KI-Enabler und Automatisierer
E3-Magazin: Was werden die Schwerpunkte von Ososoft dieses Jahr und in Zukunft sein?
René Ott, Ososoft: Wir haben für die kommenden Jahre zwei klare Ziele. Zum einen der massive Ausbau unserer ProcessBridge-Suite, die Use-Cases konkret löst, die jeder SAP-Bestandskunde hat, und zum anderen die Gewinnung von weiteren großen SAP-Projekten mit der Kombination gute Berater plus Innovationen als Projektbeschleuniger.
E3-Magazin: Sie sprechen von Innovationen – wo haben Sie in der letzten Zeit investiert?
Ott: Unsere größten Investments sind in den stark wachsenden Geschäftsbereich KI geflossen. Mit unserer ProcessBridge-Suite haben wir eine ganzheitliche, KI-gestützte Plattform entwickelt, mit der Unternehmen ihre Prozesse intelligent analysieren, effizient steuern und weitgehend automatisieren können. Mit Prozessen in 140 Sprachen arbeiten internationale Unternehmen global einheitlich und sparen enorm an Zeit und Kosten. ProcessBridge ebnet so den Weg zu einem neuen Level an Prozesseffizienz und -transparenz – quer durch die gesamte Organisation.
E3-Magazin: Haben Sie ein Beispiel dafür, wo Ihre ProcessBridge zum Einsatz kommt?
Tilmann Richl, Ososoft: Jüngstes Beispiel ist die S/4-Transformation eines großen Handelsunternehmens: Mit ProcessBridge konnten wir dort Testfälle automatisiert generieren, Prozesse umfassend dokumentieren und maßgeschneiderte Schulungsmaterialien für Key User bereitstellen. Das Ergebnis: erhebliche Effizienzsteigerung, pünktlicher Go-live und entlastete Mitarbeiter – für maximale Akzeptanz der Veränderungen. Der Kunde profitiert auch langfristig: Dokumentationen und Schulungen sind dank ProcessBridge nun immer topaktuell. So wird Wissen besser verankert, die Softwareeinführung beschleunigt und Mitarbeiter können sich auf ihre Kernaufgaben fokussieren. Für den Kunden ein Gamechanger in Sachen S/4-Einführung.
E3-Magazin: Immer schon war ein ambivalentes Thema unter Informatikern die Herausforderung einer adäquaten Dokumentation: Ososoft hat sich dieses Themas angenommen – aber wie?
Richl: Mit ProcessBridge lösen wir ein Kernproblem vieler IT-Projekte: die mangelnde Dokumentation, die Projekte verzögert und im schlimmsten Fall zum Reverse-Engineering von Systemteilen zwingt. Unsere KI-gestützte Plattform dokumentiert jeden Prozess vollautomatisch in drei Varianten:
- Als technische Doku mit allen Modifikationen und Anpassungen
- Als nutzerzentrierte Doku inklusive Hintergrundwissen
- Als Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Screenshots für die Nutzer
Unternehmen erhalten so eine lückenlose Dokumentation – technisch wie fachlich. Das spart massiv Aufwand, vermeidet Fehler und stellt sicher, dass das Wissen nicht in den Köpfen einzelner Mitarbeiter verloren geht.
E3-Magazin: Dokumentation ist die Basis, daraus lässt sich Schulungsmaterial ableiten. Diesen Schritt bietet Ososoft sogar mehrsprachig an. Wie funktioniert es und welcher Mehrwert ergibt sich daraus?
Richl: Mehrsprachigkeit ist mit unserer Plattform kein Problem mehr, denn die Schulungsunterlagen werden direkt in der Zielsprache generiert – nicht übersetzt. Für Unternehmen mit globalen Produktions- und Lieferketten bedeutet das: Ein zentrales Team erstellt die Schulungen für den weltweiten Roll-out, perfekt zugeschnitten auf die jeweilige Region. Mitarbeiter werden so optimal auf neue Prozesse und Systeme vorbereitet. Das beschleunigt die Einführung neuer Software enorm, steigert die User Adoption und steigert so den ROI.
E3-Magazin: Sie bieten eine ganze Suite an, die auch bei der Standardisierung sowie Automatisierung hilft, und eben bis zur mehrsprachigen Dokumentation. Erklären Sie bitte dieses Vorgehensmodell.
