SAP und die Cloud – eine Erfolgsgeschichte?
Und die Anbieter auch, weil sie den Anschluss an das kommende Cloud-Geschäft nicht verpassen und technisch innovativ sein wollen (oder müssen). Gerade die Großen wie IBM, Microsoft, Oracle oder eben auch SAP investieren massiv ins Cloud-Geschäft und beeindrucken durchaus mit positiven Zuwachsraten; keiner, der sich nicht über kurz oder lang zum Cloud-Anbieter mausern möchte.
„SAP is a cloud company driven by SAP Hana in-memory technology. We have 110 million cloud subscribers and 41 state-of-the-art data centers around the world“
heißt es auf der SAP-Website im Bereich „Cloud Solutions“.
Und dann die Zahlen: Im Jahr 2016 erreichten die Cloud-Subskriptions- und -Supporterlöse der SAP ca. 3 Milliarden Euro, was eine Steigerung von 30 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Gemessen am Gesamtumsatz von 22 Milliarden Euro sind das immerhin fast 14 Prozent, die SAP mittlerweile mit dem Cloud-Business erzielt.
Noch ist Cloud zwar ein ganzes Stück davon entfernt, Hauptumsatzträger zu werden, aber die Zahlen und Zuwachsraten zeigen den Trend.
Also, ERP on premise – alles Schnee von gestern? Man könnte es fast meinen, wenn man das alles liest. Allerdings ist es verwunderlich, dass zum Bespiel bei der letzten DSAG-Investitionsumfrage nur 1,3 Prozent der Befragten einen Hauptinvestitionsbereich bei S/4 Hana Cloud sehen; ERP in der Cloud scheint demzufolge (noch) nicht der Megatrend bei den Anwendern zu sein.
Nun könnte man annehmen, dass die Umfrage ja nur im deutschsprachigen Bereich gemacht wurde und dass andere Länder und Regionen dem Thema Cloud gegenüber offener wären – und dass sich genau dies in den Zahlen der SAP abbildet.
Aus den Zahlen lässt sich dies jedoch nicht ableiten, weil eine entsprechende Aufschlüsselung nicht vorliegt. Ebenso wenig lässt sich im Geschäftsbericht herauslesen, aus welchen Bereichen genau die Cloud-Zahlen stammen.
SAP befindet sich hier in bester Gesellschaft mit den anderen Großen der Branche, bei denen jeder seine eigene Definition von Cloud hat und auch nicht wirklich transparent aufschlüsselt, was man alles zum Cloud-Umsatz zählt. Das bemängelten auch schon Analysten von Gartner.
Vorwerfen kann man das SAP und der Peergroup allerdings nicht, denn die Aufschlüsselung, die Anwender und Marktkenner sicher interessieren würde, ist bilanziell so nicht erforderlich.
Trotzdem liegt die starke Vermutung nahe, dass die Cloud-Umsätze noch nicht im Kerngeschäft, der Softwaremiete für die ERP-Nutzung, erzielt werden, sondern hauptsächlich aus den Zukäufen der jüngsten Zeit stammen: SuccessFactors, Hybris oder Concur.
Diese Beobachtung schmälert den Cloud-Erfolg von SAP keineswegs, SAP bewegt sich mit diesen Akquisen durchaus in eine zukunftweisende Richtung und wird aus den neuen Geschäftsfeldern sicherlich wichtige Impulse für das ERP-Kerngeschäft erhalten.
Allerdings ist es wichtig, hier als Anwender, Anbieter und Marktbeobachter einen scharfen Blick zu behalten. Zur wirklichen Erfolgsstory ohne Wenn und Aber wird das Cloud-Geschäft erst, wenn auch das ERP-Kerngeschäft davon profitiert.
Erste, durchaus vielversprechende Anfänge sind gemacht – aber natürlich muss auch der Anwender mitziehen. S/4 Hana Cloud wird kommen und sich spürbar Marktanteile verschaffen, auch wenn die Lösung, wenn es so weit ist, vielleicht ganz anders heißen wird.
Was auch bedeutet: Es wird nicht kurzfristig geschehen. Gerade im Konzernumfeld, der angestammten SAP-Klientel, wird noch einiges an Umdenken, hinzugewonnenem Sicherheitsempfinden und ein Einfordern klarer Migrationspfade stattfinden müssen, bis das Auslagern der Kernanwendung ERP in die Cloud eine valide Option wird.
Die Entwicklung der SAP in den nächsten Jahren bleibt spannend – und die genaue Analyse der jährlichen Cloud-Zahlen ebenso.