Ein heißer Sommer
Es war nach offizieller Teilnehmerzählung das zweitbeste Sommergrillfest bei uns im Garten.
Nur 2008 anlässlich der Regentschaft von Léo Apotheker und dem 22-Prozent-Pflegegebühr-Brief sind noch mehr Kollegen meiner Einladung zum Grillen und Diskutieren gefolgt.
Dieses Jahr kamen zwei Drittel der Kollegen, um das bereits Erwartete zu debattieren, und ein Drittel war vollkommen überrascht.
Bereits auf der inoffiziellen Parallelveranstaltung in der SAP-Community zum achten Sommerfest in Auenstein bei Heilbronn-Ilsfeld wurde der Abgang von Snabe thematisiert und prognostiziert.
Wenig später war es dann so weit. Somit hat Hasso Plattner zu den hohen sommerlichen Temperaturen hier in Deutschland noch ein wenig Hitze hinzugetan, denn die unnötige Fluktuation in den SAP-Führungsgremien ist besorgniserregend: Shai Agassi, John Schwarz, John Chen, Angelika Dammann, Lars Dalgaard, Luisa Delgado und nun Jim Snabe.
Aufstieg in den Aufsichtsrat
Dieser Sommer war also inhaltlich und temperaturmäßig sehr heiß und allen Beteiligten würde eine Abkühlungsphase nur guttun: Warum muss Snabe direkt vom CEO-Sessel auf einen Aufsichtsratssessel wechseln?
Es geht auch anders, wie uns Ex-Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber zeigte. Er war 2010 nach sieben Jahren im Vorstand abgetreten und im Mai dieses Jahres nach langer Vorbereitung in den Aufsichtsrat eingezogen.
Zweites Beispiel: Der kommendes Jahr ausscheidende Linde-Chef Wolfgang Reitzle hatte sich öffentlich dagegen entschieden, ein Viertel der Stimmrechte zu mobilisieren, um direkt in den Aufsichtsrat einziehen zu können.
Hasso Plattner hingegen prahlte damit, dass es für ihn ein Leichtes ist, 25 Prozent der Aktionärsstimmen hinter sich zu versammeln und damit Snabe ohne Probleme und direkt in den Aufsichtsrat zu befördern.
Da waren wir uns auf meinem CIO-Grillfest einig, dass das für alle Beteiligten nur blamabel und für die Community schädlich sein kann. Einige meiner Kollegen wollen sogar versuchen, Dietmar Hopp zu erreichen, um mit seiner Hilfe die notwendige Abkühlungsphase für Snabe zu erzwingen.
Ich bin skeptisch, denn das Interesse von Hopp an seiner SAP ist nicht das intensivste.
„Was bin ich froh, dem Laden rechtzeitig den Rücken gekehrt zu haben.
SAP war manchmal zu träge, ja, andererseits musste man dort nicht alles und sofort machen, nur weil es alle anderen auch machen, sondern konnte sich die Zeit nehmen, die komplexe Software nun mal braucht.“
(Quelle: Spiegel Online, SAP Blog, 1. August 2013)
Dieser ebenfalls anonyme Schreiber spricht mir aus dem Herzen!
Der Spiegel brachte einen Text zum Ende der SAP-Doppelspitze und auf Spiegel Online gab es einen wunderbaren Blog dazu.
Und Hasso Plattner und Vishal Sikka wollen alles und das sofort.
Ich frage mich: Warum organisieren die beiden nicht mit Hassos Geld ein Start-up und lassen die erfolgreichen SAP-Bestandskunden in Ruhe ihre Arbeit machen?
Ganzheitliche, betriebswirtschaftliche Standardsoftware braucht Zeit und Geduld. Wahrscheinlich hat Sikka von R/1, R/2, R/3 und ERP 6.0 keine Ahnung:
Der R/3-Kern ist nicht nur in ABAP geschrieben, sondern die meisten ABAP-Tabellen haben auch noch deutsche Bezeichnungen und viele Code-Kommentare sind ebenfalls in Deutsch abgefasst.
Auf meinem Grillfest reichte ich das Manager Magazin August herum, um noch etwas mehr Hitze in die Snabe/McDermott-Diskussion zu bringen: Auf Seite 45 findet sich eine Tabelle mit dem Titel
„Ruf-Bilanz. Das Image der 100 wichtigsten Konzernchefs in Deutschland“.
Jim Hagemann Snabe befindet sich auf Platz 25 und sein Co-CEO Bill McDermott auf Platz 27.
Strahlender Sieger mit dem besten Ruf ist Martin Winterkorn von Volkswagen.
Mit knapper Not hat der US-Amerikaner McDermott in dieser Liste von Professor Joachim Schwalbach von der Berliner Humboldt-Universität noch ein „Gut“ geschafft.
Wollen wir hoffen, dass Hasso Plattner nicht auf das falsche Pferd gesetzt hat und uns McDermott eine sichere SAP-Zukunft beschert, denn die Klippen, die es zu umschiffen gilt, sind schon sichtbar.
Hana wird kein Erfolg.
Hana ist gut und Hana hat ihre Berechtigung. Es gibt sehr interessante, singuläre Erfolgsgeschichten, aber Walldorf gelingt es nicht, daraus eine Massenbewegung zu machen – so wie das einst mit dem NetWeaver gelungen ist.
Was halten Sie vom Blaumachen? Fragte mich unlängst unser CCoE-Leiter in der Schweiz.
Ich war in Zürich, um einen ehemaligen SAP-CIO zu besuchen, der jetzt bei einer Bank arbeitet, als die Sprache auf IBM DB2 Blu kam – in jedem Fall eine interessante Perspektive für ein kommendes ERP-Update.
Das überzeugende Argument meines CCoE-Leiters: Eine Datenbankerweiterung und Optimierung ist in jedem Fall risikoloser als ein Datenbankwechsel!
Also ein wenig Blu zu unserer DB2 ist vielleicht verträglicher, als DB2 gegen Hana zu tauschen? Wir werden sehen.