SAP kann nicht Cloud
Native, first und singulär
Der Erfolg vieler Cloud-Anbieter besteht nicht in der Wahl ihres Betriebsmodells (Cloud Computing), sondern in der Tatsache, dass sie aus der Cloud nur eine Software-Version anbieten und damit für alle Anwender einen unmittelbaren Mehrwert anbieten. Ein gutes Beispiel ist die People-Management-Software von Workday. Alle Anwender arbeiten im gleichen Release, damit kommen Verbesserungen auch unmittelbar allen Anwendern zugute. Auswertung wie etwa die Fluktuation von Mitarbeitern und was dagegen unternommen werden kann, lässt sich immer über den anonymisierten Gesamtbestand führen.
Solange es SAP nicht schafft, die Bestandskunden auf ein einheitliches Software-Release zu führen, ist auch jede Diskussion über das Betriebsmodell hinfällig. Der Mehrwert für die Community der SAP-Bestandskunden kann sich nur aus einer singulären Software-Architektur ergeben. Ob diese ERP-Systeme dann über eine Cloud miteinander verbunden sind oder selbst schon in der Cloud sind, ist vollkommen zweitrangig.
Monitoring und CCC/CCoE
DSAG-Fachvorstand Thomas Henzler brachte die SAP’sche Cloud-Themenverfehlung in seiner Keynote auf den Punkt: Er erwartet von einem Cloud-System einen für den Endanwender reibungslosen Betrieb und nicht wieder eine Software, die mit Cloud ALM und anderen Werkzeugen gemonitort werden muss. Wozu in die Cloud gehen, wenn der Anwender den gleichen Aufwand wie mit einem On-prem-System hat?
Aufgrund des momentanen Cloud-Verständnisses von SAP ist aber ein Cloud ALM als Nachfolger des SolMan unabdingbar, damit aber ergibt sich eine weitere Forderung von Thomas Henzler: Ein Customer Competence Center (CCC oder CCoE) ist für einen Cloud-Betrieb ebenso notwendig, wie er für On-prem-Installationen verpflichtend war. Auch Cloud Computing braucht eine SAP-Basis-Mannschaft. Hinweis: Auch 2024 veranstaltet der E3-Verlag in Salzburg wieder den CC-Summit mit allen Themen zur SAP-Basis für On-prem- und Cloud-Bestandskunden.
Composable ERP
Wer über Cloud Computing diskutiert, kommt an dem Thema Plattformen nicht vorbei und somit stand am DSAG-Jahreskongress nicht nur die Business Technology Platform (SAP BTP) im Zentrum vieler Diskussionen, sondern auch die Möglichkeiten, die sich mit einer solchen Plattform eröffnen: Composable ERP. An sehr vielen Partnerständen fanden die Besucher das Schlagwort BTP. Die Angebote reichten von Security, Berechtigungskonzepten und Compliance auf der BTP bis zu Applikation wie elektronischer Rechnungseingang als BTP-App.
Einige SAP-Bestandskunden haben die Möglichkeiten und Chancen der BTP bereits erkannt und sind aktiv geworden. In der frühen Phase der BTP-Evaluierung sind ebenso viele Anwender aber auch noch auf der Suche nach Orientierung. Der E3-Verlag veranstaltet am 28. und 29. Februar 2024 in Heidelberg einen Steampunk- und BTP-Summit.
Ein Composable ERP auf einer BTP liegt sicher noch in weiter Ferne. Eine Diskussion über einen S/4-Nachfolger sollte jedoch aktuell erfolgen. Auch, um die ERP-Diskussion wieder auf Business-Prozesse zu fokussieren und zu befreien von den operativen Themen wie Lizenzen und Betriebsmodell.