Digitale Transformation mit Open Source
Der Antritt zur digitalen Transformation ist ein ganzheitlicher: Die Herausforderung lässt sich nicht mit einem ERP-Releasewechsel lösen oder durch die massenhafte Verteilung von Tablets und Smartphones im Unternehmen. Auch die Installierung eines Chief Digital Officers wird der digitalen Transformation nur zum Teil gerecht.
Eines steht fest, die digitale Transformation ist eine betriebswirtschaftliche, organisatorische, finanzielle und technische Herausforderung. Ganzheitliches, vernetztes Denken ist angesagt.
„Die digitale Transformation beeinflusst die IT-Umfelder der Zukunft maßgeblich“
prophezeit Michael Jores, Regional Director Central Europe bei Suse.
„Bestehende siloartige, nicht cloud-fähige und proprietäre Umgebungen werden durch die Anforderungen der d!conomy in standardisierte, cloud-fähige und offene gewandelt. Da nur solche Umfelder technisch und damit auch betriebswirtschaftlich effizient auf Business-Anforderungen reagieren können.“
Nicht von ungefähr war d!conomy – die digitale Economy – schon zweimal das Thema der CeBIT.
d!conomy
„Big-Data-Szenarien sind unausweichlich“
erklärt Jores ein Phänomen der d!conomy.
„Da sich die Datenmengen bis 2020 in unglaubliche Größenordnungen entwickeln werden.
Ebenso ermöglichen hybride Cloud-Szenarien die angesprochene Flexibilität und Effizienz.“
Mit seiner Strategie, basierend auf Open-Source-Lösungen, setzt Suse alles daran, die notwendige Flexibilität, Standardisierung und Effizienz in zukünftige Rechenzentren zu liefern. Digitale Transformation und Open Source sind offensichtlich die zwei Seiten einer Medaille.
„Suse ist als Open-Source-Anbieter geradezu prädestiniert, hierbei eine aktive Rolle zu spielen“
betont Jens-Gero Boehm, Director Suse Partner Sales Central Europe.
„In der Infrastruktur zur Umsetzung der digitalen Transformation stellen Open Standards eine wesentliche Anforderung dar, die heute fast ausschließlich mit Open Source umgesetzt werden.“
Der zentrale Ausgangspunkt aktueller IT-Projekte basiert auf den Anforderungen durch die digitale Transformation.
„Das Software Defined Datacenter, SDDC, beschreibt das zukünftige IT-Architektur-Paradigma, das optimal durch offene Standards unterstützt wird“
beschreibt Michael Jores den Trend nicht nur in der SAP-Community.
Eine weitere Herausforderung ist, die Entfernung zwischen Development und Operations zu verkürzen mit dem sogenannten DevOps-Ansatz.
„Daraus ergeben sich zwei grundlegende Richtungen“
„Big Data und Cloud. Für Big Data spielt das Projekt Hadoop eine große und interessante Rolle.
In der Cloud kommen Hypervisoren wie XEN und KVM, das Infrastruktur-Management-Framework OpenStack und Cloud Foundry für die Erstellung einer Platform as a Service, PaaS, zur Geltung. Allen ist gemein, dass die Commuity auf offene Standards setzt.“
Dieser Trend, Software auf Basis eines Open-Source-Modells zu entwickeln, begann und nimmt mit dem Erfolg von Linux rapide zu.
Software Defined Datacenter
Die SAP-Community hat eine arbeitsreiche und interessante Reise hinter sich: Konsolidierung, Harmonisierung, Automatisierung, Virtualisierung sind die erfolgreich abgearbeiteten Themen.
Der nächste Schritt basiert auf Open Source und ist ein Bottom-up-Ansatz. Auf Basis der verfügbaren Technologie baut die S/4-Hana-Zukunft auf einem Software Defined Datacenter auf.
Die Marktforscher von IDC haben erhoben, dass die Transformation der Rechenzentren in vollem Gange ist. Die Unternehmen verstehen Software Defined Infrastructure (SDI) und Datacenter (SDDC) als Lösungsansatz zur Umsetzung von Cloud Computing, für geringere operative Kosten und zum effizienteren Betrieb von Informationstechnologie.
Obwohl sich SDI noch in einer frühen Phase befindet, sind Firmen und Organisationen bereit, geschäftskritische Anwendungen auf ihr laufen zu lassen. Dies ist das Fazit der neuen IDC-Studie „Software Defined Infrastructure in Deutschland 2016“.
Ziel der von IDC im März 2016 durchgeführten Befragung unter 252 IT-Entscheidern aus Unternehmen in Deutschland mit mehr als 250 Mitarbeitern war es, Einblicke in die Wahrnehmungen, Umsetzungspläne und Erfolgsfaktoren im Hinblick auf Software Defined Infrastructure (SDI) zu erhalten.
