Alles bleibt besser
Die SAP hat am 20. April dieses Jahres bekannt gegeben, dass Co-CEO und Vorstandsmitglied Christian Klein (39) alleine die Funktion als Chief Executive Officer (Vorstandssprecher) übernehmen wird. Co-CEO Jennifer Morgan (48) hat sich mit dem Aufsichtsrat der SAP einvernehmlich darauf verständigt, das Unternehmen zum 30. April 2020 zu verlassen.
Innerhalb von etwas mehr als einem Jahr hat SAP den Abgang von zahlreichen Vorständen zu verarbeiten: Bernd Leukert, Robert Enslin, Bill McDermott, Stefan Ries und Michael Kleinemeier.
Die damit verbundenen Reorganisationen sind noch lange nicht abgeschlossen, da verlässt Jennifer Morgan nicht überraschend, aber zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt das Unternehmen.
Der geniale Christian Klein wird Vorstandssprecher und mit seiner jungen Truppe aus Vorstandskollegen – Jürgen Müller und Thomas Saueressig – hart arbeiten müssen, denn allen fehlt es an Erfahrung. Christian Klein hat als Mentor den Ex-SAP-Vorstand und jetzigen SAP-Aufsichtsrat Gerd Oswald – ob das ausreicht?
Neben der wichtigen Personalfrage bleibt zu beantworten: Warum kommt es immer wieder zu diesen Verwerfungen und Baustellen im SAP-Vorstand? Treiber und Entscheider in diesem Kommen und Gehen ist Hasso Plattner.
Als Großaktionär, Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzender hat er administrativ und moralisch das Recht, seine SAP auch über diese Personalentscheidungen zu führen. Bekannt ist, dass Hasso Plattner privat wie beruflich ein Freund der amerikanischen Unternehmens- und Lebenskultur ist.
Seine zahlreichen Wohnsitze in den USA sind ein Beweis dafür. Aber auch bei der Auswahl des Topmanagements für SAP zeigt Plattner immer wieder eine hohe Affinität zu den USA:
Dazu zählen die Ex-Technikvorstände Shai Agassi und Vishal Sikka, der SuccessFactors-Gründer Lars Dalgaard sowie Adaire Fox-Martin, Jennifer Morgan und natürlich Bill McDermott. (Über das Desaster mit dem Europäer Léo Apotheker wurde im E-3 Magazin schon oft berichtet.)
SAP ist ein globales IT-Unternehmen, aber kein amerikanischer Konzern, sondern eine zutiefst europäische Firma. Es war seit über einem halben Jahr ein offenes Geheimnis bei SAP, dass sich Jennifer Morgan auf einem steilen Karrierepfad nach oben befand und SAP bestenfalls eine erfolgreiche Zwischenstufe sein würde.
Damit war es ein strategischer Fehler, nach dem Amerikaner Bill McDermott sofort wieder eine Amerikanerin an die Spitze von SAP zu setzen. Jennifer Morgan ist ähnlich wie Christian Klein brillant. Sie hatte aber nie eine Beziehung zu SAP wie Klein, der im Schatten der SAP-Zentrale in Walldorf aufgewachsen ist.
1 Kommentar
Thomas Burkhardt
Als Schweizer wundere ich mich seit vielen Jahren über diese m.E. deutsche Eigenart der “Doppelspitzen”. Meine Erfahrung ist, dass es nie funktioniert. Denn es gilt eben das Highlander Prinzip: “Es kann nur Einen geben.”
Mit dem genialen Christian Klein hat sich der Richtige durchgesetzt. Denn SAP braucht dringend wieder vermehrt deutsche Tugenden: Echte Kunden- und Partneransprache, Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit, Planbarkeit, realistische Weitsicht, …
Glückwunsch an Christian Klein. Und an Hasso Plattner für diesen Personalentscheid.