Die Extrameile
Nicht unbedingt einfache Voraussetzungen: erstellt für Benutzer, die überzeugt werden wollen und müssen. Von einem Auftraggeber, der mit der Gratwanderung zwischen Datenschutz und Nutzen die Lösung abwägt. Und dann zwei Auftragnehmer, die das Ganze als Projekt oder als gesellschaftliche Verantwortung ansehen können. Bezahlt wurde ein zweistelliger Millionenbetrag für die Entwicklung und den Betrieb vom Bund. Vergleichbar mit dem „Überwachungssystem elektronischer Zaun“ aus Taiwan, „TraceTogether“ aus Singapur oder dem „Smart-Management-System“ aus Südkorea ist die App nicht. Die Akzeptanz und auch die bestehende Infrastruktur sind dort andere.
Nun kann man sagen, dass SAP nur ihre Dienstleistung zur Verfügung stellt und sich sonst nicht eingebracht hat. Ich nenne SAP, obwohl es sich um eine Gemeinschaftsleistung der T-Systems und der SAP handelt, da mir die Aufgabenteilung zwischen beiden Unternehmen nicht transparent ist. SAP ist, wie wir alle wissen, kein normales Unternehmen, sondern Kunden, Partner und die SAPler selbst stellen höhere Ansprüche an sich.
Und so kommen wir zur Extrameile: Ich habe einmal für die SAP-Partner im Auftrag der SAP einige „Talent Days“ im Rahmen des „Talent Net for SAP Partners“ durchgeführt. Hier haben SAP, SAP-Partner und unser Team in mehreren Assessments neue motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die teilnehmenden SAP-Partner gefunden. Eines der Kriterien, die wir als Auditoren für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer ausfüllten, war, ob sie oder er aus unserer Sicht willens ist, auch die Extra-Meile zu gehen, also die besondere Anstrengung, um ein Ziel zu erfüllen.
Und damit bin ich wieder bei der Corona-App: Wollten die beteiligten SAP-Mitarbeiter die Extrameile gehen? Nachdem die digitale Transformation gerade die Digitalisierung und Verknüpfung bisher analoger Daten vorsieht, ist die Corona-App eine wunderbare Möglichkeit, dieses zu tun. Mir ist klar, dass eine App, die in die Lage versetzt werden kann, persönliche Daten weiterzugeben, unter besonderer Beobachtung steht. Der Grat zwischen Freiheit und Infektionskontrolle ist schmal. Inzwischen gibt es ein Kontakttagebuch, in das Sie manuell (!) Ihre Kontakte eintragen können. Zumindest wer seine Kontakte dafür freigibt, sollte automatisch nach Positivnennung einer der beiden Seiten eingefügt werden. Auch wurde die Art der Entfernungsberechnung angepasst. Wenn Sie vor dem letzten Update viele Risikobegegnungen gemeldet bekommen haben und nun keine mehr, kann es daran liegen.
Wie kann die Corona-App verbessert werden?
Dabei ist es einfach, den Nutzwert für den User zu erhöhen, zum Beispiel durch simple Zusatzinformationen, wie statistische Angaben zum Pandemiegeschehen im Heimat- oder Aufenthaltsort, freie Intensivbetten, nächstes Testzentrum mit Anmeldung etc. Auch eine Datenspende, also eine Nutzerbefragung auf freiwilliger Basis, könnte helfen. Der nächste Schritt wären Vereinfachungen im täglichen Leben, wie Eventregistrierung und Zutrittsberechtigung. Der (wechselnde) QR-Code aus der App für Restaurantbesuche, ÖNVP etc. zur besseren Nachvollziehbarkeit. Das Übertragen der Labordaten auf die App wurde inzwischen implementiert, aber das Verbinden mit weiteren Devices und vieles mehr ist noch ausständig.
Einen weiteren Vorteil sehe ich in der Integration der für den Standort aktuellen Coronaregelungen als Übersicht inklusive Entfernungsüberschreitung („15-km-Regelung“). Durch Integration von RFID, Bluetooth Token und mehr könnte der Nutzwert zusätzlich erhöht werden. SAP hat auch viel Erfahrung mit Gamification, wie bei ihren Konferenzen zu sehen ist. Das kann intelligent genutzt werden und die Akzeptanz erhöhen. Es war für SAP sicher eine Ehre, für diese Aufgabe ausgewählt worden zu sein. Deshalb meine Frage: Hey, SAP, war es denn für euch nur ein Job oder geht ihr hinter den Kulissen die Extrameile und führt das Projekt zu größerem Erfolg?