile für den Automobilzulieferer: eine integrierte Unternehmensplanung mit dem Ziel: One Truth und One Value. Das Ergebnis ist ein Gewinn an Effizienz, Geschwindigkeit und Transparenz, die Integration von Massen- und Werteflüssen in Echtzeit, eine drastische Verkürzung der Materialbedarfsplanung sowie eine einheitliche Systemlandschaft.
Das Synapsis-Projekt
Die Dräxlmaier Group verfügt über eine sehr heterogene Systemlandschaft mit zahlreichen SAP- und Non-SAP-Systemen. Das ursprüngliche Hostsystem war zu Beginn des Projektes bereits über 30 Jahre alt und sollte abgelöst werden. In diesem Zuge wurde eine S/4-Transformation geplant. Dräxlmaier startete daher das Konzernprogramm Synapsis. „Das große Ziel war es, Dräxlmaier auf die Zukunft vorzubereiten. Mit den Altsystemen ist es nicht mehr möglich, das große Wachstum, das der Konzern in den vergangenen Jahren vollzogen hat, zu steuern. Daher musste nun eine komplett neue Unternehmensplattform geschaffen werden“, erklärt Thomas Beyer, Data Migration, BPM und MDM Lead bei der Dräxlmaier Group.
Für die global agierende Dräxlmaier Group gilt es, die Daten von acht verschiedenen Non-SAP-Systemen auf ein S/4-System zu überführen. In dieser Größenordnung gibt es bislang keine vergleichbaren Greenfield-Projekte. Aus diesem Grund ist sehr viel Know-how gefordert und viel Wissen über Vorgehensweisen mit anderen Non-SAP-Systemen.
Dräxlmaier entschied sich für einen selektiven Ansatz. Dieses Vorgehen bietet die Chance auf einen Technologiewechsel in Höchstgeschwindigkeit, ohne auf Innovationen oder Verbesserungen auf Prozessebene zu verzichten. Mithilfe der Standardsoftware cbs Enterprise Transformer ließ sich die Migration schließlich erfolgreich realisieren. Thomas Beyer erläutert: „Beim Programm Synapsis handelt es sich um einen wichtigen Bestandteil einer umfassenden, unternehmensweiten Business-Transformation. Eine der Kernaufgaben ist es dabei, zukunftsfähige End-to-End-Prozesse komplett neu aufzubauen.“ Der neue Digital Core bei Dräxlmaier wird künftig im Wesentlichen aus drei Programmen bestehen: aus Synapsis, wie beschrieben, PLM Next, dem Engineering Tool basierend auf Siemens Team Center, und dem Manufacturing Execution System, MES.
Baustelle: Datenqualität
Die größte Herausforderung des Synapsis-Programms lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Datenqualität. Bei der Zusammenführung vieler unterschiedlicher Quellsysteme ist eine solide Stammdatenqualität von essenzieller Bedeutung für das Unternehmen und die laufenden Kernprozesse. Es galt daher, die Daten vor der Überführung in das Zielsystem zuerst systemübergreifend abzugleichen. Bis zur aktuell laufenden Projektphase wird das Team regelmäßig mit der Herausforderung des Materialstammdesigns konfrontiert. Durch die kollegiale Zusammenarbeit und die Gewohnheit sehr offener Kommunikation lassen sich aber auch schwierige Projektprozesse gut bewältigen.
„Wir konnten das Problem der Datenqualität einerseits durch die umfassende Einführung eines Master-Data-Governance-Tools lösen. Dabei wurden Verantwortliche für bestimmte Objekte in den einzelnen internen Organisationen klar festgelegt. Andererseits orientieren wir uns im Synapsis-Projekt an einem einheitlichen Workstream, der sich ausschließlich um Datenqualität kümmert. Dieser beinhaltet einen sogenannten Data-Cleansing-Hub, der sich derzeit noch im Aufbauprozess befindet“, resümiert Beyer.
Migrationen in kurzer Zeit
Im Synapsis-Programm war und ist ein fundiertes Verständnis sowohl für Quell- als auch für Zielsysteme, zwischen denen die Daten bewegt werden, enorm wichtig. Dieses Know-how kann cbs in das Projekt einbringen. Eine zusätzliche Qualitätssicherung ermöglicht die Datenvalidierung über eine Zwischenstruktur. Dabei werden die Daten selektiert und gemappt in einer Tabelle bereitgestellt, bevor sie final im Zielsystem verbucht werden. So können sie präventiv überprüft werden, um eine nachträgliche Fehlerbehebung im Zielsystem zu vermeiden. Für Dräxlmaier bedeutet das: ein Gewinn an Effizienz, Geschwindigkeit und Transparenz. Aktuell werden zukünftige Go-lives vorbereitet – so etwa am rumänischen Standort in Hunedoara in Siebenbürgen.
Es gilt nun, die Roll-out-Strategie zu industrialisieren, um mehrere Einheiten in einem Go-live zusammenzufassen. Bis zum Jahr 2027 soll S/4 Hana über die gesamte Systemlandschaft hinweg ausgerollt werden. Diese Landschaft umfasst etwa 140 Einheiten an rund 50 Standorten. Einige Roll-outs an verschiedenen Standorten, etwa in Braunau, in Leipzig sowie im rumänischen Timisoara, wurden bereits durchgeführt. Projektleiter Beyer erklärt: „Der absolute Mehrwert des Projektes liegt in der Zusammenführung unserer heterogenen Systemlandschaft. Jetzt müssen wir die Geschwindigkeit hochfahren und in einen Turbo-Roll-out-Modus wechseln. Das Projekt verlangt eine schnelle Umsetzung und exzellente fachliche Kompetenzen auf allen Ebenen. Mit unserem industrialisierten Migrationsansatz, den wir gemeinsam mit cbs entwickelt haben, sind wir in der Lage, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Migrationen durchzuführen. Das ist auch notwendig, denn wir können uns schließlich nicht 15 Jahre lang mit der Transformation unserer Unternehmensplattform beschäftigen.“
Dräxlmaier
Die Dräxlmaier Group ist ein deutscher Automobilzulieferer mit Hauptsitz in der niederbayerischen Stadt Vilsbiburg. Das 1958 gegründete Familienunternehmen entwickelt und produziert Elektrik- und Elektronikkomponenten, Bordnetze und Interieure sowie Nieder- und Hochvoltspeichersysteme für Kraftfahrzeuge. Im Jahr 2021 erreichte der Top-100-Automobilzulieferer einen Umsatz von 4,6 Milliarden Euro. Dräxlmaier ist an rund 65 globalen Standorten tätig und beschäftigt rund 72.000 Mitarbeiter. Zu den Ländern mit großen Produktionsstätten gehören Mexiko, China und Tunesien.
Zu den Kunden des Unternehmens gehören die Automobilhersteller Audi, BMW, Jaguar Land Rover, Maserati, Mercedes-Benz Group, Mini, Porsche und Volkswagen.