Grundlage der Globalisierung
Seit rund zehn Jahren optimiert KSB seine Stammdaten im ERP-System von SAP mit der Unterstützung und der Software von Simus Systems aus Karlsruhe.
Die Zusammenarbeit begann mit der Unterstützung bei dem Aufbau eines Klassenmodells und der Einführung einer Klassen- und Merkmalsverwaltung für SAP 4/5.
Zwar sollte dies als führendes System fungieren, die Benutzerschnittstelle für die Konstrukteure jedoch benutzerfreundlicher, flexibler und performanter sein:
„Konstrukteure denken eher in Tabellenstrukturen und sind nicht unbedingt Freunde der Pflege einzelner Datensätze, wie sie der SAP-Standard vorsieht“
sagt Karlheinz Steier, der mit Strategie, Prozessen und Strukturen befasst ist.
Die Software Simus Classmate wird seither als Klassen- und Merkmalsverwaltung für mehrere SAP-Mandanten eingesetzt. Sie basiert auf einem effizienten Datenmodell, das geschickt mit Ausprägungen und Merkmalen umgehen kann.
Das Projekt, in dessen Rahmen 1,2 Millionen Materialstämme strukturiert wurden, verlief sehr erfolgreich. Bei der Einführung des 3D-CAD-Systems Unigraphics im Jahr 2005 (heute NX von Siemens PLM Software) unterstützte das Klassenmodell die Implementierung der CAD-Schnittstelle zu SAP.
Darüber hinaus können die Konstrukteure seitdem mit dem Classmate Finder von Simus direkt in den Materialstämmen suchen.
Konstrukteure denken eher in Tabellenstrukturen […]
In SAP werden Materialstamm-Klassifikation und Grunddaten getrennt gehalten. Doch der Schritt lag nahe, die komfortable Suche von Classmate Finder über Klassifikationsdaten auch auf die Grunddaten auszudehnen.
Auch eignet sich die Pflege in Tabellensichten besser zur Bearbeitung großer Datenbestände. Deshalb wurde Simus Classmate in den Jahren 2007 bis 2009 um das Anlegen und Pflegen der Grunddaten in SAP erweitert.
„In einem nächsten Schritt wurden die werksbezogenen Logistikdaten ebenfalls mit einbezogen“
berichtet Joachim Pahlen, Leiter Methoden, Strukturen bei KSB.
Internationaler Produktbaukasten
Dies bildete eine Voraussetzung für das nächste größere Projekt – einen Produktbaukasten für ein „globales Produkt“ zu entwickeln, das an allen Standorten weltweit produziert werden kann.
„Deshalb und wegen der verschiedenen Entwicklungsmethoden und -werkzeuge im Unternehmen war dies eine große Herausforderung“
sagt Joachim Pahlen.
In einer frühen Phase wird eine Produktidee beleuchtet, dann werden die Ideen und Entwicklungsschritte konkreter und am Ende des Prozesses liefern Bereitstellungsprozesse die Produktdaten – als Konstruktionsstückliste, Produktionsstückliste und Grunddaten in SAP. In der Vergangenheit waren die Datenquellen ebenso wie die Daten regional unterschiedlich.
Hohe Varianz und Konfiguration scheinen naturgemäß nicht kompatibel. Simus systems kannte Merkmale und Materialstämme in ihrer Komplexität und war daher ein geeigneter Partner für die Anbindung an einen Komplexitätsmanager, mit dem merkmalsbasiert Produktvarianten zu modelliert und regelbasiert Bauteile zugeordnet werden.
Karlheinz Steier:
„Der Komplexitätsmanager dient dazu, das Wissen aus den Köpfen der Konstrukteure abzuholen und in Regeln zu fassen“
Anhand von Merkmalen sollte das Variantenfenster definiert werden und Bauteile auf Basis ihrer Materialstammklassifikation regelbasiert zugeordnet werden.
Die Merkmale und Bauteile standen zur Verfügung – die Regeln, wie Bauteile verknüpft werden können, mussten definiert werden.
2012 konnten Wassernorm- und Chemienorm-Pumpen als erste globale Produkte freigegeben werden. Neue Produkte für neue Märkte wurden ergänzt, das Klassensystem immer weiterentwickelt:
„Inzwischen werden 800 Klassen Materialstämme zugeordnet, 4300 Merkmale gibt es im Produktentstehungsprozess“
berichtet Peer Höpner, befasst mit Methoden und Strukturen.
In dem weltweiten Produktportfolio finden sich lokale wie globale Produkte – in der Regel müssen lokale Ausprägungen von den globalen substituiert werden.
Ebenso wurden die Voraussetzungen geschaffen, um Produkte nach Regionen zu optimieren.
„Inzwischen ist transparent, was in anderen Teilen der Welt passiert, und wir können verhindern, dass an zwei oder drei Standorten das Gleiche entwickelt wird“
sagt Joachim Pahlen.
„Dadurch können wir global standardisieren und Entwicklungskapazitäten gezielter einsetzen.“
Harmonisierung der IT-Landschaft
Auch die IT-Systeme mussten harmonisiert werden – im Sinne einer Zusammenführung in einem weltweiten SAP-System. SAP als ERP-System wurde sukzessive in den Produktionsstandorten implementiert – inzwischen wird 80 Prozent des Umsatzes über das zentrale System abgewickelt.
Von der Standardproduktion bis zum Einzelgeschäft, von der kleinen Heizungspumpe bis zur Kraftwerkspumpe oder -armatur basieren alle Geschäftsprozesse auf einem Datenmodell.
Damit waren auch organisatorische Herausforderungen verbunden:
„Unterschiedliche lokale Grunddatensysteme lassen sich nicht von einer zentralen Stelle auf der Welt betreuen“
berichtet Joachim Pahlen.
Stattdessen wurden zentrale Regeln entwickelt, die lokal umgesetzt werden. In allen Regionen sind verschiedene Stellen berechtigt, Materialstämme zu generieren.
„Um deren Qualität sicherzustellen, liefert uns Classmate Data starke Routinen“
sagt Karlheinz Steier.
So kann man wöchentliche oder tägliche Reports generieren, ob Prozesse nicht eingehalten, Dubletten angelegt wurden oder Dokumente fehlen.
„Die Architektur der Software ist aus unserer Sicht sehr vorteilhaft, weil man aus dem ‚Werkzeugkoffer‘ heraus ohne Hilfe von Simus Systems neue Werkzeuge erstellen und kundenspezifisch einsetzen kann“
ergänzt er.
Von diesem „Werkzeugkoffer“, Classmate Data, werden sechs Lizenzen an den drei deutschen Standorten eingesetzt – über Citrix greifen weltweit 150 Anwender auf Classmate Finder zu, um schnell gewünschte Datensätze nach Merkmalen, Texten oder Geometrien zu finden.
Datenänderungen werden direkt an SAP übertragen.Für die Zukunft gibt es weitere innovative Ideen, um Prozesse zu verbessern – etwa die Bauteilkalkulation oder die geometrische Ähnlichkeitsprüfung.