FUE-Evangelium
Es gibt eine Cloud-Roadmap, die SAP reich macht und den Bestandskunden ihre zukünftigen Cloud-Lizenzen und Subskriptionen offenbart. FUE, Full Use Equivalent, ist ein komplexes Regelwerk mit genauen Anweisungen, wie der sündige Bestandskunde das Jammertal On-prem verlassen kann, um in die Cloud aufgenommen zu werden.
Das neue Evangelium ist schwierig und kompliziert – auch sehr teuer kann es in der Cloud für den SAP-Bestandskunden werden, dafür wird ihm aber absolute Absolution für seine Freveltaten im eigenen Rechenzentrum erteilt. Mit dem FUE-Evangelium erlöst SAP die Bestandskunden von den On-prem-Fesseln und führt sie in das ERP-Himmelreich.
Für den Releasewechsel in die Cloud wird die eigene Souveränität aufgegeben. Aus Sicht von SAP sind die fremden Rechenzentren die Quelle allen Unheils. Die SAP-Geistlichen versuchen On-prem als Stigmatisierung: Es gibt die SAP-Gläubigen und es gibt die On-prem-Abtrünnigen. Die Aufgaben des neuen Evangeliums sind, totale Abhängigkeit zu erzeugen und Kontrolle auszuüben. Der SAP’sche Allmachtsanspruch basiert auf der Annullierung der On-prem-Lizenzen. FUE wandelt existierende Lizenzen in Cloud-Subskriptionen, damit verliert der SAP-Bestandskunde jede Autonomie über sein ERP.
Das FUE-Evangelium ist eine Einbahnstraße. Beim Eintritt in das SAP’sche Cloud-Himmelreich gibt der Bestandskunde seine On-prem-Lizenzen an der Himmelspforte ab. Er bekommt dafür ein Cloud-Abonnement, das ihn für ewig an SAP bindet. Eine Rückkehr ins irdische ERP-Leben mit eigener Entscheidungshoheit ist im FUE-Evangelium nicht vorgesehen.
Das Fehlen einer Cloud-Exitstrategie macht das Evangelium brandgefährlich. Im Falle einer Aufsplittung des Unternehmens, eines Konkurses oder anderer unvorhergesehener Ereignisse bleibt das eigene ERP-System in Geiselhaft der SAP. Auch der Download der eigenen Daten ist keine Lösung, weil keine On-prem-Lizenzen existieren. Daten ohne Algorithmen haben keinen Wert!
Die Erlösungsversprechen des Cloud Computing können wahr werden, wenn der SAP-Bestandskunde seine On-prem-Lizenzen behält und damit seine Hoheit über das eigene ERP bewahrt. Die Antithese zum FUE-Evangelium ist somit der Weg in die Cloud unter Beibehaltung der On-prem-Lizenzen. Damit gelingt auch die Exkommunikation. Der Ausschluss aus der Gemeinde der Cloud-Gläubiger, also die gesuchte Exitstrategie, kann nur gelingen, wenn im Firmensafe noch die On-prem-Lizenzen liegen. So lässt sich auch nach dem Katastrophenfalle ein SAP-ERP-System, eventuell ohne Wartungsvertrag, aber immerhin operativ, betreiben.
Wer jedoch seine On-prem-Lizenzen in das FUE-Evangelium einbringen will, sollte vorher auf ein gut bestelltes Haus achten. Konsolidierung bei den Lizenztypen und eine verifizierte Lizenzvermessung können bis zu zwanzig Prozent an FUE-Gebühren einsparen. Ein sauberer und sündenfreier Eintritt in das Cloud-Himmelreich der SAP ist Voraussetzung zur Vermeidung eines späteren finanziellen Cloud-Subskriptionskollapses.