Anwender lehnen Preisgestaltung der Softwareanbieter ab
In dem von Voice, dem Bundesverband der IT-Anwender, erstmals erstellten “Zufriedenheitsindex Lizenzpreisgestaltung” schneiden die großen Softwareanbieter schlecht bis sehr schlecht ab.
Auf einer Skala von „vollkommen unzufrieden“ (0) über angemessen (5) bis „absolut zufrieden“ (10 – in der Grafik nicht eingetragen, weil kein Anbieter über “angemessen” hinauskam) schnitten bis auf eine Ausnahme sämtliche genannten Anbieter deutlich unterdurchschnittlich ab. Das Gros von ihnen liegt zwischen 3 und 4 Indexpunkten.
Hier wurde nicht nach der Produktqualität, sondern nach der Lizenpreisgestaltung gefragt – ein Punkt, den auch der Anwenderverein DSAG im Bezug auf die SAP PKL (Preis- und Konditionenliste) seit vielen Jahren kritisiert.
SAP fällt durch
Besonders schlecht schnitt in der Bewertung der ERP-Weltmarktführer SAP ab. Es zeigt sich das intransparente Verhalten der SAP Vertriebsbeauftragen in Kombination mit einer kaum zu bewältigenden Preisliste.
Die Kombination aus Lizenz-, Volumen- und Engine-Preise ist im Fall von SAP kaum zu durchschauen. ERP und CRM wird sogar noch mit einem Wert deutlich über 3 klassifiziert. Im Bereich Data Warehouse/BI erreichten die Walldorfer lediglich 2,46 Indexpunkte.
Aus den Voice-Zahlen geht jedoch nicht hervor, ob es sich hierbei um die allgemeine Bewertung des SAP Business Warehouse handelt oder bereits die teure Umstellung auf Hana Eingang gefunden hat.
Letztendlich erklärt es dennoch die sehr heterogene BI-Szene innerhalb der SAP-Community mit ihren User- und Engine-Preisen. Während BW vorrangig von den ganz großen SAP-Bestandskunden fast flächendeckend eingesetzt wird, verwendet der Mittelstand sehr gerne preiswertere BI-Lösungen von SAP-Partnern oder greift auf Excel-Add-ons zurück.
Auch die Preise der anderen Softwareanbieter stoßen keineswegs auf Zustimmung. So wurde Microsoft im CRM-Bereich nur mit 2,75 Punkten bewertet. Andere Branchengrößen wie Oracle, IBM und Adobe bekleckerten sich ebenfalls nicht mit Ruhm:
Der CAD-Anbieter Autocad wurde mit 4 Punkten etwas besser bewertet. Das obere Ende der Zufriedenheitsskala erreicht der Security-Anbieter Kaspersky mit 6,6 Indexpunkten – allerdings nur ein relativer Erfolg. Wirklich zufrieden mit der Lizenzpreispolitik der Anbieter scheinen die Befragten nicht zu sein (siehe Grafik).
An der Befragung beteiligten sich 63 Anwender, die meisten von ihnen (45%) mit einem IT-Budget zwischen 2 und 49 Millionen Euro. 24 Prozent der Teilnehmer geben für IT pro Jahr zwischen 50 und 200 Millionen Euro aus und bei rund 4 Prozent kostet die IT mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr.
Der Mittelstand antwortet
Der Ärger der Anwender über die Preisgestaltung ist verständlich. Schließlich geben 70 Prozent von ihnen zwischen 10 und 30 Prozent ihres IT-Budgets nur für Softwarelizenzen aus. Bei einem IT-Budget von 50 Millionen Euro wären das stolze 5 bis 15 Millionen Euro.
„Zwar steigen die IT-Budgets in diesem Jahr wieder moderat an, aber wenn man bedenkt, wie groß neben Personal und Equipment-Aufwänden der fixe Kostenblock ist, den Anwender jährlich zu tragen haben, bleibt nur wenig Raum für Innovation. Die Kosten für die bereits eingesetzten Applikationen lassen Anwendern kaum Bewegungsspielraum“
erklärt Voice-Service-Leiter Patrick Quellmalz.
Etwa 15 Millionen zahlt der SAP-Bestandskunde Bombardier jährlich für seine Softwarepflege (Support). Als Alternative hat man sich ein Angebot von Rimini Street erstellen lassen, die angeben, im Bereich SAP R/3, ERP/ECC 6.0 und BW ein ähnliches oder besseres Service als SAP zu liefern. Rimini Street verlangte 7,5 Millionen für die jährliche Wartung, worauf SAP massiv seine Pflegegebühr senkte. Bombardier blieb bei SAP.
Cloud soll preiswert sein
Im Bereich Cloud Computing zeichnet sich nur leider auch keine anwenderfreundlichere Lizenzpreispolitik der Anbieter ab, obwohl das Marketing-Versprechen lautet, die Kosten zumindest zu flexibilisieren, wenn nicht sogar zu senken. Quellmalz:
„Auch im Cloud-Umfeld bleibt die Preispolitik der Anbieter extrem komplex und undurchsichtig. Mehr Einfachheit und Transparenz wären dringend geboten.“
Eine Forderung, die bezüglich der Hana Enterprise Cloud (HEC) auch von DSAG e. V. kommt. Die aktuellen SAP-Cloud-Preise wurden auf der jüngsten Tagung des Anwendervereins als unrealistisch bezeichnet.
Voice fordert einfache und transparente Lizenzbestimmungen und -metriken, die Einbeziehung der Anwender in die Diskussion über neue Lizenzmodelle und bessere Dokumentation und kostenfreies Bereitstellen detaillierter Lizenzinformationen.
Forderungen, die der SAP-Anwenderverein DSAG bereits seit vielen Jahren – teils erfolglos – stellt.
„Wir fordern die Anbieter dringend auf, hier ihren Beitrag zu leisten. Die digitale Transformation und der Umstieg auf Cloud-Lösungen verlangen den Anwendern ohnehin schon sehr viel ab. Deshalb würden sie eine einfachere und fairere Lizenzpolitik der Anbieter sehr begrüßen“
sagte Quellmalz.
Und Voice-Vorsitzender Thomas Endres ergänzt: „Die Lizenzpolitik muss einfacher und transparenter werden. Die Anbieter sollten vor allem in Bezug auf Cloud Computing einfachere und preisgünstigere Alternativen zur bisherigen Lizenzpolitik entwickeln.
Das Software Asset Management droht sonst noch aufwändiger zu werden. Die Resultate rufen förmlich nach einer konstruktiven Diskussion mit den Lizenzgebern, in die wir gern auf unseren Veranstaltungs- und Forumsformaten einsteigen.“