Cloud-Nutzung wächst
In fünf Jahren will Mehrheit der Unternehmen den Großteil der IT-Anwendungen aus der Cloud beziehen
Aktuell erreichen diesen Anteil gerade einmal 15 Prozent der Unternehmen. Jedes zweite Unternehmen will aber in diesem Jahr in Cloud-Lösungen investieren, zwei Drittel planen dies für 2024 oder später. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 554 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Wirtschaftsbereichen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Schon heute nutzen praktisch alle Unternehmen Cloud-Anwendungen. Die Intensität der Nutzung wird in den nächsten Jahren aber stark zunehmen. Cloud ist das neue Normal der digitalen Welt“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Gleichzeitig gilt aber auch: Die Unternehmen werden zumindest mittelfristig nicht alle IT-Anwendungen in die Cloud verlagern.“
Cloud-Kosten und -Leistung
Im diesjährigen Investitionsreport des SAP-Anwendervereins DSAG wurde nach einer Einschätzung zur Preispolitik von SAP im Cloud-Umfeld gefragt. Als zufrieden damit bezeichneten sich lediglich 5 Prozent und 20 Prozent beurteilten ihren Status mit weder zufrieden noch unzufrieden, 26 Prozent der Befragten machten keine Angaben. „Natürlich lässt sich bei diesem Ergebnis nicht verschweigen, dass damit bei fast der Hälfte die Preispolitik von SAP nicht auf Gegenliebe stößt. Das sehe ich aber als ein grundlegendes Problem, das die Kundenunternehmen mit allen Anbietern von Cloud-Lösungen haben“, bringt Jens Hungershausen das Ergebnis auf den Punkt. Und er ergänzt: „Die geplante jährliche Preiserhöhung für SAP-Cloud-Dienste hat für viel Kritik bei den DSAG-Mitgliedern gesorgt. Wir sind davon überzeugt, dass verlässliche Mechanismen für die Preisentwicklung benötigt werden. Auch deshalb sind diese Werte wie ein Echo einer bereits im vergangenen Jahr gezeigten Reaktion der SAP-Kunden. Eine jährliche wiederkehrende Erhöhung der Preise erschwert Unternehmen den Weg in die Cloud.“
Aber Bitkom hat erhoben, dass jedes neunte Unternehmen, das die Cloud nutzt, eine „Cloud only“-Strategie hat, was den Zielen von SAP entsprechen würde. Das heißt, Cloud Computing wird für alle Anwendungen und Systeme genutzt und bestehende Lösungen werden in die Cloud überführt. Weitere 36 Prozent setzen auf „Cloud first“, das bedeutet, bei neuen Projekten werden bevorzugt Cloud-Lösungen verwendet und bestehende Anwendungen bei Bedarf in die Cloud umgezogen – ein Weg, den unter anderem auch der Verein DSAG empfiehlt.
Für 35 Prozent gilt „Cloud too“, also die zumindest teilweise Ergänzung bestehender IT-Lösungen um Cloud-Anwendungen. „Fast die Hälfte aller Unternehmen bevorzugt bei neuen IT-Projekten Cloud-Lösungen. Das ist ein klares Signal an die Software-Anbieter, die ihr Angebot teilweise noch anpassen müssen“, so Rohleder. Schon heute nutzen Unternehmen die unterschiedlichsten Cloud-Angebote. Am häufigsten verwendet wird Speicherplatz in der Cloud (92 Prozent), dahinter folgt Webconferencing (76 Prozent). Cloudbasierte Datenbanken nutzen 60 Prozent, ERP-Systeme 30 Prozent, was sich auch im DSAG-Investitionsreport niederschlägt.
Bei den SAP-Cloud-Lösungen gaben gegenüber DSAG e. V. 24 Prozent an, hohe und mittlere Investitionen in die SAP Business Technology Platform zu tätigen. An zweiter Stelle im Ranking der SAP-Cloud-Lösungen folgt SAP SuccessFactors mit hohen und mittleren Investitionen bei 17 Prozent der Befragten. An dritter Stelle steht SAP Customer Experience mit 9 Prozent. „SAP positioniert die BTP als zentrales Element ihrer Strategie. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Umfrageteilnehmer diese SAP-Cloud-Lösung in Erwägung ziehen“, so Jens Hungershausen. Aus DSAG-Sicht sei es positiv zu bewerten, dass nun erste Migrationsservices entwickelt werden. Die Kosten für Entwicklung, Qualitätssicherung und Nutzung der Services ohne produktiven Bezug seien aber zu hoch – genauso wie die Kosten für den generellen Betrieb.
Security und Personal
Bei der Umsetzung von Cloud-Projekten stehen die Unternehmen vor vielen Hürden. Diese Hürden bestehen im Unternehmen selbst, werden von außen gesetzt oder aber betreffen sehr grundsätzliche Sicherheitsfragen. Die größte Bremse für den Cloud-Markt ist der Mangel an qualifiziertem Personal. Weitere bedeutende unternehmensinterne Hemmnisse sind fehlende Zeit, zu komplexe Migrationsaufgaben (52 Prozent) und ein zu hoher Investitionsbedarf (50 Prozent). Jeweils 42 Prozent werden durch Widerstand im eigenen Unternehmen sowie fehlende externe Beratung bei ihren Cloud-Vorhaben gehemmt. Nur 35 Prozent geben an, dass ihnen der wirtschaftliche Nutzen unklar ist. Hindernisse für Cloud-Projekte sind zudem zu hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit und an den Datenschutz sowie regulatorische Bedingungen, etwa in bestimmten Branchen wie der Finanzindustrie oder im Gesundheitswesen.