IDC-Studie: Automatisierung und Analytics bringen Innovationen ins Data Center
Wer allerdings seine Strategie auf Buzzwords aufbaut, wird kaum das Maximum für sein Unternehmen herausholen. Vielmehr geht es darum, aktuelle Technik intelligent einzuführen.
Eine IDC-Studie hat interessante Einsichten zutage gefördert: 57 Prozent der Befragten modernisieren derzeit ihre IT-Technologie; 32 Prozent der Unternehmen investieren in Data Center, um die Produktivität ihrer Unternehmen zu steigern; und 80 Prozent der Befragten nutzen Clouds. IDC hat im Februar dieses Jahres in Deutschland IT- und Fachentscheider aus 210 Organisationen mit mehr als 500 Mitarbeitern befragt.
Ein wichtiger Treiber für Investitionen ins Data Center ist für 32 Prozent die Steigerung der Produktivität. Die Unternehmen haben also klar erkannt, dass die IT über enormes Potenzial zur Verbesserung aller Geschäftsprozesse verfügt. Für 23 Prozent der Unternehmen steht die Konsolidierung der IT im Data Center im Mittelpunkt der Aktivitäten.
IT-Konsolidierung ist in den vergangenen Jahren in mehreren Wellen durch die IT-Organisationen gelaufen. Zu ihren Vorteilen zählen eine bessere Auslastung der Ressourcen, ein einfaches Management der Systeme und eine funktionale Entflechtung gewachsener Strukturen. Sie führt gleichzeitig zu höherer Sicherheit und Compliance sowie zu Kostensenkungen. Beide Aspekte sind für jeweils 15 Prozent die Hauptmotivation für Investitionen.
„Die Innovationsdynamik der Digitalisierung basiert auf der intelligenten Verbindung eines agilen Rechenzentrums ,on-premises‘ mit cloudbasierten Lösungen und Ressourcen“
ist Matthias Eckermann, Director Product Management Suse Linux Enterprise, überzeugt.
„Klassische Rechenzentren, die nicht selten schon 40 Jahre im Betrieb sind, können das alleine nicht mehr leisten. Zunächst muss die Entscheidung zum Wandel von ganz oben im Unternehmen kommen und dort konsequent gelebt werden.
Neue Geschäftsmodelle werden von der IT abgebildet. Es empfiehlt sich, mit kleinen Schritten zu beginnen und diese von Anfang an in den großen Zusammenhang des digitalen Masterplans einzubetten.“
Software Defined Solution
Erste Schritte können sein: der Aufbau einer softwaredefinierten Storage-Lösung, etwa um Sensordaten von Maschinen zu sammeln und zu analysieren, oder die Einbindung von Containerlösungen, die neue Möglichkeiten zur Software- und Prozessentwicklung und zur Anpassung IT-gestützter Prozesse bieten, oder der Aufbau einer Private Cloud, damit zum Beispiel die Entwicklungsabteilung schnell und automatisiert Testumgebungen aufsetzen kann.
„Die Kunst bei alldem ist es, alte und neue Strukturen der heterogenen IT-Landschaft zu verbinden. Hier können innovative Open-Source-Lösungen Brücken bauen und einen Wandel Schritt für Schritt ermöglichen“
erklärt Eckermann im Interview.
Strategie und Architektur
Modernisierungsaktivitäten basieren auf einer klaren Strategie. Auch Teilschritte müssen immer in die IT-Strategie und das Architekturmodell eingebettet sein. 49 Prozent der Befragten optimieren ihre IT-Architektur.
Das Architekturmodell gibt auch den Rahmen für die Orchestrierung und Automatisierung der IT-Services über verschiedene Systeme und Domains vor und darüber, wie und in welchem Umfang externe IT- und Business-Services genutzt werden.
Viele Unternehmen betrachten eine umfassende Automatisierung von Abläufen im Rechenzentrum sowie die Integration und Orchestrierung von internen und externen IT-Ressourcen und Business Services als einen vielversprechenden Ansatz.
„Genau, das ist die passende Strategie“
bestätigt Gerald Hofmann, Vice President Central EMEA bei Veeam Software.
„Einerseits bietet der Markt dafür zunehmend geeignete Technologien, außerdem können Unternehmen so den Fachkräftebedarf bzw. -mangel entschärfen. Gerade mittelständische und kleine Unternehmen haben damit sehr zu kämpfen. Wichtig ist, sich dabei Entwicklungspfade offenzuhalten.“
KI & Machine Learning
Es gibt immer mehr Infrastruktur-Lösungen, die maschinelles Lernen nutzen.
„Das bietet Potenziale, gerade auch im Datenmanagement“
weiß Gerald Hofmann.
„Nicht zu vergessen die Cloud. Manchmal ist es wirtschaftlich sinnvoll, fertige Dienste von Hyperscalern einzukaufen, in strategisch wichtigen Bereichen empfiehlt sich eher die individuelle Zusammenarbeit mit dem Dienstleister seines Vertrauens oder eine Inhouse-Lösung.“
Analytics und zunehmend auch künstliche Intelligenz (KI) liefern Informationen über das Verhalten der IT-Infrastruktur und sind in der Lage, aufgrund der Analyse der Prozesse den Ausfall einzelner Komponenten der IT-Infrastruktur vorherzusagen. 51 Prozent der Befragten nutzen bereits Analytics im IT-Betrieb.