Es wurden nur solche Firmen befragt, die sich bereits mit dem Thema SDI fundiert beschäftigen. Für 85 Prozent der Befragten spielt Open Source bei SDI eine wichtige Rolle.
Open Source ist somit in vielen Fällen ein wichtiger Enabler für SDI in Unternehmen. Dies verdeutlicht das Innovationspotenzial, das in vielen Open-Source-Initiativen steckt.
Das Interesse an Open-Source-Technologie gründet sich in vielen Fällen auf die Vermeidung eines Vendor Lock-ins, auf Kostenreduzierung und die Anforderung, API-Integration bzw. Automatisierung so effizient wie möglich zu gestalten.
Aus der Sicht von Suse Linux: Treibt SAP den Einsatz von Open-Source-Produkten oder treibt der Markt SAP in Richtung Open Source?
„Zum einen hat SAP früh erkannt, seit 1999, welches Potenzial in Linux liegt“
beschreibt Michael Jores die Situation.
„Damit hat SAP durch die enge Entwicklungszusammenarbeit ebendiesen Mehrwert an Open Source erkannt, bedarfsgerecht und schnell Anforderungen, zum Beispiel High Availability für Hana, in Linux gemeinsam mit der Expertise von Suse umzusetzen.
Zum anderen prägt Hadoop den Big-Data-Markt maßgeblich und liefert hier Anwendungsszenarien, auf die SAP mit Vora reagiert. Auch die Kombination aus OpenStack und Cloud Foundry ist für SAP als PaaS-Lösung sehr interessant.“
Das Fazit von IDC lautet demnach: Viele Unternehmen arbeiten an der Modernisierung ihres Rechenzentrums, um die digitale Transformation zu unterstützen oder zu verbessern.
Sie betrachten Software Defined Infrastructure als einen Weg, den Fachabteilungen kostengünstig flexible und agile IT-Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Die verschiedenen Lösungskomponenten sind in ihrem Lebenszyklus unterschiedlich weit vorangeschritten.
Während Virtualisierungs-Tools schon seit vielen Jahren im Einsatz sind, befinden sich Container und OpenStack in einem noch frühen Reifegradstadium. Die Unternehmen sind bereit, diese Lösungen einzusetzen, und agieren damit in einem Spannungsfeld zwischen Innovation und Enterprise-readiness der Lösungen.
„Software Defined Infrastructure ist ein interessanter Lösungsansatz, der Unternehmen in die Lage versetzt, mittels der Entkopplung von Hardware und Software und auf Basis einer umfassenden Automatisierung und Orchestrierung IT als Service effizient, schnell und mit hoher Agilität bereitzustellen.
SDI wird somit zum Schlüsselfaktor und Kernelement moderner IT-Infrastrukturen“
betont Matthias Zacher, Senior Consultant und Projektleiter bei IDC.
Suse liefert als Entwicklungs-Referenz-Plattform für SAP innovative Technologiebeiträge, die sich in Form von Datacenter-Readiness-Themen für SAP NetWeaver und SAP Hana wiederfinden.
„Die spannendsten Entwicklungen sind die Hochverfügbarkeitsszenarien für Hana in allen Ausprägungen“
erklärt Michael Jores.
„Des Weiteren liefern wir mit dem Suse-Manager eine Infrastrukturautomation für die SAP-Basis.“
Suse-OpenStack-Cloud mit dem Suse-Storage stellt einem SAP-Rechenzentrum eine IaaS-Plattform zur Verfügung.
Open-Source-Paradigma
Warum ist Open-Source-Software interessant?
Dieser Frage stellte sich Joseph Reger, Fujitsu Fellow und Chief Technology Officer von Fujitsu EMEIA:
„Ich benutze die Bezeichnung Open-Source-Software womöglich etwas salopp, meine aber die strenge Definition von freier Software, free software, der Free Software Foundation, 1985.
Wichtig ist, dass die Software frei benutzt, geteilt, studiert und – sehr wichtig! – modifiziert werden kann: freedom to use, share, study and modify. Das ist praktisch nur mit quelloffener Software möglich.
Hier ist es zweitrangig, ob man für die Software irgendwie – es gibt zahlreiche Modelle – zahlen muss. Die Zweideutigkeit der englischen Sprache – free, as in freedom, oder free, as in free beer – schlägt in der deutschen Sprache eh nicht zu.“
Michael Jores unterscheidet im strategischen Ansatz genau zwischen Paradigma und Technologie. OpenStack, Cloud Foundry, Linux, Hadoop etc. sind wichtige IT-Bausteine, aber nicht die digitale Transformation selbst.