Richl: Der Clou unseres Vorgehens liegt im „Single Point of Truth“. Wir erfassen jeden Prozess einmal zentral im System und nutzen diese Daten dann durchgängig für Testing, Training, Dokumentation und Prozessanalysen. Unternehmen profitieren so von einer 360-Grad-Sicht auf ihre Prozesse – technisch wie fachlich, als Schritt-für-Schritt-Anleitung oder für Performanceanalysen. Änderungen am Prozess pflegt man nur einmal ein, schon sind alle Unterlagen wie Schulungsunterlagen und Dokumentationen automatisch aktualisiert. Das spart enorm Zeit, Aufwand und Nerven im Tagesgeschäft. Mit dieser Vorgehensweise etablieren Unternehmen zudem ganz nebenbei einen Dokumentations- und Schulungsstandard, da alle Outputs aus einer zentralen Quelle kommen und damit ein einheitliches Look-and-feel haben.
E3-Magazin: Aus automatisierter Dokumentation und KI entstand auch die Fähigkeit zum automatisierten Testen. Wie?
Richl: Mit dem automatisierten Testing gehen wir noch einen Schritt weiter Richtung Prozesseffizienz: Unsere Plattform generiert nicht nur die Testfälle zu einem Prozess, sondern auch gleich die Testdaten auf Basis der Stamm- und Bewegungsdaten. Damit lassen sich dann vollautomatisch zuverlässige User Acceptance Tests und Regressionstests durchführen – egal ob mit Tosca, UI Path oder einem intelligenten autonomen Bot, den wir aktuell entwickeln. Dieser kann bereits – experimentell – selbstständig durch SAP-Systeme navigieren, um Tests autonom abzuwickeln. Unternehmen testen so in kürzerer Zeit mehr Prozesse mit deutlich höherer Testabdeckung. Fehler werden früher entdeckt, bevor sie im Produktivsystem Schaden anrichten können. Gleichzeitig sinkt der manuelle Testaufwand massiv.
E3-Magazin: Viele der Angebote von Ososoft basieren auf KI. Welche Werkzeuge nutzen Sie und wie entwickeln Sie Ihre Lösungen?
Richl: Wir nutzen ein ganzes Arsenal modernster KI-Technologien – von der Bilderkennung bis hin zu generativen Sprachmodellen. Aber bei all der Faszination für die technischen Möglichkeiten steht für uns immer der konkrete Kundennutzen im Fokus. Deshalb entwickeln wir gezielt KI-Lösungen, die echte Business-Probleme lösen und für den Kunden einen messbaren Mehrwert liefern. Ein Schlüsselfaktor dabei ist Transparenz: Wir entwickeln keine „Blackbox“, sondern Lösungen, die jederzeit nachvollziehbar und vom Menschen kontrollierbar sind. Denn nur so lässt sich KI nachhaltig und sicher im Unternehmen verankern.
E3-Magazin: Sie waren erfolgreicher Aussteller auf dem DSAG-Jahreskongress 2023 in Bremen: Wie waren die Reaktionen der SAP-Bestandskunden?
Ott: Mit einigen Folgebeauftragungen für durchaus umfangreiche Projektvorhaben und mehreren Direktbeauftragungen für die ProcessBridge Suite trotz des noch frühen Stadiums der Demo wurden unsere Erwartungen an unser Debüt als Aussteller auf dem Jahreskongress tatsächlich übertroffen.
E3-Magazin: Wie weit sind Ihre Angebote standardisiert und releasefähig?
Ott: Unsere Lösungen sind so konzipiert, dass sie jeder SAP-Bestandskunde direkt einsetzen kann – egal ob auf ECC oder S/4. ProcessBridge ist vollkommen übergreifend, auch Non-SAP-Systeme sind möglich oder eben andere SAP-Systeme wie EWM, TM, SuccessFactors etc.
E3-Magazin: Halten Sie sich an „keep the core clean“ und nutzt Ososoft die SAP BTP?
Ott: „Keep the core clean“ ist mittlerweile der gute Ton, speziell in S/4-Projekten. Wann immer möglich versuchen wir das einzuhalten. Wenn man sich auskennt, ist das auch meistens möglich. In der BTP haben wir schon sehr früh – da war es noch die SAP Cloud Platform – Erfahrung aufgebaut und kennen uns hier mittlerweile wirklich tief aus. Wenn also unsere Kunden eine BTP-Strategie fahren, nutzen wir sie gerne.
E3-Magazin: Sie beteiligen sich dieses Jahr am SAP Competence Center Summit des E3-Magazins in Salzburg als Sponsor und mit einer Keynote. Was ist die Erwartungshaltung?
