Big Data für die digitale Energiewende
Wie kamen Sie auf die Idee zu Enersis und was ist in der Zwischenzeit passiert?
Christina Würthner: Enersis Suisse wurde ursprünglich als Business- und IT-Consulting-Firma für die Energiebranche gegründet. Aus den Beratungsprojekten erkannte der Gründer Thomas Koller den Bedarf für eine Software, die sich als Basis erst einmal um Datenqualität und Datenmanagement kümmert.
Hieraus entstand die Enersis-Big-Data-Plattform und in der Folge diverse darauf aufbauende Pilotanwendungen sowie als Vision der Digital Energy Boardroom.
Mit dieser Lösung war Enersis 2010 eindeutig zu früh am Markt. Im Zuge des gestiegenen Wettbewerbsdrucks für Energieversorger folgte die Erkenntnis, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Dezentralisierung nur über eine stärkere Digitalisierung zu stemmen sind.
Dies brachte in den letzten zwölf Monaten den Durchbruch. Inzwischen zählen u. a. E.ON und Innogy in Deutschland zu unseren Kunden.
Welche Unterstützung haben Sie erhalten?
Würthner: Der Aufbau des Software-Geschäfts, also das eigentliche Start-up, erfolgte mit Fokus seit 2014 und beinhaltete zwei Finanzierungsrunden mit Business Angels und einem VC-Investor. Diese Beteiligungen legten die Basis für den Aufbau der deutschen Tochtergesellschaft im Großraum Berlin.
Die Mitgliedschaft im Startup-Focus-Programm begann 2015 mit der Smart City Expo in Barcelona. Voraussetzung für unsere Teilnahme auf dem SAP-Stand als Start-up war die Aufnahme in das Programm.
Aktuell arbeiten wir intensiv im Bereich Go-to-Market zusammen, z. B. über die Teilnahme an Messen und SAP-Veranstaltungen, aber auch die technische Zusammenarbeit soll weiter intensiviert werden. Ziel ist es, dass wir auch über die SAP- Vertriebsorganisation Projekte gewinnen.
Warum setzt Enersis als erster Schweizer OEM-Partner auf Hana?
Würthner: Wir waren der erste OEM-Partner im Bereich Utilities. Aus der IT-/SAP-Beratungstätigkeit gab es enge Verbindungen zur SAP in der Schweiz. Unser Gründer Thomas Koller ist als Informatiker und IT-Nerd bei Innovationen immer vorne mit dabei und kannte so Hana direkt bei der Einführung.
Er hat die Potenziale von Big Data in der Energiebranche gesehen und sich für die Partnerschaft entschieden. Bis heute sehen wir keine Alternativen. Inzwischen hat auch die S/4-Einführung in der Branche begonnen, sodass wir die Vorteile wie Realtime-Anbindungen ausschöpfen können.
Wo sehen Sie Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Würthner: Enersis hat einen klaren Fokus auf Visual Energy Analytics. Wir haben unsere Kompetenzen in den Bereichen Energiewirtschaft, Big Data Management, Data Science und Analytics.
Daneben verfügen wir über ein Service-Team, das als Berater und Projektmanager schon diverse große Projekte beim Kunden implementiert hat. Für unsere Kunden in den Segmenten Energieversorger, Städte und Regionen sowie energieintensive Unternehmen sind wir der Partner für Software-Anwendungen aus einer Hand und liefern Pilotprojekte in drei Monaten.
Aktuell sind wir in Europa mit Schwerpunkt DACH-Länder aktiv.
Woher kommen die Daten, die von Ihnen aufbereitet werden?
Würthner: Enersis verarbeitet u. a. statistische, technische, finanzielle und geografische Daten aus unterschiedlichsten Daten- und Systemquellen. Diese können statisch, dynamisch bis hin zu real-time sein.
Über spezielle Datenmodelle/Algorithmen gewinnen wir neue Informationen und können darüber hinaus Prognosen und oder Simulationen erbringen.
Welche Voraussetzungen müssen Kunden bezüglich der Stammdaten mitbringen?
Würthner: Die Daten müssen in digitaler Form vorliegen oder gegebenenfalls digitalisiert werden, jedoch ist es keine Voraussetzung, im Unternehmen SAP zu nutzen. Enersis kann durch seine Lösungsplattform basierend auf Hana, einem eigenen Datenmodell und einer proprietären ETL/ Datenimport-Schnittstelle flexibel auf verschiedene Datenformate und IT-Systeme zugreifen. Das macht Enersis so besonders und schnell in der Projektumsetzung.
Mit welchen Implementierungszeiten müssen potenzielle Kunden rechnen und welche Unterstützung bieten Sie in der Vorprojektphase an?
Würthner: Enersis unterstützt bei der Lösungsfindung und Umsetzung. Die Lösungsplattform des Digital Energy Boardrooms beinhaltet eine flexible, agile Vorgehensweise und ermöglicht Realisierungszeiten für Piloten von zwei bis drei Monaten.
Rollout und Implementierung hängen dann von der Größe des Kunden sowie den dann in der Regel gewünschten Zusatzfunktionalitäten ab – aber zwei bis drei Jahre selbst für größere Anwendungen, wie man es sonst von IT-Projekten kennt, gibt es bei Enersis nicht.
Was sind die nächsten Schritte?
Würthner: Enersis möchte die Key Accounts in Deutschland und der Schweiz weiter ausbauen, eine weitere Standardisierung und Skalierung der aktuellen Produkte vornehmen und die Lösungen weiter im Markt kommerzialisieren.
Dabei wollen wir natürlich die SAP-Präsenz nutzen und in ausgewählten Segmenten Zugang über die interne Organisation zu dem großen SAP-Kundenstamm suchen. Internationale Projekte in Europa sind dabei mittelfristig sicherlich ein logischer nächster Schritt.