Kein Koffein für SAP-Hana-DB
SAP vernichtet das Alleinstellungsmerkmal
Naturgemäß ist SAP der ERP-Weltmarktführer. Wenn es aber um innovative Ideen jenseits von Daten und Algorithmen geht, dann tut sich der IT-Anbieter schwer. Nun wurde das Hana-Haus in Palo Alto, Kalifornien, geschlossen. Es war nicht die erste Entscheidung aufgrund finanzieller Überlegungen.
Vor vielen Jahren war SAP in der einzigartigen Situation, eine Ausbildungsstätte zu besitzen, die als Abschluss einen weltweit anerkannten MBA anbot. Ex-SAP-CEO Professor Henning Kagermann hat die SAP Business School in Klosterneuburg, nahe Wien, Österreich, initiiert. Schnell gelang dem damaligen Leiter, Professor Wolfgang Mathera, die Anerkennung als Ausbildungsplatz für MBA.
Auf Professor Henning Kagermann folgte Ex-SAP-CEO Léo Apotheker, der ganz schnell die MBA-Ausbildung in Klosterneuburg beendete. Der Grund war nicht ein Mangel an schulischen Erfolgen, sondern die Tatsache, dass die SAP Business School keinen nennenswerten Deckungsbeitrag zum SAP-Gesamtergebnis beitrug. Zu der Zeit war SAP weltweit der erste Technologiekonzern, der über eine eigene MBA-Ausbildungsstätte verfügte. Dieses Alleinstellungsmerkmal wurde leichtfertig aus der Hand gegeben.
Kein Café für SAP Hana
Zum 1. Oktober 2024 wurde nun das Hana-Haus in Palo Alto, Kalifornien, geschlossen. Das Haus diente als Begegnungsstätte, Café und Office-Space. Es war eine Idee von Professor Hasso Plattner und Ex-SAP-Technikvorstand Vishal Sikka und sollte die Idee der neuen In-Memory-Computing-Datenbank Hana populär machen.
Die Gründe für die Schließung des Hana-Hauses sind ähnlich dem Aus für die SAP Business School: Café-Haus und Schule sind bestenfalls ein Nullsummenspiel, aber sicher kein großer finanzieller Gewinn für SAP. CEO Christian Klein und CFO Dominik Asam achten sehr auf Rentabilität und Deckungsbeitrag. Sponsoring für eine Hasso-Plattner-Idee ist bei SAP nicht mehr zeitgemäß!
Das SAP-Erbe von Professor Hasso Plattner
Hasso Plattner ist seit wenigen Monaten nicht mehr SAP-Aufsichtsratsvorsitzender und schon mussten drei SAP-Vorstände, Julia White, Scott Russell und Jürgen Müller, den ERP-Weltmarktführer verlassen. Bis zu 10.000 Stellen wurden bei SAP aufgelöst. Die betroffenen Personen gekündigt, versetzt oder in den Ruhestand geschickt. Nun wurde die Plattner-Idee eines Hana-Hauses in Palo Alto, Kalifornien, beendet.
Offensichtlich bemühen sich die neuen Herrscher bei SAP, das Erbe der Gründergeneration so schnell wie möglich auszulöschen. Der Abgang von Ex-SAP-Technikvorstand Jürgen Müller gibt Rätsel auf und liegt im Dunkeln. Tatsache ist aber, dass Jürgen Müller seinen universitären Abschluss am Hasso-Plattner-Institut an der Universität Potsdam, Deutschland, machte und mit tatkräftiger Unterstützung von Hasso Plattner seinen Weg in den SAP-Vorstand fand.
Noch Anfang dieses Jahres, als Plattner auch noch SAP-Aufsichtsratsvorsitzender war, wurde der SAP-Vorstandsvertrag von Jürgen Müller um drei Jahre verlängert. Warum SAP aktuell bemüht ist, die Spuren der Vergangenheit schnell und gründlich zu beseitigen, scheint nur ganz wenigen Insidern bekannt zu sein. Das Erbe von Professor Hasso Plattner ist gefährdet.