Baustelle BTP und Abap
Blackbox: von R/3 nach S/4
Wer sich noch an SAP R/3 erinnern kann, wird den Begriff Blackbox für dieses System kaum in Abrede stellen. R/3 konnte zwar mit Abap modifiziert werden, aber war in weiten Teilen ein für sich abgeschlossenes System – was kein Problem war! Webservices und Open-Source waren damals in der B2B-Welt unbekannt.
Selbst S/4 war zu Beginn ein reines On-prem-System, obwohl die ersten Cloud-native-Produkte schon am Horizont sichtbar wurden. 2015 wurde S/4 von Professor Hasso Plattner, Ex-SAP-CEO Bill McDermott und Ex-Technikvorstand Bernd Leukert präsentiert. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die IT-Landschaft dramatisch verändert. Linux ist durch die Übernahme von Red Hat durch IBM zum B2B-Produkt geworden. Zahlreiche Open-Source-Produkte und -Initiativen wie Cloud Foundry sind entstanden, die aktuell auch von SAP intensiv genutzt werden.
Aktuell kann kein IT-Produkt mehr ohne Webservices und Open-Source-Komponenten bestehen und die Idee von IT-Plattformen hat Einzug in die Informatik gefunden. Diese Kombination aus Internet, Open Source und Plattformen bestimmt die digitale Transformation. Die Antwort der SAP: Business Technology Platform mit dem Entwicklungsframework Steampunk, siehe auch Steampunk- und BTP-Summit der SAP-Community am 28. und 29. Februar in Heidelberg, hier geht es zur Anmeldung.
Schweizer Taschenmesser BTP
Geht es nach der Vorstellung von SAP, dann soll die SAP’sche Business Technology Platform alle Erweiterungen und Ergänzungen eines S/4-Systems verwalten – mit dem Ziel: Keep the ERP-Core Clean! Eine wesentliche Komponente ist dem Zeitgeist geschuldet: künstliche Intelligenz. Positiv ist daher die Bekanntgabe des Generative-AI-Hubs bei der vergangenen SAP TechEd 2023 zu bewerten, der diese Öffnung technologisch aufgreift. Die auf der BTP existierenden SAP-AI-Core und SAP-AI-Launchpad werden um diesen Generative-AI-Hub erweitert, um die Anbindung an externe LLM-Modelle, genau genommen zunächst Open AI, anzusteuern. Zudem ist die Abrechnung über ein eigenes Preismodell (AI-Units) geplant.
BTP soll einmal viel können, noch finden sich jedoch genauso viele Baustellen: So fehlt nach wie vor ein einheitliches Harmonized Document Management über das komplette SAP-Portfolio hinweg. Nachholbedarf besteht gerade bei akquirierten SAP-Lösungen wie Ariba, SuccessFactors, aber auch neu entwickelten Produkten wie der BTP und dem Cloud-Application-Lifecycle-Management (ALM).
Konsistenz über alle BTP-Services hinweg
Bei der BTP vermissen die Anwenderunternehmen laut Anwenderverein DSAG noch eine serviceübergreifende Strategie sowie die Konsistenz über alle BTP-Services und deren Zusammenspiel hinweg – um die BTP sowohl in unternehmensweiten, mehrstufigen Architekturen noch eindeutiger als Plattform als auch mit den zugehörigen Business-Services integrieren zu können.
So ist z. B. das Monitoring und Logging der einzelnen Services noch nicht einheitlich ausgeprägt. Auch eine durchgängige Cloud-Identity-Management-Strategie ist noch nicht Realität. Zudem würde eine einheitliche Zugriffsstrategie vom SAP-Support auf die LoB-Services den Bestandskunden das Leben erleichtern. Eine einheitliche Übersicht der BTP-Services inklusive deren Verfügbarkeit in den Preislisten fehlt bis jetzt ebenso. Die DSAG-Mitglieder wünschen sich eine zügige Integration von Lösungen wie beispielsweise Signavio als vollintegrierten BTP-Service, was die operative Nutzung der BTP erleichtern könnte.
Zusammenfassend gilt: Für das Zusammenspiel von Lines-of-Business(LoB)- und BTP-Services muss eine einheitliche Strategie erarbeitet, umgesetzt und kommuniziert werden. Darin sieht der Anwenderverein DSAG einen wichtigen Ansatz, den es auszubauen gilt.