„Die digitale Transformation findet, wie sie der Markt versteht, auf Business-Ebene statt. Die Business-Modelle verändern sich“
definiert Jores den Wandel.
„Die erforderlichen Veränderungen haben entsprechend auch Auswirkungen auf die zugrunde liegenden Infrastrukturen. Die Optimierung heißt hier DevOps, das heißt, die Entfernung zu minimieren zwischen Entwicklung und Betrieb.
Hier finden sich neue Paradigmen für den Aufbau von SAP-Rechenzentren, hyper-konvergenten Infrastrukturen, die Umsetzung des Software Defined Data Center.“
Ein Beispiel für die digitale Transformation basierend auf Open Source ist die Firma BMW in München. Dort setzt man im SAP-Umfeld auf Linux, Hadoop, Hana und OpenStack. Über den Einsatz von Linux gewinnt der Kunde die Offenheit für die Auswahl einer x86-Plattform.
Mit Hana und Hadoop wird eine mächtige Big-Data-Infrastruktur für SAP zur Verfügung gestellt. Und OpenStack bringt die Flexibilität in die Infrastruktur für die Umsetzung des DevOps-Modells.
OpenStack & Cloud Foundry
Insgesamt sind die SAP-Buildingblocks die Grundlage der Infrastruktur für SAP-Rechenzentren: Suse Linux Enterprise Server (SLES) for SAP Applications, Suse OpenStack Cloud zusammen mit Cloud Foundry und Suse Enterprise Storage.
„Diese Layer bieten dem SAP-Kunden die Möglichkeit, ein DevOps-Modell für eine PaaS-Infrastruktur für den SAP-Einsatz zu realisieren“
erklärt Jores. Suse, als erster Linux-Distributor und vertreten im Managing Board, und SAP engagieren sich in der OpenStack-Foundation und der Cloud-Foundry-Community.
„Mit Cloud Foundry existiert das Ziel, eine Cloud-Service-Provider-Schnittstelle für SAP-Hoster zur Verfügung zu stellen, um auf Basis von Linux, OpenStack und Cloud Foundry eine Platform as a Service für SAP nutzen zu können“
argumentiert Suse-Manager Jores.
Und Suse Sales Director Boehm erläutert:
„Der digitale Wandel zieht sich durch alle Industrien und Branchen. Allen gemein ist die Bedeutung, die die IT dabei auch für solche Unternehmen bekommt, die sich bisher recht wenig mit IT-Themen befassen mussten.
Alle werden dabei auf eine Infrastruktur setzen – on premise oder beim Cloud Service Provider –, die auf Basis einer Software-Defined-Architektur aufgesetzt ist. Für einen sicheren und anbieterunabhängigen Weg in die Zukunft setzt man hierbei auf Mainstream-Lösungen aus der Open-Source-Welt.“
In der Open-Source-Community ist SAP gemeinsam mit seinem Partner Suse Linux ganz weit vorn dabei: Zur Unterstützung von offenen Systemen und Open-Source-Software in der Cloud hat SAP die Hana Cloud Platform (HCP), eine Starter-Edition für Cloud-Foundry-Services, veröffentlicht.
HCP unterstützt verschiedene Cloud-Foundry-Buildpacks und Services, darunter Java, Node.js, HTML5, MongoDB, Redis, PostgreSQL und RabbitMQ.
Diese Services, die über das HCP-Cockpit verfügbar gemacht werden, sollen Entwicklern helfen, neue und innovative Anwendungen auf Basis von Cloud Foundry zu erstellen, die auf der Hana Cloud Platform ausgeführt werden.
Was mit HCP in der Praxis möglich wird, zeigte SAP EVP Björn Goerke äußerst eindrucksvoll in seiner Keynote auf der SAP TechEd 2015 in Barcelona und auf den DSAG-Technologietagen 2016 in Hamburg (beide Keynotes existieren auf YouTube).
In der Hana Enterprise Cloud und HCP sind die Themen OpenStack und Cloud Foundry eng verankert. Hier werden diese Themen mit OpenStack als IaaS und Cloud Foundry als PaaS mit einfließen.
„OpenStack bietet eine attraktive Umgebung für höhere Schichten des IT-Stacks“
betont Joseph Reger erneut.
„Alles, was das Cloud-Herz begehrt: Virtualisierung mit VMs, Docker oder Rocket; PaaS mit Cloud Foundry; Big-Data-Plattform mit Hadoop; Cluster Management mit Kubernetes oder Mesos; Orchestrierung mit Tosca; Service-Kataloge mit Murano; Anwendungsmonitoring mit Monasca. Das kann nicht nur geliefert, sondern auch betrieben werden.