Dieses Ergebnis überrascht und war so nicht zu erwarten. Auch immer mehr IT-Security-Lösungen setzen auf Machine Learning, um Auffälligkeiten zu erkennen und Abwehr- oder Quarantänemaßnahmen anzustoßen.
Automatisierung
41 Prozent der Befragten setzen derzeit gezielt auf die Optimierung unterschiedlicher Automatisierungsaufgaben.
„Die meisten IT-Organisationen in Deutschland haben die Zeichen der Zeit erkannt “
sagt Matthias Zacher, Senior Consulting Manager bei IDC und Projektleiter der Studie.
„Allerdings ist noch Luft nach oben. Das gilt besonders für die Automatisierung im Data Center und die Nutzung von Analytics und künstlicher Intelligenz im operativen IT-Betrieb.“
Volker Ludwig, Senior Vice President Sales, e-shelter:
„Automatisierung ist der zentrale Baustein für den effizienten Betrieb jeder IT-Umgebung. Der unterbrechungsfreie Betrieb sowie die Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität von Daten sind heute in allen Organisationen unternehmenskritisch.
Allerdings lohnt sich eine Automatisierung und Integration nicht für alle Prozesse. Gerade bei wenig benötigten Ressourcen oder Legacy-Systemen gilt es, den tatsächlichen Workload vorab zu prüfen.“
Data Center in der Cloud
Der prägendste Trend im Data Center ist Cloud Computing in seinen unterschiedlichen Ausprägungen. 90 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über eine Cloud-Strategie. Damit belegt auch diese Studie erneut, dass Cloud Computing in Deutschland etabliert ist.
Eine Diskussion über das „Ob“ von Cloud hat sich damit erübrigt. Unternehmen sind vielfach an einem One-Stop-Shopping interessiert, aber in der Realität lässt sich das nur schwer erreichen. Aus diesem Grund wächst in den nächsten 24 Monaten die Zahl derjenigen, die mehr als eine Cloud-Plattform nutzen.
Multi & Hybrid Cloud
59 Prozent werden mittelfristig auf zwei bzw. drei Plattformen setzen. Damit ist auch der Weg in die Multi Cloud deutlich vorgezeichnet. Workloads laufen immer häufiger in der Cloud. Aktuell dominiert noch die Private Cloud, entweder im eigenen Data Center oder im Provider Data Center.
Investitionen fließen am häufigsten in datenrelevante Themen wie Analytics und Management von relationalen Datenbanken (63 Prozent), künstliche Intelligenz/Machine Learning (63 Prozent) und Business Intelligence/Data Warehouse (61 Prozent).
Basis der geschilderten Entwicklungen ist Software Defined Infrastructure. Die Erweiterung virtualisierter Infrastrukturen (Software Defined Compute, Software Defined Storage, Software Defined Networking) um Automatisierungs- und Orchestrierungskomponenten schafft die technische Basis, um Private Clouds und Public Clouds umzusetzen und in hybriden und Multi- Cloud-Szenarien zusammenzufügen.
Standardisierung
„Für eine erfolgreiche Bereitstellung von IT-Ressourcen über alle Fachabteilungen hinweg spielt vor allem das Thema Standardisierung eine wichtige Rolle“, erklärt im Interview Donald Badoux, Managing Director bei Equinix. „Standardisierte Services und Prozesse ermöglichen eine kurze Bereitstellungszeit und eine verlässliche Qualität innerhalb der IT-Strukturen des eigenen Unternehmens.
Gleichzeitig helfen agile Entwicklungsmethoden – wie etwa Scrum oder DevOps – dabei, IT-Lösungen zeitnah und bedarfsgerecht einzuführen. Der dritte Erfolgsfaktor, den Unternehmen berücksichtigen sollten, liegt in der Evaluierung von hybriden Multi-Cloud-Services.
Hybride Multi-Cloud-Services erlauben es Unternehmen beispielsweise, Anwendungen auf den Cloud-Strukturen verschiedener Anbieter parallel zu nutzen und somit die jeweils für sie optimale Lösung schnell und flexibel zu realisieren.“
Zum umfassenden Blick auf das Data Center gehört zwingend auch DevOps, das eine Antwort auf die Schlüsselfrage von IT-Managern gibt: Wie lässt sich das Applikations-Deployment beschleunigen und den Anforderungen der Fachabteilungen besser gerecht werden? Umso erstaunlicher, dass lediglich 31 Prozent der Unternehmen angaben, DevOps zu nutzen.
Fazit
Die IDC-Studie zeigt: Unternehmen in Deutschland haben die Modernisierung ihrer Data Center und ihrer IT-Infrastruktur in Angriff genommen. Die Investitionen der vergangenen Jahre machen sich bezahlt, sodass immer mehr IT-Organisationen über eine modernisierte Infrastruktur verfügen. Allerdings bleiben zahlreiche „Baustellen“ bestehen.
Geschäftlicher Erfolg und moderne IT bedingen einander. Die Ergebnisse belegen, dass die Reise immer mehr in Richtung Cloud gehen wird. Die Bandbreite der Einsatzszenarien ist extrem groß und umfasst alle IT-Ressourcen und zunehmend auch die Business-Services eines Unternehmens.
Die Komplexität im Data Center bleibt bestehen. Die Anforderungen an das Management und die Governance werden eher wachsen als sinken. Aber diese Komplexität lässt sich beherrschen.
Auch hier sind Orchestrierung und Automatisierung die zentralen Ansätze. Organisationen sollten daher besser heute als morgen ihre Technologie, Architektur und Prozesse umfassend optimieren.