Blindflug durch die SAP-Community
Natürlich war früher nicht alles besser, aber unter Dietmar Hopp, Hasso Plattner, Henning Kagermann, Gerd Oswald und auch Michael Kleinemeier, Werner Brandt und Claus Heinrich waren Zusammenhalt und Kommunikation offener, besser und direkter. Vertriebsbeauftragte der SAP sind mittlerweile nur noch Überbringer schlechter Nachrichten: Sie sind unterlizenziert! Hier ist unsere aktuelle PKL.
Ich dachte, dass nur wir Bestandskunden unter der neuen SAP-Kommunikationskultur leiden, aber Chefredakteur Färbinger hat mir erzählt, dass SAP fast alle Kommunikationsaktivitäten eingestellt hat: Offensichtlich wurden Analysten und Journalisten früher von SAP zur Hausmesse Sapphire eingeladen. Aufgrund fehlenden SAP-Engagements blieben dieses Jahr der führende Handelsblatt-Redakteur, ein Analyst von PAC aus München und natürlich das E3-Magazin zu Hause.
Chefredakteur Färbinger hatte aber mit der obersten SAP-Kommunikationschefin ein gemeinsames Mittagessen und wurde gefragt, wie er die Zukunft von SAP sieht. Die Antwort sollte jedem klar sein, der regelmäßig sein Editorial liest. Viel aufschlussreicher scheint hierbei die Antwort der SAP-Pressesprecherin zu sein: Wenn die vermutete Entwicklung nicht den aktuell guten Börsenkurs gefährdet, dann wäre wohl alles bestens, oder?
Punktlandung trotz Blindflugs: SAP-Chef Christian Klein hat mittlerweile keine Ahnung mehr von der SAP-Community, wiegt sich aber in Sicherheit, weil der SAP-Aktienkurs auf einem Allzeithoch ist. SAP lebt und arbeitet nur noch für den Aktienkurs – der Rest ist Kleinkram, der bei SAP niemanden interessiert.
Von unserem SAP-Stammtisch: Ein ehemaliger SAP-Executive, der vor einigen Jahren den Golden Handshake nahm und seither als freier Berater arbeitet, hilft mittlerweile einem langjährigen SAP-Bestandskunden bei der Einführung eines APO-Nachfolgers (Advanced Planner und Optimizer). Natürlich ist es nicht SAP IBP (Integrated Business Planning), denn dieses SAP-Angebot ist Cloud only und damit für viele Produktionsbetriebe nicht kalkulierbar. Der APO-Nachfolger wird ein SCM-Werkzeug eines kanadischen IT-Anbieters.
Von unserem SAP-Stammtisch: Der Cloud-native-Anbieter Workday wird immer erfolgreicher. SAP kann sich mittlerweile nur noch mit Boshaftigkeiten dagegen wehren! Einer meiner Stammtischbrüder wurde von SAP aufgefordert, die Behauptung in die Welt zu setzen, dass Workday Finance nicht HGB-konform sei – wie auch, Workday ist ein US-Anbieter. Natürlich ist die Behauptung falsch und irreführend. SAP weiß es selbst besser, aber Probieren wird wohl noch erlaubt sein. Der Ursprung dieser Geschichte liegt mehr als zwanzig Jahre zurück, als Oracle mit amerikanischer Software nach Europa kam und über die unterschiedlichen Währungen und Gesetze schockiert war. Workday kennt den deutschen Markt und der SAP-Vorwurf geht somit ins Leere.
Des Pudels Kern von unserem SAP-Stammtisch inklusive einer Bestätigung vieler SAP-Partner, mit denen ich gesprochen habe: SAP hat keine Ahnung vom Zustand der SAP-Community, den Anliegen unserer DSAG und den Bedürfnissen der Bestandskunden. Einerseits lebt SAP in einer Blase und andererseits ist SAP-Chef Christian Klein mit seiner aktuellen Mannschaft im Blindflug unterwegs. Der Abgang von Professor Plattner als Aufsichtsratsvorsitzenden wird diese fatale Situation nur noch verstärken, denn der neue Vorstandsvorsitzende ist ein Techniker, der Nokia ins Verderben führte, weil er die Märkte falsch einschätzte und blind für globale Trends war.
SAP verkauft den Blindflug als Erfolgsweg in eine glorreiche S/4-Cloud-Zukunft. An der Börse wird dieses Märchen geglaubt und der Aktienkurs ist stattlich, aber wir DSAG-Mitglieder und die gesamte SAP-Community wissen es besser: So kann es nicht weitergehen. Viele meiner Stammtischschwestern und -brüder schauen sich nach Alternativen um. SAP verliert an Relevanz, siehe DSAG-Investitionsumfrage aus diesem Jahr. Der Blindflug von SAP-Chef Christian Klein soll durch KI erhellt werden, was natürlich nicht passieren wird, weil KI nur ein weiteres Werkzeug wie Cloud Computing ist. Was die SAP-Bestandskunden brauchen, sind Lösungen – digitale Transformationsprozesse – und keine weiteren IT-Werkzeuge.
1 Kommentar
Arno nyhm
Der Hass spricht.
SAP sollte sich wirklich mal um die Basics kümmern. alleine bei Datasphere sind so grundlegende Dinge nicht eingebaut/möglich, was eigentlich offensichtlich ist und gebraucht wird.
Den Kunden nervts. Die Berater nervts. agile Entwicklung …..