Komplexität reduzieren
Das Nachfrageverhalten von Kunden und Konsumenten ändert sich schnell. Produzierende Unternehmen erweitern und verändern ihre Produkt- und Modellpalette daher laufend. Schon bei der Standardausführung von Computern, Autos oder Maschinen gibt es eine Vielzahl von Konfigurationsmöglichkeiten. Grenzen sind den Kundenwünschen in der Regel nur dort gesetzt, wo eine bestimmte Variante aus technischen oder vertrieblichen Gründen nicht möglich ist.
Firmen, die SAP ERP einsetzen, verwenden im Bereich der Produktkonfiguration häufig den SAP–Variantenkonfigurator (LO-VC), der Bestandteil des ERP-Systems ist. Mit diesem leistungsfähigen Werkzeug lassen sich alle Merkmale der unterschiedlichen Varianten eines Produktes mit ihren wechselseitigen Beziehungen abbilden; zugleich unterstützt es die Prozesse in Beschaffung, Logistik, Produktentwicklung, Produktion und Vertrieb. Auf Basis eines vorab festgelegten Regelwerks, dem SAP-Beziehungswissen, können die technische Machbarkeit einer Variante, ihr Preis sowie das Datum der Auslieferung bestimmt werden.
Pflege der Regelwerke
Zur Pflege des SAP-Beziehungswissens gibt es im LO-VC den Beziehungswissen-Editor. Dieser ist unter anderem auch über die Transaktion PMEVC zu erreichen, einer Umgebung für die Produktmodellierung (Product Modeling Environment for Variant Configuration), welche die für eine Konfiguration relevanten Objekte zusammenfasst. Im Editor wird das Regelwerk der Konfiguration in vielen Beziehungswissen abgebildet, die mitunter zahlreiche Codezeilen enthalten. Dadurch wird die Verwaltung und Pflege des Beziehungswissens unübersichtlich und beansprucht viel Zeit.
Da der Aufbau neuer Regelwerke außerdem in einer eigenen Syntax erfolgt, übernehmen in Unternehmen in der Regel nur ausgebildete Spezialisten die Pflege des Modells.
Unternehmen benötigen daher eine Lösung, mit der Regelwerke und Variantentabellen transparent in einer zentralen Bedienoberfläche dargestellt und einfach, schnell und effizient modelliert und verwaltet werden können. Erst das ermöglicht die Pflege von SAP-Beziehungswissen wie aus einem Guss.
Damit mehrere End-User gleichzeitig auf Beziehungswissen zugreifen und es bearbeiten können, sollte das Werkzeug zudem über ein intelligentes Sperrkonzept verfügen. Dadurch können Aufgaben, die im Rahmen der Variantenkonfiguration anfallen, zügiger erledigt und Folgeprozesse in der Produktentwicklung und Fertigung zeitnah angestoßen werden.
Weniger Komplexität
Diese und weitere Anforderungen kann eine Add-on-Lösung wie zum Beispiel it.configure der Itelligence AG erfüllen, die erstmals auf der CeBIT in Hannover 2014 einem großen Publikum gezeigt wird. Mit der Lösung können Regelwerke zentral, standardisiert und optimiert in einer einzigen Transaktion und auf einer Nutzeroberfläche verwaltet werden. Das IT-Werkzeug ist nahtlos in SAP-Standardobjekte eingebunden, die für die Produktkonfiguration relevant sind. Dazu zählen etwa Konfigurationsprofile im LO-VC, Stücklisten oder Arbeitspläne.
In dem Add-on sind die Regeln hierarchisch geordnet, von der allgemeinen Definition eines Standards auf oberster Ebene bis zur Definition von Ausnahmen auf spezielleren Ebenen. Dabei gilt eine allgemeine Regel nur so lange, bis sie durch eine speziellere überschrieben wird. Somit kann die Anzahl der Datensätze im Regelwerk reduziert und dieses gleichzeitig effizienter bearbeitet werden, da nur die Ausnahmen zu pflegen sind: Wird beispielsweise ein Wert auf der untersten Ebene gesetzt, überschreibt er alle Wertsetzungen in den Ebenen darüber.