Damit kommen wir auch in SAP-Domänen an. Nicht von ungefähr ist SAP aktiv in etlichen dieser OpenStack-Projekte. Besonders klare Einsatzmöglichkeiten existieren für die Hana Cloud Platform und Hana Enterprise Cloud.“
Big Data, Hana & Hadoop
Ein Teilbereich der digitalen Transformation ist Big Data. Von Hadoop bis Ceph ist hier die Open-Source-Szene gut aufgestellt. Was bedeutet das für SAP und andere Anbieter wie EMC oder Netapp und was wird es letztendlich für die SAP-Bestandskunden bedeuten?
„Software Defined Storage, Ceph, wird den klassischen Storage in der Zukunft ablösen“
meint Michael Jores.
„Die Disruption erfolgt bereits und wird eine grundlegende Veränderung mitbringen. Hierauf werden Firmen wie Netapp und EMC reagieren und haben es bereits auch schon.“
Die einzelnen Schichten im SAP-Stack werden vom jeweiligen Hersteller und Distributor supportet, für die Integration der Einzelschichten sorgt SAP.
„Wer alles aus einer Hand möchte, kann dies über einen Outsourcer umsetzen“
weiß Jores aus seiner beruflichen Praxis.
„Es ist die Aufgabe der Anbieter der Infrastrukturkomponenten, die Herausforderung durch geeignete Automation für den Anwender handhabbar zu machen“
so Jens-Gero Boehm.
„Auf diesen Aspekt hat Suse zusammen mit Hardware- und Softwarepartnern und insbesondere mit SAP stets sehr viel Wert gelegt. Denn nur so bleibt die Ressourcen-Bindung für die IT-Infrastruktur überschaubar und zieht diese nicht von der Anwendungs-Innovation in der IT ab.“
Außerdem gibt es ja auch die Möglichkeit des Betriebs beim Serviceprovider, der dem Anwender die Infrastrukturdienste mit Cloud-Angeboten „aus der Steckdose“ zur Verfügung stellen kann.
Suse Connect
Mitte Mai ist die SAP Sapphire in Orlando, USA, zu Ende gegangen. Es hat auch gemeinsame Ankündigungen von SAP und Suse Linux gegeben. Welche strategische Bedeutung hat beispielsweise der App-Store?
„Der App Store, oder auch Suse Connect genannt, soll SAP-Kunden die Möglichkeit bieten, alle Angebote, die andere SAP-Partner entwickeln, in einer Übersicht zu sehen“
beschreibt Michael Jores die neue Initiative.
„Beispielsweise bietet Datavard in Suse Connect eine Community Edition, die dem Kunden innerhalb eines bestimmten Leistungsumfangs ermöglicht, das Monitoring für Hana kostenfrei zu nutzen.“
Die Suche nach SAP-kompatibler Software wird einfacher. Mit Suse Connect können Unternehmen Open-Source-Lösungen für SAP finden, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Die Plattform verschafft Nutzern von Suse Linux Enterprise Server for SAP Applications eine Übersicht über verfügbare Software, Webservices und Beratungsdienstleistungen.
Zeitraubende Recherchen und lästige Kompatibilitätsprüfungen gehören damit der Vergangenheit an. Außerdem ermöglicht Suse Connect, kostenlose Testversionen der angebotenen Software herunterzuladen.
„Angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich Unternehmen heute wandeln, haben IT-Verantwortliche oft keine Zeit mehr, die weitläufige Open-Source-Welt auf der Suche nach Lösungen zu durchsuchen – nur um dann auf etwas zu stoßen, das entweder nur mühsam oder gar nicht in ihr System integriert werden kann“
sagte Dirk Oppenkowski, Global SAP Alliance Director bei Suse.
„Suse Connect schafft hier Abhilfe. Es ermöglicht eine komfortable und praktische Suche nach Lösungen, die kompatibel sind und zuverlässig funktionieren.
Der einfachere Zugang zu einem breiteren Angebot an Lösungen spart Zeit und Geld, wodurch Kapazitäten für Wachstum in anderen Geschäftsbereichen frei werden.“
Und Gregor Stöckler, CEO von Datavard, ergänzt:
„Durch Suse Connect werden wir Teil einer Experten-Community, die unablässig daran arbeitet, neue Features zu entwickeln und die Nutzererfahrung zu verbessern.
Die Zusammenarbeit mit Suse hat sich für Datavard als großer Gewinn erwiesen. Auch unsere Kunden werden davon profitieren.“
Abschließend betont Michael Jores nochmals:
„Open Source stellt die Infrastruktur zur Verfügung, Know-how für wiederkehrende Tätigkeiten sollte im Haus des jeweiligen SAP-Bestandskunden aufgebaut werden und Know-how für Sonderprojekte und Spitzenauslastung kann über Suse-Partner abgedeckt werden.“