KI, Geld und Community
KI-Ecosystem für Europa
Die SAP-Vorstände Thomas Saueressig und Jürgen Müller sind typische Vertreter des europäischen Wegs für künstliche Intelligenz: nur nicht an die eigenen Fähigkeiten glauben, nur nicht eigene Ideen entwickeln, nur nicht autonom handeln, sondern mit allen und jedem Partnerschaften eingehen, damit das Risiko gestreut ist!
Das Verhältnis von SAP zu Aleph Alpha zeigt die Mutlosigkeit des SAP-Vorstands. Christian Klein hat als SAP-Chef das Thema KI als strategisch vorgegeben. Er hat aber verabsäumt, gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Thomas Saueressig und Jürgen Müller eine signifikante und singuläre Roadmap zu konzipieren. Eine passende Finanzierung und eine echte Zusammenarbeit mit Jonas Andrulis wären riskant gewesen, hätten aber auch das aktuelle Dilemma vermeiden können.
SAP hat mit fast allen relevanten KI-Anbietern entsprechende Partnerschaften geschlossen. So entsteht ein Gemischtwarenladen aus KI-Ideen und -Programmen, aber keine KI-Problemlösung. Der Vorteil des SAP-KI-Wegs: Das Risiko des Scheiterns ist auf viele Mitspieler verteilt und Thomas Saueressig und Jürgen Müller können nicht verantwortlich gemacht werden. So entsteht ein KI-Ecosystem zur Risikovermeidung ohne Chance auf nachhaltigen Erfolg.
Kann SAP auch KI?
Die zögerliche Haltung von SAP gegenüber Aleph Alpha entspricht dem fiktiven Wunsch „wasch mich, aber mach mich nicht nass“. Warum hat SAP die eigene KI-Strategie auf die Schultern zahlreicher Partner gelegt und ist nicht mit ausgewählten Partnern eine tiefe Partnerschaft eingegangen? SAP gibt dazu keine Antwort, aber die Vermutung liegt nahe, dass die SAP-Vorstände Thomas Saueressig und Jürgen Müller nichts von KI verstehen. Die KI-Exitstrategie ist demnach: SAP geht mit jedem relevanten KI-Marktteilnehmer eine Partnerschaft ein, um überall mit dabei zu sein.
Diese beliebige und undifferenzierte SAP-KI-Strategie ist für den Vorstand ungefährlich. Ein umfassendes Bekenntnis zu ausgewählten Partnern wie Aleph Alpha hätte KI-Kompetenz und Mut vorausgesetzt. Weil aber SAP sehr wenig von KI versteht, versucht der ERP-Weltmarktführer überall einen Fuß in der Tür zu haben – oder wie ein deutsches Sprichwort sagt: Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn.
Aleph Alpha, Signavio und LeanIX
SAP-Bestandskunden wissen es, auf dem Weg in die Cloud brauchen sie neue Werkzeuge. Der SAP SolMan für On-prem-ERP wie R/3 und Business Suite 7 hat ausgedient. Ein Application Lifecycle Management (ALM) für das Cloud Computing ist bei SAP im Entstehen. Eine KI-Erweiterung im Sinn eines ERP-LLM (Large Language Model) für Cloud ALM etwa von Aleph Alpha wäre möglich gewesen.
Ende vergangenen Jahres schwärmte Aleph-Alpha-Chef Jonas Andrulis von der Kombination der SAP-ERP-Geschäftsprozesse mit einem Large Language Model aus seinem Haus. Aus der Cloud-ALM-Kombination Aleph Alpha, Signavio und LeanIX hätte eine einzigartige ERP-Transformation und Digitalisierung erwachsen können. Dafür müsste aber SAP wesentlich mehr von KI verstehen und den Mut zum Risiko aus alten SAP-Tagen besitzen.
Das Scheitern von Aleph Alpha ist internen und externen Parametern geschuldet. SAP ist nicht für Aleph Alpha verantwortlich, aber SAP hat aufgrund mangelnden KI-Wissens und Mutlosigkeit eine weitere europäische KI-Hoffnung beschädigt. Nur schöne Worte und Bilder, wie sie Ende vergangenen Jahres entstanden, sind zu wenig.