Process Mining mit künstlicher Intelligenz
Celonis hat ja die letzten beiden Jahre hintereinander Hana-Innovationspreise auf der Sapphire gewonnen – jeweils 2015 und 2016. Woran haben Sie seitdem gearbeitet?
Bastian Nominacher: Die Process-Mining-Technologie von Celonis ist mittlerweile sehr ausgereift und bietet Konzernen und mittelständischen Unternehmen eine leistungsfähige Plattform für die Analyse ihrer Prozessdaten.
Worauf wir bei Celonis unseren Blick jetzt richten, sind technologische Innovationen, mit denen Unternehmen Process Mining intelligent einsetzen können. Unsere neueste Errungenschaft ist Celonis Pi, eine smarte Erweiterung unserer Lösung, die über künstliche Intelligenz verfügt.
In unseren Büros in New York, München und im niederländischen Den Bosch arbeiten unsere Mitarbeiter kontinuierlich – häufig gemeinsam mit den lokalen Universitäten – an immer neuen Funktionalitäten und machen so den Weg frei für Innovationen; gerade im Bereich Machine Learning und künstliche Intelligenz.
Celonis ist Teil des SAP-Startup-Focus-Programms. Im Übergang vom Newcomer zum Lösungsanbieter für Fortune-500-Unternehmen, wie hat sich die Unterstützung durch SAP gewandelt?
Nominacher: Tatsächlich sind wir schon sehr lange Teil des SAP-Startup-Focus-Programms und in dieser Zeit als Unternehmen stark gewachsen. Die Zusammenarbeit mit SAP war für uns ganz entscheidend, um unsere Process-Mining-Technologie für SAP-Kunden weiterzuentwickeln und weitere Kunden zu gewinnen – und das ist sie noch immer.
Mit SAP als Partner können wir unseren Vertrieb und Service ideal auf die Bedürfnisse der SAP-Kunden ausrichten. Mit der Zahl der Kunden ist natürlich auch unsere Kooperation gewachsen: Mittlerweile sind wir sogar SAP Platinum Partner.
Gemeinschaftlich bedienen wir Kunden weltweit in allen Unternehmensbereichen. Das spiegelt sich auch in unserer Zusammenarbeit mit Analysten und der gemeinsamen Präsenz auf Veranstaltungen oder Messen wider – bestes Beispiel dafür ist die anstehende Sapphire-Konferenz in Orlando.
Viele Unternehmen erhalten tiefere Einblicke in wesentliche Kennzahlen immer noch über klassische BI-Lösungen. Wo liegen die Unterschiede zu Celonis Pi?
Nominacher: Grundsätzlich unterscheiden sich Process Mining und klassische BI-Lösungen in drei Punkten voneinander: Datengrundlage, Ziel der Analyse und Visualisierung der Ergebnisse.
Anwendern von BI-Lösungen geht es darum, einzelne Aspekte in ihren Daten über aggregierte KPIs zu erkennen – aussagekräftige Ergebnisse erhalten sie vor allem dann, wenn ihre Fragestellung präzise ist und ihre Analysen auf einer großen Menge an Daten basieren.
Process Mining dagegen setzt nicht auf der Daten-, sondern auf der Prozessebene an und visualisiert das bereits in den Daten enthaltene implizite Prozesswissen.
Dementsprechend macht sich Process Mining eine Sammlung von Daten zunutze, in denen die einzelnen Prozessschritte gespeichert sind – Angaben zu Zeitstempel, Name und Fallschlüssel reichen hier schon aus.
Das Wichtigste dabei: Der Blick auf die Prozesse ist ergebnisoffen. Celonis Pi analysiert Prozesse bzw. Daten nicht nur in Echtzeit, sondern auch vorausschauend – und liefert Problemursachen und Maßnahmen zu deren Lösung gleich mit.
SolMan 7.2 ist die etablierte Lösung für die Dokumentation von Geschäftsprozessen. Gibt es eine Möglichkeit, die Analysen aus Celonis mit der Dokumentation von SolMan zu verknüpfen?
Nominacher: SolMan 7.2. legt einen großen Fokus auf die Projekt- und Lösungsdokumentation. Alle erstellten Prozessschritte werden in einer Prozessbibliothek abgelegt.
Damit bietet die Lösung ideale Ansatzpunkte für Process Mining. Umso mehr, weil sie die Möglichkeit bietet, über den neuen Prozesseditor BPMN-konforme Prozessmodelle – also Soll-Prozess-Modelle – zu erstellen.
Für die Integration beider Lösungen gibt es zwei unterschiedliche Ansätze: Zum einen ist es möglich, die Dokumentation auf Basis der durch Process Mining identifizierten Ist-Prozesse zu aktualisieren. Celonis rekonstruiert dafür die Ist-Prozesse aus den Rohdaten und exportiert sie als BPMN-Modell – anschließend lädt man sie in SolMan.
Zum anderen bietet Celonis durch sein Conformance Checking die Möglichkeit, die in SolMan abgelegten Soll-Prozesse mit dem Ist-Zustand abzugleichen. Dafür wird der Soll-Prozess aus SolMan in Celonis geladen. Ein Abgleich zeigt dann, wie gut die Dokumentation den gelebten Prozessen entspricht.
Wie haben Sie sich bei der Sapphire Now 2017 präsentiert und was planen Sie als Nächstes?
Nominacher: Für uns ist die Sapphire Now ein Forum, um zu zeigen, was mit Celonis alles möglich ist. Auch in diesem Jahr haben wir unsere Lösung präsentiert und am Beispiel von Kunden wie Akzo Nobel oder Vodafone konkrete Einsatzmöglichkeiten aufgezeigt.
So haben Anwender davon berichtet, wie sie mit Celonis Unternehmensprozesse optimieren und Effizienz steigern. Im Vergleich zum letzten Jahr sind wir einen großen Schritt in Richtung künstliche Intelligenz gegangen und haben Celonis Process Mining mit Machine-Learning-Funktionen ausgestattet.
Das Ergebnis ist unsere intelligente Erweiterung Celonis Pi. Schwerpunkt unseres Messeauftritts war es, die neuen Funktionsweisen vorzustellen und Machine Learning im Bereich Process Mining für Besucher live erlebbar zu machen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass es nur mit künstlicher Intelligenz künftig möglich sein wird, den höchsten Mehrwert aus der Prozessanalyse zu ziehen. Wir bei Celonis werden Kunden mit der stetigen Weiterentwicklung unserer Process-Mining-Technologie dabei unterstützen.