Ott: Ich war persönlich mehrere Jahre in Salzburg auf Kundenprojekten und verbinde den Ort mit sehr guten persönlichen Erinnerungen an die Menschen dort. Wir werden zeigen, was mit KI realistisch (!) im SAP möglich ist und welche großen Probleme wir mit unserer Plattform bereits geknackt haben. Da die Reaktionen bislang überwältigend waren, freuen wir uns schon auf die Gespräche und Diskussionen, die kommen werden. Aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres werden auf dem CC-Summit 2024 viele SAP-Bestandskunden sowohl aus dem On-prem- als auch Cloud-Bereich anwesend sein.
E3-Magazin: Wie stehen Sie zu der Diskussion Private Cloud als On-prem-Modell und Public Cloud? Was erwarten Sie für die Zukunft?
Ott: Nun, die SAP hat ja eine klare Cloud-First-Strategie und die wird sie auch ganz konsequent fortsetzen – auf die Kunden wird ein zunehmender „freundlicher Zwang“ zukommen, doch bitte mindestens die Private Cloud zu nutzen, gepaart mit Rise und der BTP. Von daher gehen wir davon aus, dass viele Kunden sukzessive in das neue Ökosystem der SAP wechseln werden.
E3-Magazin: Mit welchen Fragen und Herausforderungen sollen SAP-Bestandskunden nach Salzburg zum CC-Summit 2024 kommen?
Richl: SAP-Bestandskunden sollten sich auf dem CC-Summit 2024 drei zentrale Fragen stellen:
- Wie kann ich meine SAP-Projekte mit KI massiv beschleunigen und so echte Wettbewerbsvorteile realisieren?
- Wie lässt sich das volle Potenzial von Process Intelligence ausschöpfen, um die operationale Effizienz und Business-Agilität auf ein neues Level zu heben?
- Wie verändert sich die Rolle der IT und der Fachbereiche in einer Welt, in der KI immer mehr Routineaufgaben übernimmt?
E3-Magazin: Wie wird sich der Gebrauch von KI in der SAP-Community entwickeln?
Richl: KI wird sich in der SAP-Community rasant ausbreiten und nach und nach alle Geschäftsbereiche durchdringen – als Enabler für bessere Entscheidungen, effizientere Prozesse und innovative Geschäftsmodelle. Aber der Weg dahin ist kein Selbstläufer. Unternehmen müssen drei zentrale Herausforderungen meistern:
- Datenqualität: KI braucht Daten – und zwar „saubere“ Daten. Unternehmen müssen ihre Datenschätze konsolidieren, strukturieren und anreichern, um eine belastbare Grundlage für KI-gestützte Analysen zu schaffen.
- KI-Kompetenz: Die nachhaltige Integration von KI erfordert neue Skills und Rollen wie den Data Scientist oder KI-Architekten. Dieses Know-how muss in hybriden Teams aus IT und Fachbereichen aufgebaut und verankert werden.
- Change Management: KI verändert Arbeitsprozesse und Jobprofile tiefgreifend. Damit die Technologie ihr volles Potenzial entfalten kann, müssen Mitarbeiter befähigt und Ängste abgebaut werden – eine Mammutaufgabe für Leadership und HR.
E3-Magazin: Zusammenfassend: Warum soll sich ein SAP-Bestandskunde nach unserem Interview bei Ososoft melden?
Ott: Als strategischer Partner helfen wir SAP-Bestandskunden dabei, ihre Digitalisierung ganzheitlich voranzutreiben, und unterstützen mit ganzheitlicher strategischer Beratung, zukunftsgerichteten Digitalstrategien und erfolgreicher Projektimplementierung aus einer Hand. Unsere Stärke liegt darin, die Brücke von innovativen technischen Möglichkeiten zu echtem Business-Nutzen zu schlagen – von der -Vision bis zur Umsetzung. Mit der Verknüpfung von tiefer SAP-Expertise und strategischem KI-Know-how entwickeln wir für die spezifischen Herausforderungen jedes Kunden die passenden zukunftsgerichteten Lösungen.
E3-Magazin: Letzte Frage: Für was steht Ososoft in der SAP-Community?
Ott: Unsere langjährige SAP-Expertise und Projekterfahrung bildet das stabile Fundament, auf dem wir Neues Denken und Zukunft gestalten – mit frischen Ideen, agilem Mindset und digitalem Pioniergeist. Für unsere Kunden sind wir der Trusted Advisor, der neue Techniken wie KI oder Process Mining so in SAP-Landschaften integriert, dass ein unmittelbarer Business Value entsteht. Mit diesem „SAP Plus“-Ansatz machen wir Unternehmen zukunftsfähig und helfen ihnen, ihr digitales Potenzial voll auszuschöpfen.
E3-Magazin: Herr René Ott, Herr Tilmann Richl, Danke für das Gespräch.