S/4 Hana – und nun?
Entwickler stehen vor einem vollständigen Paradigmenwechsel, der eine grundlegende Neuausrichtung bedeutet.
„Wir bei G.I.B glauben an den Erfolg der neuen Technologie und setzen nun alles daran, unser Know-how auch auf diesem Gebiet auf Spitzenniveau zu bringen“
berichtet Anwendungsentwickler Rüsan Ergüzel.
Daher plant das Unternehmen ein mehrwöchiges Ausbildungsprogramm, eine Kombination aus Onlinevorlesungen, Selbsttests, Hausarbeiten und Diskussionsforen.
„Diese Ausbildungsoffensive stellt uns vor eine echte Herausforderung“
äußert sich Dina Zwiorek, HR-Managerin
„denn die investierte Zeit muss dem Tagesgeschäft und der fortlaufenden Programmentwicklung abgetrotzt werden.“
G.I.B setzt deshalb auf den internen Wissenstransfer. So sollen die S/4-Pioniere ihr neu erworbenes Wissen im täglichen Teamwork und über interne Schulungen an ihre Kollegen weitergeben.
Mit S/4 ändert sich für die Entwickler viel, so lassen sich Hana-Anwendungen nicht in der bekannten Abap-Entwicklungsumgebung programmieren, sondern nur noch über Eclipse. Dies erfordert Kenntnisse in HTML, Javascript und anderen Programmiersprachen.
Auch die Skriptsprache (SQL Script), die Datenbankumgebung und das Oberflächendesign (Fiori) sind neu.
Große Veränderungen erwarten auch den User. Es ist z. B. Abschied von der lieb gewonnenen SAP GUI zu nehmen und sich auf ein ganz neues Oberflächendesign mit neuer Bedienlogik einzustellen.
Doch unabhängig von der potenziellen Begeisterung für das neue Design stehen SAP-User, die auf S/4 Hana umstellen möchten, vor der Frage, ob die alten und verlässlichen Add-ons auch dann noch tadellos funktionieren.
„Genau das prüfen wir zurzeit“
berichtet Ergüzel. Allerdings steht der Entwickler vor dem Dilemma, dass seine Anwendungen mit S/4 Hana Logistics kompatibel sein müssen, welches noch gar nicht am Markt verfügbar ist.
Aus diesem Grund wird bei G.I.B aktuell Simple Finance unter die Lupe genommen. Hier werden Funktionalitäten, Oberflächendesign und vor allem der Quellcode in Augenschein genommen. Dabei wird nach neuen Sprachelementen gesucht und nach neuen Datenbank-Statements.
„Mit den Analyse-Tools Code-Inspektor, SQL Monitor und SQL Performance Optimierungswerkzeug spüren wir Abweichungen auf und prüfen SQL-Abfragen auf Hana-Tauglichkeit“
erklärt er und blickt der Umstellung gelassen entgegen, schließlich ist die gesamte G.I.B-Dispo-Cockpit-Familie bereits Hana-zertifiziert.
Auch ein erstes Hana-optimiertes Modul ist bereits vorhanden, das Forecast-Modul aus der Dispo-Cockpit-Familie ist seit Anfang 2014 im Einsatz. Florian Lenz, Leiter der „Forecast“-Abteilung, hat die Hana-Modifikation entwickelt.
Zunächst galt es zu analysieren, welche Rechenoperation und welche Logik einen Mehrwert durch die Verarbeitung in Hana erfahren. Es standen sowohl Operationen mit besonders großem Datenvolumen als auch Analysen und Auswertungen, die durch eine Echtzeit-Berechnung einen Qualitätsgewinn erhalten, im Vordergrund.
„Wichtig ist dabei die Nutzung der in der Hana-Datenbank zur Verfügung stehenden Statements, die eine neue Betrachtung der jeweiligen Operationslogik erfordern“
erklärt Lenz, der für sein Programm keine selbstständige Hana-Version entwickelt, sondern Weichen in das bestehende Programm eingearbeitet hat. Das Programm checkt an den entsprechenden Stellen, ob auf eine Hana- oder eine konventionelle Datenbank zugegriffen wird.
„Das ist für die Entwicklung zwar komplizierter, erleichtert allerdings deutlich den späteren Pflegeaufwand.“
Die beiden Abteilungsleiter und passionierten Entwickler sind sich auf jeden Fall einig in der Beurteilung der neuen SAP-Generation.
„Simplicity ist definitiv die Zukunft. Wir sind überzeugt, dass in einigen Jahren alle Kunden auf eine Hana-Datenbank umsteigen werden, ob als By-side-Ansatz oder vollständig migriert, ob on premise oder in der Cloud“
meint Ergüzel und ergänzt:
„Wir bei G.I.B sind dafür gut aufgestellt und freuen uns auf die neue Herausforderung und die spannenden Möglichkeiten und Chancen, die sich mit der neuen Technologie ergeben.“