Home Cloud
Natürlich hat SAP mit dem Cloud-First-Statement recht. Das generische Betriebsmodell des Cloud Computing hat fast nur Vorteile. Die Funktionsvielfalt bei den Hyperscalern ist beeindruckend. Und dennoch hat diese Cloud-Euphorie einen Nachteil: Es wird sehr teuer.
Meine Stammtischschwestern und -brüder hier in Düsseldorf haben in den vergangenen Jahren ausgiebig experimentiert und Erfahrung mit HEC (Hana Enterprise Cloud) bis BTP (Business Technology Platform) gesammelt.
Cloud Computing bei den Hyperscalern und SAP ist nicht nur sehr gut, sondern auch sehr teuer – dieses Junktim von Leistung und Preis wird im Vergleich zu On-prem-Systemen oft übersehen. Wer sein eigenes Rechenzentrum seit vielen Jahren optimiert, orchestriert, harmonisiert und virtualisiert, der hat wahrscheinlich wesentlich günstigere Kostensätze als mancher Cloud-Anbieter.
Ein weiterer Punkt, der beim Outsourcing in Richtung Hyperscaler und BTP gern übersehen wird, ist eine signifikante Mitwirkungspflicht. In den Cloud- Basisgebühren ist natürlich nicht alles enthalten, was technisch möglich ist. Vergleichbar ist die Situation mit dem Autokauf: Die Basisausstattung mag preiswert erscheinen, am Ende des Konfigurators steht sehr häufig ein Betrag, der um ein gutes Drittel höher ist als der ursprüngliche Preis.
Wer also die Mitwirkungspflicht nicht leisten kann, muss bei SAP und anderen Anbietern tief in die eigene Tasche greifen. Möglich ist fast alles, aber es kostet dementsprechend viel. Damit wird der Gang in die Cloud zum finanziellen Risiko. Eine realistische und transparente Kalkulation des Cloud Computing ist kaum zu erreichen. Die Angebote der Hyperscaler und SAP sind zahlreich und überschneidend. Es fehlt an einer Cloud-Gebühren-Roadmap für den CFO.
Nicht nur die generischen Cloud-Angebote bereiten den SAP-Bestandskunden großen Kummer, auch die Organisationsformen wie CCC und CCoE wurden von SAP nicht für eine S/4-Conversion adaptiert. Manche meiner SAP-Stammtischschwestern und -brüder betreiben seit über 20 Jahren ein CCC. Aktuell befinden sie sich damit in einer Sackgasse. Selbst unsere DSAG weiß keinen Rat. Es gab Mitte Oktober wieder einmal einen Diskurs zu dem Thema, aber außer betroffenes Schweigen war nicht viel wahrnehmbar.
Aufgrund des CCC-Dilemmas und eines interessanten Besuchs von Hewlett Packard bei uns im Haus kreierte ich den Begriff Home Cloud. Einfach erklärt: die Funktionen und Vorteile einer Cloud im eigenen Rechenzentrum oder bei einem Outsourcer meines Vertrauens. SAP beschreibt dieses Konzept als S/4 Hana Cloud Private Edition Customer Data Center. Es ist ein wohlbehütetes Geheimnis. Abgekürzt wird es mit SAP-S/4-Hana-PE-CDC.
Anfangs verstand ich die Cloud-Idee der S/4 Private Edition eines Customer Data Center nicht, weil mich die Wörter „Cloud“ und „Private“ natürlich an Private Cloud erinnerten. Aber es muss andersherum gelesen werden. Bei S/4 Hana Cloud Private Edition Customer Data Center bedeutet das Wort „Cloud“, dass der SAP-Bestandskunde Cloud-Funktionen bekommt, ohne sich in die Fänge eines Hyperscalers zu begeben. „Private Edition“ soll vermitteln, dass der SAP-Bestandskunde für sein Glück allein verantwortlich ist und „Customer Data Center“ ist der dezente Hinweis, dass auch noch das eigene Rechenzentrum eine Existenzberechtigung hat. Zusammengefasst: SAP S/4 Hana Cloud Private Edition Customer Data Center ist Cloud-Funktionalität als On-prem-Version – für mich die perfekte Home Cloud.
Still und heimlich haben also SAP und Hewlett Packard ein On-prem-Konzept für S/4 entwickelt, das sich nach Untersuchungen unserer DSAG mehr als die Hälfte der Mitglieder wünscht. Einer meiner jüngeren Mitarbeiter kommt im Sommer oft mit einem T-Shirt, auf dem steht: There is no place like 127.0.0.1 – also: Zu Hause ist es am schönsten!
Home Sweet Home – trautes Heim, Glück allein. Somit gibt es nun die Home Cloud als On-prem-Angebot für S/4 Hana. HP präsentierte das Konzept mit: the Cloud that comes to you. Wenn ich jetzt noch einen Weg finde, meine bevorzugten IBM Power Server für Hana in dieses On-prem-Cloud-Konzept einzubinden, dann habe ich meine S/4 Private Edition Home Cloud!