On-prem, Cloud oder doch hybrid?
Bei der Transformation führen viele Wege nach Rom. Der Umkehrschluss des weisen Spruchs hilft dabei wenig: Wenn man weiß, woher man kommt und wo man steht, dann weiß man auch, wohin es geht. Es gibt faktisch für jede SAP-Zielgruppe mehrere Möglichkeiten von Systemarchitekturen für die Transformation.
Im Vorfeld der strategischen Aufbereitung und Ausarbeitung der Sachkriterien für eine Entscheidungshilfe werden erfahrungsgemäß zunächst emotionale Themen priorisiert. Beim Thema Cloud wird etwa noch vor der Security-Frage die dem entgegenstehende Firmenphilosophie vorgebracht, wobei oft auch unterschiedliche Ansichten der Generationen hineinspielen. Damit sieht man, welche Soft Skills ein sachliches und rationales Thema durch unerwartet vielschichtige Entscheidungsmerkmale beeinflussen können. Diesen Umstand sollte man im gesamten Kontext nicht unterschätzen.
Grundlage für den Entscheidungsprozess für die richtige Systemarchitektur sind die aktuelle Unternehmensstrategie und die daraus abgeleitete IT-Strategie. Aufbauend auf diesen Eckpfeilern können sich IT-Spezialisten der Arbeitsgruppe mit den notwendigen Details beschäftigen.
Aus eigener Erfahrung kann berichtet werden, dass die langwierige Entscheidungsfindung der System-architektur sich auf der gleichen Ebene abspielt wie die Festlegung der Prozesse. Viele Teilnehmer investieren viel Zeit in diverse Modelle, begleitet durch unklare Kriterien und ohne ausreichende Entscheidungskultur. Stattdessen unterstützt erfahrungsgemäß die Methodik über Parameter viel zielführender die Auswahl der richtigen Systemarchitektur. Die erste Herausforderung dabei ist jene herauszufinden, die tatsächlich das Unternehmen betreffen. Dieser Prozess braucht Zeit, endet jedoch mit der wichtigsten Entscheidungsgrundlage für die nächste Phase.
Mit der Gliederung der Parameter in Ebenen (zum Beispiel Allgemein, IT/SAP, Infrastruktur und Technik) beginnt allerdings erst die Knochenarbeit. Dafür sollten die Teilnehmer auf das Kernteam der Spezialisten reduziert werden. In diversen Klausuren mit kurzen Zeitabständen sind die festgelegten Parameter je Ebene zu priorisieren und zu gewichten. Mit diesen Bewertungen können über einen Entscheidungsbaum oder eine Matrix die technisch notwendigen und sinnvollen Systemarchitekturen eingeschränkt und dem Management vorgelegt werden. Die endgültige Entscheidung erfolgt für gewöhnlich auf Basis einer Wirtschaftlichkeitsrechnung.
Der zuvor kurz beschriebene Ablauf zur Findung einer passenden Systemarchitektur ist aufgrund seiner Komplexität in diesem Beitrag nur sehr theoretisch möglich. Trotzdem soll zumindest beispielhaft auf manche Details eingegangen werden. Wie erwähnt, steht die Auswahl der Parameter, in Ebenen gegliedert, im Mittelpunkt. Hier eine Auswahl der allgemeinen Parameter: Branche, Handel und/oder Produktion, Groß-, Mittel- oder Kleinunternehmen und Unternehmensstruktur, national oder international – diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.
In der Folge werden die IT- und SAP-spezifischen Parameter geprüft und selektiert. Dazu gehören Antworten auf Fragen wie: Besitze ich eine zentrale oder dezentrale IT? Bin ich SAP-Neukunde oder Bestandskunde? Nutzen wir oder möchten wir in Zukunft Insourcing oder Outsourcing? Standard-Cloud oder Privat-Cloud? Standardprozesse oder individuelle Prozesse? Wie sieht es mit Security, Risikobewertung, Personal, Lizenzen und vielem mehr aus? Die Ebenen nach unten sollten die Parameter immer mehr zu den notwendigen Detailinformationen verdichten. In diesem Beispiel wären auf der dritten Ebene die Details der Infrastruktur-Ebene, Hardware und Software vorgesehen. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass man sich nicht durch zu viele Ebenen und Parameter in unnötigen Details verzettelt und damit die Entscheidungsfindung erschwert. Weniger ist mehr!
Dieser Weg ist eine relativ einfache, bewährte Methode und Beitrag zur Findung der bestmöglichen Systemarchitektur für die Transformation.