SCF mit Ariba und Marco Polo
Die Plattform ist wichtig – sie muss Tausende von Rechnungen und Zahlungen verarbeiten, Prozesse für das Management von Klärungsfällen und Audit Trails bereitstellen, Gutschriften verwalten und viele andere Aufgaben für alle beteiligten Parteien ausführen. Ebenso wichtig für ein erfolgreiches Supply-Chain-Finance-Programm sind aber auch die erfassten Unternehmensinformationen. Deren Quelle kann bis zum ERP-System eines Unternehmens zurückverfolgt werden. In einem erfolgreichen Finanzierungsprogramm werden diese ERP-Daten effektiv in eine Supply-Chain-Finance-Plattform integriert.
Heute bieten die meisten Plattformanbieter eine manuelle oder vollautomatische Integration an. Dieser Fortschritt ist zu begrüßen. Doch die Plattformen sind oft nur begrenzt dazu in der Lage, die Integration mit dem Zahlungsverkehr oder mit anderen Teilnehmern der Finanzierungskette, wie zum Beispiel Banken, effizient abzuwickeln. Bei der ERP-Integration geht es nicht nur um das Hoch- und Herunterladen von Dateien auf und von einer Finanzierungsplattform.
Sie erfordert darüber hinaus die Harmonisierung bestehender Prozesse in das ERP mit der Supply-Chain-Finance-Plattform, um die durchgehende Datenverarbeitung zu automatisieren. In der heutigen Zeit bedeutet das, dass jede Institution eine maßgeschneiderte Verbindung zu jedem der ERP-Systeme ihrer Firmenkunden haben muss. In den letzten Jahren haben einige Fintech-Anbieter damit begonnen, unabhängige Multi-Finanzierungsplattformen bereitzustellen.
Diese ermöglichen es dem Unternehmen, mit mehreren Banken in Verbindung zu treten. Bis zu einem gewissen Grad hat dies dazu beigetragen, die Anzahl der erforderlichen, separaten Integrationen zu reduzieren. Es hat aber auch neue Fragen zu Datenschutz, Sicherheit, Transparenz und Herkunft der Daten aufgeworfen. Denn diese werden zentral von der externen Fintech-Plattform verwaltet.
Durch den Einsatz von Blockchain-Technologie können einige dieser Herausforderungen gemeistert und die bestehenden Vorteile der Integration mit ERP-Systemen auf eine andere Ebene gehoben werden. Die Blockchain-Technologie umfasst Funktionen, mit denen Daten direkt aus einem ERP-System abgerufen werden können, ohne dass manuelle Schritte erforderlich sind. Für die Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihr ERP-System wie bisher weiterverwenden können und keine zusätzliche maßgeschneiderte Verbindung benötigen.
Die Daten werden nicht auf einer Drittanbieter-Plattform, sondern innerhalb der firmeneigenen Systemlandschaft verwaltet. Sie können kontrolliert, aber gleichzeitig mit berechtigten Parteien wie Banken, Kreditversicherern und Technologie- oder Logistikanbietern ausgetauscht werden. Dabei haben alle die gleiche Sicht auf die zugrunde liegenden Daten. Das steigert Effizienz, Nachvollziehbarkeit und Transparenz in jedem Schritt einer Transaktion.
Banken gibt die Blockchain-Technologie mehr Kontrolle über interne Datenoperationen, also mehr Sicherheit. Beim Einsatz einer verteilten Plattform wird das Transaktionssystem auf die verschiedenen Teilnehmer aufgeteilt. Das bedeutet, dass jedes Unternehmen die Plattform entweder in der Cloud oder auf der eigenen Hardware verwaltet. Marco Polo ist eine solche verteilte Plattform. Sie verwaltet Handels- und Supply-Chain-Finance-Transaktionen und ermöglicht es den Teilnehmern, eine komplette Palette von Handels- und Umsatzkapital-Lösungen an einem Ort anzubieten und darauf zuzugreifen.
Es handelt sich um ein Netzwerk mit über 35 Finanzinstituten und ihren Firmenkunden, die alle über APIs und die Corda-Blockchain-Technologie miteinander verbunden sind. Seit Kurzem arbeitet Marco Polo mit MSG, einem der großen deutschen IT-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen, zusammen, um SAP-integrierte Lösungen und Erweiterungen zu entwickeln. Diese ermöglichen eine nahtlose Integration und Benutzererfahrung sowie den Echtzeit-Datenaustausch zwischen dem ERP-System eines Unternehmens und dem Marco-Polo-Netzwerk.
Die Partnerschaft eröffnet sowohl Marco Polo als auch Kunden und Partnern von MSG, insbesondere im Versicherungs- und Finanzsektor, interessante Möglichkeiten: Neben den bereits verfügbaren Finanzprodukten können sie gemeinsam innovative Versicherungsangebote entwickeln und anbieten – das alles über ein einheitliches Portal und gemeinsame Managed Services.
Marco Polo steht nicht in Konkurrenz mit SAP Ariba. Die Integration der Marco-Polo-Plattform in das SAP-System ermöglicht es Kunden, direkt Handels- und Supply-Chain-Finance-Transaktionen innerhalb des ERP zu verwalten. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für alle Beteiligten, insbesondere dem Kunden, Finanzgeber, Software-Anbieter als auch SAP.
„Brücken zwischen Unternehmen und Branchen zu bauen, ist das entscheidende Vorgehen bei der Schaffung digitaler Produkte und Dienstleistungen sowie neuer Geschäftsmodelle. Mit unserer Partnerschaft können wir Unternehmen mit digitalen Schlüsseltechnologien wie DLT dabei unterstützen, sich von monolithischen ERP-Silos zu miteinander verbundenen, digitalen Netzwerken zu entwickeln“, sagt Bernhard Lang, Vorstandsmitglied bei MSG.
Darüber hinaus sollen Organisationen im Marco-Polo-Netzwerk künftig in der Lage sein, mehrere Finanzierungsprogramme über verschiedene Gerichtsbarkeiten und Parteien hinweg zu verwalten und ihre ERP-Systeme in Echtzeit zu aktualisieren. Dies ermöglicht ihnen ein flexibles Cashflow-Management und eine exakte Vorhersage der Nachfrage.
Finanzinstitute müssen immer strengere Anforderungen an Risikomanagement und Compliance erfüllen und sind ständig gefordert, neue Lösungen zu entwickeln, während ihre Firmenkunden im digitalen Zeitalter die Kosten für ein fragmentiertes Marktangebot tragen und durch veraltete Prozesse gelähmt sind.
Eine Lösung, die das Finanzwesen transformieren kann, ist Blockchain-Technologie. Mit Partnern wie MSG leistet das Marco-Polo-Netzwerk einen großen Teil zur digitalen Transformation von Banken, Versicherungen und anderen Finanzinstituten und steuert das fehlende Puzzlestück in Supply Chain Finance bei.