Frische Linux-Wegmarke
Es war für das Gros der SAP-Community 1999 eher eine Art Randnotiz, als SAP bekannt gegeben hatte, dass SAP R/3 künftig auch auf dem Betriebssystem Linux läuft. Eigens für die R/3-Linux-Nutzung war das SAP Linux Lab, eine eigene Einheit in der SAP-Entwicklungsdivision, gegründet worden. Und anfänglich fristete Linux im SAP-Umfeld eher eine Art Mauerblümchendasein:
„Warum ein neues Betriebssystem in Verbindung mit R/3 nutzen?“, hatten sich die SAP-Kunden gefragt. Zumal es ja funktionierende „SAP-Betriebssysteme“ gegeben hatte: mehrere Unix-Derivate wie IBM AIX oder HP-UX, OS/400 oder Windows. Auch hatte SAP damals eine R/3-Variante für die Kombination aus HP-3000-Maschinen und dem Betriebssystem MPE unterstützt.
„Zoo“ domestiziert
Diese Art von „Zoo“ wurde bekanntlich domestiziert. Insbesondere durch immer leistungsfähigere Standardprozessoren (anstelle proprietärer) – und durch die Verfügbarkeit von hochperformanten und funktional sehr leistungsfähigen Linux-Systemen für immens große Mission-critical-SAP-Einsätze, forciert durch SAP und Partner wie Suse.
Mittlerweile gibt es V 15 von Suse Linux Enterprise Server (SLES) for SAP Applications, und zwar in der neuesten Version 15 SP2. Mit dem Release 15 wurden von Suse Deployments/Transitions von businesskritischen Workloads und Anwendungen in erweiterter Form auf Public-Cloud-Umgebungen verfügbar gemacht.
Ferner wurden im Major Release 15 erstmals sogenannte multimodale Prinzipien berücksichtigt. Ziel dabei: traditionelle Infrastrukturen, softwaredefinierte Infrastrukturen (SDI) und anwendungsorientierte Architekturen auf der Grundlage einer einheitlichen Code-Basis in Koexistenz zu betreiben. Außerdem verbindet SLES for SAP Applications 15 containerisierte und traditionelle Entwicklungsumgebungen, inklusive der Kombination von Legacy-Anwendungen und Microservices.
Die neue Version 15 SP2 steht sowohl für den On-premises- wie für den Public-Cloud-Einsatz basierend auf einer einheitlichen Technologiekonsistenz zur Verfügung. Zum Tragen kommen hier beispielsweise eine noch größere Automatisierung sowie ein optimiertes Monitoring, um etwa Downtimes und Recovery-Zeiten weiter deutlich zu minimieren oder Verfügbarkeiten für Hana und NetWeaver-basierte Anwendungen zu steigern. Das Enterprise-Betriebssystem für professionell genutzte Desktops und Server ist für die Architekturen x86_64, ARMv7, ARMv8 sowie IBM Power, IBM Z Systems und die LinuxOne-Plattform ausgelegt.
SLES und Suse Manager
Diese Automatisierung ist in Komponenten berücksichtigt, die von den unterschiedlichsten Front-Ends, wie zum Beispiel von Terraform, YaST oder auch Suse Manager, aufgerufen werden können. Nebenbei bemerkt wird der Suse Manager als Management-Software in Verbindung mit SLES for SAP Applications gerade im SAP-Umfeld in steigendem Maße genutzt.
Ein Fokus wurde bei der Entwicklung von SLES for SAP Applications 15 SP2 auf eine optimierte Public-Cloud-Nutzung gelegt. So wurden in der neuen Version Mechanismen integriert, um auch große SAP-Umgebungen mit konsistenten und jederzeit gleichen Ergebnissen schnell zu installieren, zu konfigurieren und in den Betrieb zu überführen. Zur Verwendung kamen hierbei dann Terraform und Salt.
Damit lassen sich in kurzer Zeit komplette S/4-Hana-Software-Stacks inklusive High-Availability-(HA-)Funktionalität in die Tat umsetzen, wovon letztendlich alle S/4-Kunden bei der Public-Cloud-IaaS (Infrastructure as a Service) oder der On-premises-Nutzung profitieren. Der Rückgriff auf IaaS-Public-Cloud-Dienste wird von Unternehmen im Zusammenhang mit dem S/4-Einsatz in einem immer stärkeren Maße wahrgenommen und liegt voll und ganz im Trend.