Das BRIM-Projekt aus SAP-Sicht
Optimale Ergebnisse mit Unterstützung von SAP direkt
Da für die diversen Postdienstleistungen neben SAP SD zusätzlich diverse eigenentwickelte Fakturierungssysteme zum Einsatz kamen, sollten diese ebenfalls zentralisiert und harmonisiert werden. Um künftig auf neue Dienstleistungen flexibel reagieren zu können, fiel der Entscheid auf SAP BRIM als Abrechnungs- und Fakturierungssystem. Das E-3 Magazin sprach mit Kirsten Hussung, Chief Business Process Consultant bei SAP Deutschland und seit nahezu zehn Jahren für SAP BRIM beratend unterwegs.
“SAP BRIM ist eine auf Massenfakturierung und Fakturierung von Dienstleistungen ausgerichtete Lösung der SAP, welche den Gesamtprozess Consume-to-Cash integrativ und zukunftsorientiert abbildet und auf der strategischen Roadmap von SAP steht.”
Kirsten Hussung, Chief Business Process Consultant, SAP Deutschland
Frau Hussung, wie ist SAP BRIM im Gesamtkontext der SAP-Lösungen zu sehen?
Kirsten Hussung, SAP: BRIM besteht aus den S/4-Hana-Komponenten SAP Convergent Invoicing, Customer Financial Management, dem SAP-Vertragskontokorrent FI-CA und Subscription Order Management, SOM. Die für das Rating und Charging zuständige Komponente SAP Convergent Charging ist außerhalb des S/4 Hana angesiedelt. Und wichtig: Auch für Anwender des klassischen SAP ERP kann es durchaus sinnvoll sein, schon vor einer Migration auf S/4 zu SAP BRIM zu wechseln, vor allem wenn komplexe Dienstleistungen und Massendaten vorherrschen.
Wo sehen Sie die Stärken der Billing-Lösung?
Hussung: Eindeutig in der Prozessautomatisierung zur Abwicklung des Consume-to-Cash-Prozesses für Massendaten, und das bei hoher Skalierbarkeit. Trotz des Massenkontokorrents vereinfacht es komplexe Abrechnungsprozesse zur Erstellung einer konsolidierten Rechnung erheblich, und zwar unabhängig von den Vorsystemen und Datenstrukturen. Die Funktionalität der abhängigen BITs, also Billable Items, unterstützt die Abrechnung und Fakturierung von Partnergebühren oder Gutschriften, sowohl im Bereich Intercompany als auch für externe Geschäftspartner. Auch dass BRIM durchgängig mit S/4 Hana Finance, Treasury sowie Controlling integriert ist, sehe ich als einen großen Vorteil für eine 360-Grad-Sicht auf die Debitoren.
Muss ein Unternehmen, das SAP SD nutzt, dies nun „abschalten“, wenn es SAP BRIM implementiert?
Hussung: Nein, ganz und gar nicht, beide Lösungen haben ihre Daseinsberechtigung. Wer beispielsweise Materialien und klassische Produkte fakturiert, kann dies über SD tun, parallel dazu für andere, etwa digitale, Dienstleistungen mit Massenabrechnungen BRIM nutzen. Es ergibt ja auch keinen Sinn, wenn ein Maschinenbauer, der vielleicht hundert Maschinen im Jahr verkauft, diese über SAP BRIM fakturiert. Stellt er sich jedoch einige Maschinen hin und bietet Lohnfertigung als Pay-to-Use oder Factory-as-a-Service an, womöglich noch über einen digitalen Marktplatz, dann kann BRIM dafür durchaus die ergänzende Billing-Lösung sein.
Was würden Sie empfehlen, um so ein Mammutprojekt von Anfang an auf sichere Füße zu stellen?
Hussung: Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass es extrem wichtig ist, bei derartigen Großprojekten möglichst über alle Projektphasen ein zentrales Core-Team zu haben, in dem sowohl Projektverantwortliche auf Kundenseite als auch Beraterseite regelmäßig zusammenfinden. So können Aufgaben auf unterschiedliche Schultern verteilt werden, aber trotzdem haben alle das Verständnis vom gemeinsamen Vorgehen, keiner driftet in eine andere Richtung ab bei den diversen Teilprojekten. Dieses Core-Team kann dann immer wieder in die Folgeprojekte involviert werden und zudem die Anwender motivieren. Entscheidend für den Projekterfolg ist zudem eine gute Kommunikation – und das ist nicht immer einfach bei so vielen involvierten Personen.
Und was ist aus Ihrer Beratungserfahrung mit BRIM am wichtigsten?
Hussung: Knackpunkte sind die Prozessharmonisierung, um einheitliche, durchgängige Prozesse über alle Bereiche zu bekommen. Hier ist wichtig, dies auch wirklich an die End User weiterzugeben. Nur so lässt sich den Fachbereichen aufzeigen, wo der Nutzen, der Mehrwert für sie liegt, wenn die Prozesse harmonisiert sind, wenn Fakturierungsprozesse und Debitorenkontokorrentprozesse einheitlich sind. Dabei sollte auch darauf geachtet werden, während der gesamten Projektlaufzeit alles gemeinsam mit der Fachseite zu besprechen und zu erarbeiten, denn die weiß am besten, was für sie die optimalen Lösungen sind.