Planungssicherheit
In einer Zeit des stetigen Wachstums ist es naturgemäß ebenfalls wichtig, zu planen, Vorsorge zu treffen und Controlling zu praktizieren. Wie wahrscheinlich jeder weiß: In Zeiten des Aufbruchs und Wachstums können die aktuellen Fehler und Versäumnisse durch garantiert zukünftige Erfolge kaschiert werden.
War die Ankündigung von C/4 ein Fehler? War die Anwendung und Adaptierung der „indirekten“ Nutzung ein Fehler? War die ursprüngliche Suite-7-Deadline 2025 ein Fehler?
Wir wissen es nicht, denn in den zurückliegenden Jahren eilte SAP von einem Erfolg zum nächsten. Der Börsenkurs stieg, der Umsatz und die Gewinne wuchsen – keine Zeit für Kritik, Selbstreflexion und Kurskorrektur.
Momentan haben wir medizinisch, sozial und wirtschaftlich eine neue und unbekannte Situation. Jetzt Planungssicherheit zu fordern erscheint auf den ersten Blick absurd. Meine Frau schaut mir beim Schreiben über die Schulter und fragt: „Welchen schwarzen Peter willst du SAP jetzt wieder in die Schuhe schieben?“
Chefredakteur Färbinger heißt mit Vornamen Peter, ihn könnten wir SAP auf den Hals hetzen, damit er die unangenehmen Fragen stellt. Stellvertretend für den Journalisten kann aber auch ich sehr gerne diese Rolle als Bestandskunde übernehmen.
Der SAP-Aktienkurs zeigt heftige Schwankungen. Der Umsatz an On-prem-Lizenzen ist im ersten Quartal um 30 Prozent gesunken. Auch SAP durchpflügt momentan eine ruhige See. Diese Herausforderungen sollten Motivation sein, um auf wichtige und unabhängige Fragen schnelle und transparente Antworten zu liefern.
Bereits vergangenen Herbst begannen die ersten Überlegungen zur Suite-7-Wartungsverlängerung. Gemeinsam mit der offiziellen Ankündigung zu Beginn dieses Jahres gab es auf dem SAP-Servicemarktplatz auch eine hinreichende Roadmap für die NetWeaver-Stacks Abap und Java – aber keine Perspektive zu AnyDB.
Mehr als die Hälfte aller Suite-7-Bestandskunden verwendet Oracle als Datenbank. Über das Verhältnis zwischen Larry Ellison und Hasso Plattner braucht an dieser Stelle nicht berichtet werden, dass aber Ex-Technikvorstand Vishal Sikka in der Zwischenzeit für Ellison tätig ist, erscheint mir unbedingt eine Erwähnung wert: Wird Sikka seinem neuen Chef die Hana-Geheimnisse verraten?
Die SAP-Community hat keine Planungssicherheit, weil auf der einen Seite AnyDB nach 2025 in eine ungewisse Zukunft unterwegs ist und auf der anderen Seite Hana zwischen On-prem und Cloud aufgerieben wird.
Hier eine Plattformstrategie für ein zukünftiges SAP’sches ERP zu finden ist fast unmöglich. SAP müsste eben jetzt eine umfassende und konsolidierte Suite-7-Roadmap inklusive AnyDB und NetWeaver veröffentlichen.
SAP müsste Klarheit bezüglich der Hana-Plattform als On-prem- und Cloud-Version schaffen. SAP müsste Auskunft über eine zukünftige PKL und „indirekte“ Nutzung geben.
AnyDB, NetWeaver, PKL, Cloud etc. verlangen nach Antworten, die alle auch im Homeoffice erarbeitet werden könnten. Um dafür bei den SAP-Bestandskunden Planungssicherheit zu gewährleisten, braucht es keine Sapphire und keine Ausflüge im SAP-Privatjet.
Eine einfache Telko auf SAP Connect wäre ausreichend, um mit DSAG und uns Bestandskunden diese Fragen zu klären – deswegen fordere ich auch in diesen unsicheren Zeiten von SAP eine nachhaltige Planungssicherheit.
Also eine Planung, aus der wieder Neues erwachsen kann, auf der die Community ihre digitale Transformation verwirklichen kann. Dieser Appell richtet sich nicht gegen SAP, sondern ist gedacht als Ermutigung für die gesamte SAP-Community.
Ob es dieses Jahr noch einen DSAG-Jahreskongress in Leipzig geben wird, ist naturgemäß ungewiss. Ob Deutschland Exportweltmeister bleibt, ist vielleicht auch ungewiss.
Viele offene Fragen beherrschen uns momentan im Privaten wie auch Beruflichen. Unsere Aufgaben sollten und werden wir aber erfüllen müssen. Die SAP-Community braucht dazu die Unterstützung der Partner und von SAP selbst. Planungssicherheit gehört zur Grundausstattung eines verantwortungsbewussten Handelns.