Starkes SAP-Fundament
Plattner legte den Grundstein
Der Erfolg von SAP beruht auf einer Gleichzeitigkeit von Technik und Betriebswirtschaft. Es war die geniale Idee der fünf SAP-Gründer, sich ganzheitlich an die organisatorische Problemlösung heranzuwagen. Sowohl das Konzept einer zentralen Datenbankinstanz als auch der Anspruch die wesentlichen betriebswirtschaftlichen Parameter zu lösen, führten zu dem sichtbaren SAP-Erfolg.
Diese Tradition eines klassischen Universalgelehrten war lange Zeit der bestimmende Faktor der SAP-Entwicklung. Auch als die SAP-Gründer das operative Geschäft an die nächste Generation abgaben, lebte der Gründergeist weiter: Professor Henning Kagermann war ein würdiger Universalgelehrter und im wirklichen Leben der erste SAP-CEO nach der Gründergeneration.
Starkes Fundament, aber schwache Zukunft
Blickt die SAP-Community auf den aktuellen SAP-Aktienkurs, besteht kein Grund zur Sorge! Die handelnden Personen im SAP-Vorstand und -Aufsichtsrat sind aber weit entfernt von einem hypothetischen Universalgelehrten und einem ganzheitlich denkenden Visionär wie Hasso Plattner. Im Vorstand und Aufsichtsrat gibt es zahlreiche Spezialisten, aber niemand hat eine Vision, wie ein S/5 oder S/6 aussehen könnte.
Die Basis sind ECC 6.0, Hana und S/4. Diese Komponenten wurden von Professor Plattner geschaffen. Das starke Fundament des SAP-Mitgründers ist der Erfolg des aktuellen SAP-Vorstands. Somit bleibt SAP-Chef Christian Klein nicht viel mehr als ein Wartungs- und Serviceversprechen für S/4 Hana bis ins Jahr 2040 – aber das ist keine Vision, sondern lediglich Reparaturdienstverhalten.
Die Zukunft des betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Kosmos von SAP ist düster. Die KI-Revolution wurde verschlafen und innovative Ideen wie IoT und Blockchain übersehen. Durch Zukäufe wie Signavio (Process Mining) und LeanIX (Architekturmanagement) versucht SAP relevant zu bleiben, was nach einer jüngsten Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) aber nur bedingt gelingt.
Exit-Strategie: Business Technology Platform
Es gibt einen Parameter bei SAP, der dem ERP-Weltmarktführer noch einmal den obersten Podestplatz sichern könnte: SAP BTP entwickelt sich neben S/4 Hana zu einem eigenständigen Framework, mit dem Bestandskunden und Partner ein zukünftiges ERP-System gestalten können und sollen.
SAP gibt mangels eigener Kompetenz und Vision die Kontrolle ab und motiviert Bestandskunden und Partner, auf der SAP Business Technology Platform ihre eigenen Ideen eines ERP zu verwirklichen. Das ist ein schlauer Schachzug, wenn man die eigene Inkompetenz und Mutlosigkeit erkennt. Die Abgabe der Hoheitsrechte in Form der BTP an Partner und Kunden birgt naturgemäß auch Risiken in sich.
BTP-Schlaraffenland
Die SAP BTP ist ein wunderbares Ecosystem und Framework. Die Partner sehen eine autonome Geschäftsidee auf sich zukommen und die Bestandskunden bekommen ein bewährtes Abap-Modifikationswerkzeug – Steampunk! Ein Partner-Summit der SAP zum Thema BTP mit über 500 Teilnehmern hat deutlich das Interesse der SAP-Community an Eigenständigkeit und Innovationen gezeigt. Mit der BTP könnte ein erster Befreiungsschlag von SAP beginnen.
Die SAP Business Technology Platform ist ein Freiheits- und Unabhängigkeitsversprechen. Ausgestattet ist BTP mit zahlreichen Open-Source-Komponenten, die eine weitere Autonomie garantieren. BTP-Experte Christian Knell war einer der zahlreichen Besucher auf dem SAP-Partner-BTP-Summit in Heidelberg und er wird gemeinsam mit anderen SAP-Experten den SAP Competence Center Summit 2024 in Salzburg am 5. Juni eröffnen.
Der BTP-Diskurs für die SAP-Bestandskunden beginnt in Salzburg und wird eines der bestimmenden Themen auf der E3-Plattform. Gemeinsam mit ausgewählten SAP-Partnern wird das E3-Magazin seine Bildungsarbeit für die SAP Business Technology Platform fortsetzen, denn auch ein Schlaraffenland entsteht nicht von selbst.