SAP ist auf Allzeithoch und drängt in die Cloud
Die Dynamik, mit der die SAP ihre Konzern- und Produktpolitik betreibt, beeindruckt. On-prem-Angebote wurden drastisch verteuert – auch, um SAP-Kunden in die Cloud zu drängen. Mit dem Private-Cloud-Komplettpaket Rise with SAP und mit Grow with SAP für Public Cloud bietet SAP eine neue Form der Cloud-Transformation an. Das Subskriptionsmodell bringt Kunden in eine Dauerabhängigkeit und generiert SAP beständig profitable Umsätze. Das flexiblere Lizenzmodell stellt Cloud- gegenüber On-prem-Kunden deutlich besser. Dabei sind die Vertragsmodelle wie auch die Transformation selbst hochkomplex und bieten viele Risiken und Nebenwirkungen – bis hin zum notwendigen IT-Umbau.
Cloud nur mit Mehrpreis
Die Ankündigung, Innovationen wie die Nutzung künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeitsreporting nur noch in den SAP-eigenen Cloud-Angeboten gegen Mehrpreis zur Verfügung zu stellen, düpierte und verunsicherte Kunden wie Partner. Die Folge: noch mehr Druck, den Wechsel in die SAP-Cloud anzugehen.
Offenbar sind bisher weniger zu S/4 migriert als geplant. Die Cloud-Angebote wurden nicht im erwünschten Umfang angenommen. Bereits getätigte Investitionen in On-prem-Software wurden nicht angerechnet, bis Anfang 2024 der nächste Schachzug in Form eines neuen Bonus- und Rabattprogramms folgte: Mit „Rise with SAP Migration and Modernization“ sollen Kunden eingeladen werden, eine Cloud-first-Geschäftsstrategie auf SAP-Basis zu entwickeln.
Und SAP verstärkt weiter den Druck: Bereits seit September vergangenen Jahres erhalten viele Kunden über die Standardrabatte hinaus nicht mehr die in der Vergangenheit regelmäßig gewährten zusätzlichen Rabatte. SAP will mit dieser De-facto-Verteuerung Bestandskunden den Erwerb benötigter On-prem-Lizenzen zusätzlich vergällen und zum Umstieg auf Rise-Cloud-Lösungen bewegen – und damit den Profit erhöhen. Neukunden wurde der Erwerb von On-prem-Lizenzen mit Hinweis auf die Cloud-Angebote bereits mehrfach verwehrt.
Inzwischen hat SAP das Rise-Umstiegsprogramm durch Verlängerung des Eilzuschlags noch attraktiver gestaltet: Bei Abschluss eines entsprechenden Vertrags bis Ende September 2024 gibt es zusätzlich zu den 45 Prozent für ECC-Kunden (max. 3 Millionen Euro) bzw. 60 Prozent für S/4-Kunden (max. 6 Millionen Euro) Migration Credit als Gutschriften, weitere 25 Prozent Turbo-Uplift – was im Einzelfall sehr viel Geld sein kann! Dazu kommen oft noch hohe Subventionen der Hyperscaler. Über 5200 Kunden haben nach aktuellen Angaben von SAP bereits Private-Cloud-SAP-Verträge abgeschlossen.
Wenn Sie noch nicht in fortgeschrittenen Gesprächen mit SAP sind, ist ein Vertragsabschluss bis September 2024 kaum realistisch. Wir empfehlen Ihnen dennoch unbedingt, sich kurzfristig mit Rise oder Grow auseinanderzusetzen, um mögliche wirtschaftliche und strategische Nachteile für Ihr Unternehmen zu vermeiden – zumal das Programm bis Ende 2024 begrenzt ist.
Der SAP-CEO Christian Klein betreibt seit mehr als einem Jahr auch die Umgestaltung des Unternehmens, hin zu mehr Public Cloud, zu KI – und zum Abbau von 10.000 „Altjobs“. Primär, um den Börsenwert von SAP signifikant zu erhöhen und um seinen Job zu retten. Denn die Unzufriedenheit der Beschäftigten von SAP steigt: Fast die Hälfte traut Klein laut aktueller Befragung nicht mehr zu, SAP in die Zukunft zu führen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Der Vorstandschef führt autoritär, beordert die Belegschaft zurück ins Büro und will ein Bewertungssystem einsetzen, um Low Performer zu identifizieren. SAP steckt in der Transformation. All das kannten die erfolgsverwöhnten SAPler bislang so nicht.
10.000 langjährig SAP-erfahrene (und vermutlich kritische) Mitarbeiter freizusetzen zugunsten günstigerer, unerfahrener und loyaler Mitarbeiter – wie wird das SAP verändern? Wo es doch bereits heute für Kunden schwierig ist, qualifizierten Support und Weiterentwicklung der Software zu erhalten, da erfahrene Ressourcen fehlen.
Ab 2025 rechnet SAP mit rund 200 Millionen Euro weniger Kosten als bisher geplant. Dadurch soll auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) entsprechend steigen: SAP plant nun mit 10,2 Milliarden Euro, bislang waren es 10 Milliarden.
Grow und Public Cloud
Die Produktstrategie von Christian Klein ist klar: In aktuellen Präsentationen wird immer mit Grow with SAP die Public Cloud als Ziel gesetzt, Rise with SAP als Übergang, sofern Grow (noch) nicht möglich ist. Und dazu KI. Die Börse hat dies alles und auch die euphorischen Quartalsergebnisse des zweiten Quartals honoriert (das operative Ergebnis stieg um 33 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro). Analysten hatten lediglich mit einem Anstieg um 24 Prozent gerechnet: Der Börsenkurs ist in den vergangenen zwölf Monaten um fast 60 Prozent auf nahezu 200 Euro pro Aktie gestiegen.
SAP-Cloud oder passendere Alternativen? Prüfen Sie zeitnah! Vor dem neuen Programm gab es beim Abschluss von Cloud-Verträgen nie Anrechnungen für getätigte On-prem-Lizenzkäufe – daher verändert dies das Momentum nun noch mal deutlich zugunsten von Rise with SAP. Die SAP-SAM-Experten von HiSolutions haben in den vergangenen Jahren viele Unternehmen beim Wechsel in die SAP-Cloud begleitet. Andererseits erwies sich bei einer mindestens ebenso großen Zahl von Kunden die SAP-Cloud als nicht wirtschaftlich oder unpassend. Daraufhin wurden gemeinsam zukunftsfähige Alternativen gesucht, gefunden, bewertet und auf den Weg gebracht.
Dies ist hochkomplex. Es berührt die elementaren Grundlagen der IT und jedes Unternehmens. Es geht um Millionen. Viele Unternehmen haben für diese einmalige Transaktion nicht die erforderliche Erfahrung und Expertise und sollten daher auch Rat und Unterstützung von seriösen und erfahrenen SAP-Lizenz- und -Vertragsberatern einholen.
1 Kommentar
Peter
Christian Klein führt autoritär? Das ist ja wohl ein Scherz.
Btw: low-performer Programme hat es unter verschiedenen Namen bei SAP immer schon gegeben.
Was passiert mit den 10.000 MA, die den goldenen Handschlag erhalten haben? Die freuen sich ein Bein ab, und drängen als 55 jährige Frührentner mit einer 4-Tage Woche 100% remote in den SAP Beratermarkt, gerne mit 100k Gehalt und einer Spitzenexpertise, nicht nur in alten Themen. Kann bei aktuellem Personalnotstand ja nicht schlecht sein.
Man kann von der SAP Transformation halten, was man will: Sie war mehr als überfällig.