Konzernbild auf Knopfdruck
Aus Managementperspektive stellen sich immer wieder die logistischen und finanziellen Fragen: An welchem Standort lässt sich ein Produkt am günstigsten produzieren? Wo habe ich die kürzesten Transportwege? Passt die initiale Kosten- und Preiskalkulation? Genau diese Fragen stellte sich auch Schott. Das Unternehmen, mit einer über 135 Jahre langen Historie, gilt als der Erfinder des Spezialglases und erzielt einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro mit weltweit 16.200 Mitarbeitern.
Im Fall von Schott gibt es etwa 80 Gesellschaften, die zu einem Go-live-Termin (Big Bang) umgestellt werden müssen. Es gibt 270 Finance-Mitarbeiter im Konzern, die es gilt, im Rahmen des Veränderungsmanagements abzuholen.
„Wir betreten mit vielen Aspekten Neuland, insbesondere mit der neuen Ergebnisrechnung Margin Analysis und der parallelen Bewertung über das Material Ledger, auch beim Thema Datenmigration. Nach unserem Wissen hat das bis jetzt noch keiner in dieser Form gemacht“, so Oliver Böhm.
Das bereits bestehende One Finance von Schott verfügt über einheitliche Standards, Prozesse, Datengrundlagen und eine einheitliche Organisationsstruktur, basierend auf dem derzeitigen SAP-ERP/ECC-System. Mithilfe von S/4 soll dieses nun weiterentwickelt werden. So kommt Schott schneller zu einem umfassenden Reporting: einem globalen Kostenrechnungskreis, einer Geschäftsjahresvariante und einer detaillierten Ausprägung der Funktionsbereiche.
Dazu Jens Schulte: „Zusammengefasst bietet uns One Finance die Möglichkeit, unser System granularer, prägnanter, flexibler und schneller zu gestalten, um deutlich besser auf Marktsituationen reagieren zu können.“
S/4 legt im Prinzip als Bebauungsplan eine ganze Reihe von Leitplanken fest, die über einen Zeitraum von 20 oder mehr Jahren das integrierte System des gesamten Unternehmens prägen werden.
„S/4 ist eine große Investition, die unser Konzern im Rahmen der Weiterentwicklung tätigt“, so Schulte. Deshalb wäre der Umstieg nach S/4 allein als technologisches Upgrade (Brownfield) für Schott zu wenig gewesen.
Mit S/4 bildet Schott nun die Grundlage für schnellere Monats- und Jahresabschlüsse. Dazu ein optimiertes und individuelles Reportingsystem.
Schulte erläutert dazu: „Denken Sie an den Vertrieb, wo die Realtime-Kreditlimit-Beurteilung ein schnelleres Eingehen auf Kundenwünsche ermöglicht oder wo schnellere Angebotskalkulation durch eine unmittelbare Reaktion des Vertriebs einen deutlichen Wettbewerbsvorteil bringt. Wenn wir uns jetzt noch auf die Managementebene bewegen, erfüllt Realtime Data Processing den Traum jedes CFOs, jederzeit auf Knopfdruck das komplette Konzernbild bis zur Bilanz zu erzeugen.“
Schott startete vor eineinhalb Jahren mit einem Proof of Concept. Dadurch wird sich eine agile Unternehmenssteuerung für das Unternehmen ergeben, sodass man auch in Krisenzeiten den Fokus schnell verschieben kann, zum Beispiel von wachstumsorientierten Auswertungen hin zu striktem Cash- und Kostenmanagement. Dann soll die Reportingfrequenz erhöht werden und die wesentlichen KPIs des Unternehmens auf Wochenebene zur Verfügung stehen, um zeitnah in den Dialog mit den Geschäftsbereichen gehen zu können.
„Wir wollen die Digitalisierung bis 2025 weiter vorantreiben, das gilt sowohl für den Finanzbereich als auch für das gesamte Unternehmen. Der Finanzbereich war mit der erste, der sich mit neuen Digitalisierungsmöglichkeiten auseinandergesetzt hat, etwa mit Analyticstools, um Forecasts zum Monatsumsatz aus Tageshochläufen zu erstellen. Wir wollen das Vorbild für den Konzern sein. Wir haben gut vorbereitete Prozesse und wir haben Menschen mit IT- und Prozessaffinität, die ein großes Interesse daran haben, mit Digitalisierungsthemen zu arbeiten“, ergänzt Schulte.