Vision und Realität zusammenbringen: Nachbericht zu den DSAG-Technologietagen 2024 in Hamburg
Eines der Themen beschäftigte sich mit dem Hype um Systeme der generativen künstlichen Intelligenz (KI). Die Ankündigung von SAP im Sommer 2023, künftige Innovationen wie KI nur noch via Rise-with-SAP-Premium-Angebot zur Verfügung zu stellen, hat viele Kunden verunsichert, die auf S/4 Hana Private Cloud oder On-Premises gesetzt haben.
Bei der SAP-Bilanzpressekonferenz am 20. Juli 2023 hat Christian Klein, CEO und Mitglied des Vorstands, angekündigt, dass die neuesten Innovationen von SAP nur in der Cloud verfügbar sein sollen. Konkret sollen sie nur für Kunden zugänglich sein, die S/4 Cloud, Public Edition oder S/4 Cloud, Private Edition über Grow-with-SAP- oder Rise-with-SAP-Verträge nutzen. Das bedeutet nicht, dass On-prem-Lösungen generell funktional nicht weiterentwickelt werden. Aber On-prem-Bestandskunden können
z. B. nicht von den großen Innovationen wie künstlicher Intelligenz (KI) und Green Ledger profitieren. Das gilt ebenso für größere Funktionsbausteine und Erweiterungen, die auf der Business Technology Platform (BTP) basieren. Gleichzeitig will SAP die Wartungsgebühren erhöhen. Aus Sicht der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe lässt SAP mit diesem Vorgehen zahlreiche treue Kundenunternehmen im Stich.
Die technische Integration von KI-Modellen von einem Vertragskonstrukt eines Anbieters abhängig zu machen lässt sich im Kontext einer gesamthaften IT-Architektur jedoch kaum abbilden. „KI nur noch in einem singulären Cloud-Vertrags- und -Betriebsmodell anzubieten, ist zudem technisch nicht haltbar, können doch Large-Language-Modelle jederzeit unabhängig hiervon realisiert werden“, kritisiert Sebastian Westphal, Fachvorstand Technologie der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe.
Security-Dashboard
Das Thema Security spielt auch im Zusammenhang mit KI eine wichtige Rolle. KI unterstützt nicht nur beim Einsatz diverser Funktionalitäten. Sie hilft auch Angreifern, schneller, effizienter und automatisierter zu agieren. Dass SAP nun für die SAP Analytics Cloud plant, ein Security-Dashboard für mittelständische Kunden parallel zu den Schnittstellen (API) und entsprechenden Partnerlösungen bereitzustellen, ist sehr zu begrüßen.
„Damit erfüllt SAP eine langjährige DSAG-Forderung und unterstützt Kunden, die nicht über eine bereits implementierte, übergreifende Monitoring-Infrastruktur verfügen“, ist Sebastian Westphal zufrieden. Was allerdings noch fehlt, ist eine klare Antwort von SAP zur Bereitstellung von Security-Tools des Solution Manager über das Jahr 2027 hinaus. Bei der ConfigValidation für die Konsistenzprüfung der Systeme und den System-Recommendations (Systemempfehlungen) gibt es erste Signale von SAP, dass diese Funktionalitäten künftig in SAP Cloud ALM bereitgestellt werden sollen.
Das Wartungsende für einige zentrale SAP-Lösungen ist mit 2027 klar definiert und damit absehbar. Unverändert sind viele Fragen offen, wie die zukünftigen Services und Lösungen tatsächlich realisiert werden – und Unternehmen benötigen funktionierende Lösungen, bevor sie migrieren können. Auch heute sind viele Produkte noch nicht fertig entwickelt und die Roadmaps prall gefüllt. Folglich braucht es eine klare Aussage, welche Ziellösung SAP mit entsprechenden Migrationsszenarien und -services unterstützt bzw. ob es präferierte Partner geben wird, für die entsprechende Migrationsszenarien angeboten werden.
Bei der BTP vermissen die Anwenderunternehmen noch eine serviceübergreifende Strategie sowie die Konsistenz über alle BTP-Services und deren Zusammenspiel hinweg – um die BTP sowohl in unternehmensweiten, mehrstufigen Architekturen noch eindeutiger als Plattform als auch mit den zugehörigen Business-Services inte-grieren zu können.
Konsistenz für BTP-Services
So sind z. B. das Monitoring und Logging der einzelnen Services noch nicht einheitlich ausgeprägt und auch eine durchgängige Cloud-Identity-Management-Strategie ist noch nicht Realität. Zudem würden eine einheitliche Zugriffsstrategie vom SAP-Support auf die Lines-of-Business(LoB)-Services, eine einheitliche Übersicht der BTP-Services inklusive deren Verfügbarkeit in den Preislisten sowie eine zügige Inte-gration von Lösungen wie beispielsweise Signavio als echter, vollintegrierter BTP-
Service die operative Nutzung der BTP erleichtern. Zusammenfassend gilt: Für das Zusammenspiel von LoB- und BTP-Services muss eine einheitliche Strategie erarbeitet, umgesetzt und kommuniziert werden. Darin sieht die DSAG einen wichtigen Ansatz, den es auszubauen gilt.