Reifegrad der Lieferketten ist Wettbewerbsvorteil
Unternehmen mit den ausgereiftesten Lieferketten sind 23 Prozent profitabler als ihre Mitbewerber. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Accenture-Studie. Die Analyse zeigt auch, dass bei den führenden Unternehmen die Wahrscheinlichkeit sechs Mal höher ist, dass sie KI und generative KI umfassend in ihrem Lieferkettenmanagement einsetzen und so auch Unternehmenswerte steigern.
Accenture hat für den Bericht „Next stop, next-gen“ über 1000 Unternehmen aus zehn Branchen in fünfzehn Ländern befragt. Die Studie misst den Reifegrad einer Lieferkette daran, wie umfangreich Unternehmen generative KI, maschinelles Lernen und andere Technologien für autonome Entscheidungsfindung, anspruchsvolle Simulationen und kontinuierliche Verbesserungen in ihren Lieferketten einsetzen. Diese Kompetenzen ermöglichen Unternehmen, sich schneller an Veränderungen anzupassen und neue Technologien nahtlos zu integrieren.
Reifegrad und Marge
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Spitzenreiter – die oberen 10 Prozent der Unternehmen mit der höchsten Punktzahl auf der Reifegradskala – zwischen 2019 und 2023 um 23 Prozent höhere Margen erzielen konnten als ihre Mitbewerber. „Führende Unternehmen investieren in hohem Maße in fortschrittliche Technologien, insbesondere in KI und generative KI, um damit die Lieferketten der nächsten Generation aufzubauen“, sagt Matthias Hégelé, Supply Chain und Operations Lead DACH bei Accenture. „Diese Kompetenzen sind für die Neugestaltung von Lieferketten im Hinblick auf Effizienz, Flexibilität, Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit unerlässlich. Sie ermöglichen es den Marktführern, heutige und zukünftige Schwachstellen und Ineffizienzen in grundlegenden Lieferkettenfaktoren wie Kosten, Qualität und Lieferung zu überwinden.“
Papierlandkarten im SCM
Das Gesamtbild, das der Bericht zeichnet, ist alarmierend. Während der durchschnittliche Reifegrad der Lieferketten zwischen den Jahren 2019 und 2023 um mehr als 50 Prozent gestiegen ist, liegt der Durchschnittswert über alle Unternehmen hinweg lediglich bei 36 Prozent. Der Mittelwert variiert je nach Branche und Land. In Deutschland liegt er bei 45 Prozent, in Mexiko bei 22 Prozent und in Japan bei 52 Prozent.
Bei Konsumgüterunternehmen beträgt er 31 Prozent, in der Automobilindustrie sowie bei Unternehmen der Luft- und Raumfahrts- sowie Verteidigungsindustrie jeweils 40 Prozent. „Wenn wir den Reifegrad von Lieferketten damit vergleichen, wie sich unsere Navigationsmethoden weiterentwickelt haben, von Sternenkarten hin zu teilautonomen Fahrzeugen, dann arbeiten viele im Supply-Chain-Management immer noch mit Papierlandkarten und Navis der ersten Stunde“, ergänzt Matthias Hégelé.
„Die Entwicklung der nächsten Lieferkettengeneration hat gerade erst begonnen. Dafür notwendige Lösungen wie generatives Design für die Produktentwicklung, hochautomatisierte Anlagen für deren Produktion sowie fortschrittliche Analytik und maschinelles Lernen zur Vorhersage von Lieferengpässen existieren bereits. Sie sind aber erst der Anfang. Das Potenzial für Innovation ist enorm.“
Unternehmen müssen ihre Kompetenzen im Lieferkettenmanagement weiterentwickeln, um im heutigen wirtschaftlichen Kontext wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Zeiten stabilen Wirtschaftswachstums und reibungsloser Globalisierung sind vorbei. Die alten Hebel in der Lieferkette, wie etwa Global Low-Cost Sourcing und spezialisierte Fabriken an kostengünstigen Standorten, reichen nicht mehr aus.