Merkmale hierarchisch organisiert
Möglich ist dies, weil die SAP-Standardmerkmale oder die Kombinationen aus einzelnen Merkmalen in dem Add-on technisch als Schlüssel deklariert werden und hierarchisch organisiert sind. Die Definition der Abhängigkeiten erfolgt nach dem „Wenn-dann-Prinzip“: An einem Schlüssel werden Bedingungen gepflegt, die den „Wenn-Teil“ einer Regel beschreiben. Er kann durch weitere Einzelbedingungen wie die Abhängigkeit von zusätzlichen Merkmalen oder Merkmalswerten flexibel ergänzt und erweitert werden.
Zu jedem „Wenn-“ gehört ein „Dann-Teil“, in dem die Auswahlbedingungen, Formeln, Merkmalswerte, Werteinschränkungen oder Vorgabewerte festgelegt sind. Da dem End-User der Wenn- und der Dann-Teil in ein und derselben Bedienoberfläche angezeigt werden, lassen sich beide komfortabel bearbeiten. Die Schlüssel und die zugehörigen Regeln sind wiederum in einer ID organisiert, die in SAP-Systemen transportfähig ist. Es können mehrere IDs vergeben und in einem SAP-Mandanten bearbeitet werden.
Konfigurationspraxis
Anhand eines praktischen Beispiels lassen sich die Vorzüge dieses Ansatzes konkret aufzeigen: Für die Konfiguration eines Autos etwa wird als allgemeinster Schlüssel „Modell“ definiert. Er bildet die oberste Ebene. Danach folgt der etwas genauere Schlüssel „Ausstattung“ und schließlich, auf der untersten Ebene, eine Kombination der Schlüssel „Modell“ und „Ausstattung“, die viele Details enthält. Grundlegende Ausstattungsmerkmale sind auf der allgemeinen Ebene „Modell“ verbindlich definiert.
Bei der Konfiguration eines Autos kann dann im Schlüssel „Modell“ der Einbau von Stoffsitzen als Standard definiert sein, der auch für die Basisausstattung gilt. Anders ist es bei der Luxusausstattung. Hier wird am Schlüssel „Ausstattung“ eine Regel gepflegt, dass Ledersitze eingebaut werden. Am speziellsten Schlüssel kann dann zudem als Regel festgelegt sein, dass beim Topmodell einer Baureihe die Ledersitze schon in der Komfortausstattung verbaut werden.
Regelwerke bearbeiten
Mit it.configure können sich alle Anwender, die ein Produkt kennen, ganz auf die Pflege dieser Ausnahmen konzentrieren. Das Add-on bietet zahlreiche Features: Funktionen für die Suche, die variable und kontextbezogene Merkmalsanzeige, die dynamische Filterung von Regeln nach verschiedenen Optionen, die Darstellung der Änderungshistorie oder zur Nachverfolgung angewendeter Regeln.
Eine F4-Wertehilfe vereinfacht zudem das Setzen von Merkmalswerten im Dann-Teil. Das entlastet den Endanwender bei der täglichen Arbeit, da er weder technische Namen noch Werte kennen muss wie beim Beziehungswissen-Editor.
Für Regeln, die unter einem Schlüssel definiert sind, lassen sich weitere Einschränkungen als Bedingungen definieren und dann per Drag and Drop kopieren und bearbeiten. Außerdem kann für gleiche Merkmale sehr einfach eine Default-Vererbung eingerichtet werden. Die Simulation der Produktkonfiguration, die in der Transaktion CU50 des LO-VC erfolgt und bei der getestet wird, ob Objekte korrekt angelegt sind und das Beziehungswissen funktioniert, lässt sich direkt aus der Arbeitsoberfläche des Add-ons heraus starten. Die Regeln werden in nur wenigen Datenbanktabellen abgelegt.
Datenmodell schrittweise umstellen
Durch die leistungsfähige Regelpflege wird der Zeitaufwand für die Erstellung und Pflege der Konfigurationsstammdaten reduziert. Da die Regeln zudem in einer hierarchischen Struktur verwaltet werden, erhöht das die Stammdatenqualität und die Transparenz in der Konfiguration. Außerdem brauchen SAP-Kunden, die auf it.configure umsteigen, ihr bisheriges Datenmodell nicht auf einen Schlag umzustellen, sondern können dies schrittweise SAP-Objekt für SAP-Objekt tun.
Die Lösung lässt sich somit auf einem bestehenden SAP-System sukzessive einführen – zum Beispiel für alle Neuentwicklungen, Modell für Modell oder für einzelne Modellbereiche. Auf diese Weise kann das klassische SAP-Beziehungswissen, dessen Pflege im Editor erfolgt, Zug um Zug ersetzt werden.