So gelingt der Umzug in die Cloud
Schon weit vor der Cloud-Ära haben sich einige unserer avantgardistischen Kunden mit Workflow-basierten Dokumentenflüssen beschäftigt. Damit, wie sich solche Anforderungen digital gestalten lassen und wie eine elektronische Unterschrift funktionieren könnte. Das Ziel war die Digitalisierung der mit Kaffee und Stift servierten analogen Unterschriftenmappe. Wir konnten damals mit einer geeigneten Anwendung helfen. Durch die Cloud hat sich einiges verändert. Die Prozesse sind zwar weitgehend ähnlich, aber die Anwender haben neue Bedürfnisse hinsichtlich mobil nutzbarer Bedienungsoberflächen entwickelt, striktere rechtliche Rahmenbedingungen sind hinzugekommen, der Füller wurde von Zertifikat, Smartphone oder Signpad abgelöst und die Anforderungen an die IT-Sicherheit sind gestiegen.
Aktuelle Marktprognosen zeigen, wohin die Reise geht: Während das On-premises-Geschäft für SAP laut Analysten in den nächsten fünf Jahren um lediglich zwei Prozent zulegen wird, prognostizieren sie dem Markt für hybride oder cloudbasierte Lösungen einen Anstieg um das Sechsfache (!). Kein Wunder also, dass der Weg für klassische Zusatzentwicklungen direkt auf die SAP Business Technology Platform (BTP) führt.
Um auch eingeschworene On-premises-Nutzer zu überzeugen, hat SAP vor knapp einem Jahr unter dem Titel Rise with SAP eine Charme-Offensive gestartet. „Ein Unternehmen muss nicht mehr auf einmal in die Cloud, sondern kann etwa nur mit der Personalwirtschaft anfangen und im nächsten Schritt zum Beispiel das Finanzwesen in die Cloud bringen“, zerstreute SAP-Vorstandschef Christian Klein damals Befürchtungen vor allzu radikalen Änderungen. Der Erfolg scheint ihm recht zu geben – allein im vierten Quartal 2021 sind die Umsätze mit S/4-Hana-Cloud um 65 Prozent gestiegen, laut SAP vor allem getrieben von Rise. Die Nachfrage verwundert nicht, wird hier doch auch ein Modell angeboten, das eine grundlegende BTP-Lizenzierung enthält und einen sanften Umstieg über hybride Zwischenlösungen ermöglicht.
Doch nicht nur die Anwender, auch wir SAP-Partner sind gefordert, uns in Richtung Cloud zu transformieren. Sei es in der Beratung oder bei den angebotenen Best-Practice-Lösungen. Hier schließt sich nun der Kreis zum eingangs angesprochenen Thema der digitalen Unterschriftenmappe. Nach Kundenanfragen, ob unsere Applikation auch BTP-fähig sei und wir darüber hinaus weiter eine On-premises-Anbindung dafür anbieten würden – typische Anforderungen dafür kommen etwa von einer Microsoft-AD-Integration oder der Verwendung von On-prem-ERP-Usern –, haben wir uns an die Arbeit gemacht. Und nach intensiver Beschäftigung mit Themen wie CAP, Node.js, CDS, MTA, Hybrid Dev, Hana, PostgreSQL, IAS, SAP Fiori Launchpad blicken wir heute stolz auf unsere erste SAP-Cloud-Applikation SnapWare – die BTP-Unterschriftenmappe.
Der Weg führt in die Cloud
Einige Erkenntnisse aus diesem Re-Engineering, die ich für wesentlich halte: Erstens führt der Weg aus der On-premises-Welt in die Cloud-Welt über eine sehr steile Lernkurve. Das braucht Zeit, nehmen Sie sich dafür aus dem Tagesgeschäft raus. Zweitens sollten Sie sich früh genug überlegen, wie Sie ihre Prozesse in die Cloud transformieren wollen, und mögliche hybride Zwischenlösungen berücksichtigen. Drittens sollten Sie Features der Cloud-Architektur nutzen, die on-premises nicht in der gleichen Wertigkeit umsetzbar sind (Skalierbarkeit, Security, Multi-Tenant-Apps, Fiori und moderne Softwareentwicklungsmethoden). Und viertens: Nicht alles in der Cloud hat den gewohnten Reifegrad und einige der neueren Konzepte verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind. Daher mein Rat als alter R/2-Freestyle-Developer: Nähern Sie sich der neuen Welt in kleinen Schritten – aber rechtzeitig! Denn On-prem kennt nur eine Richtung: die in die Cloud.