Sybase, Qualtrics, Signavio, LeanIX
Mit dem notwendigen Kleingeld kann sich jeder einen Porsche kaufen, siehe SAP. Eine kleine Auswahl übernommener Firmen: Sybase, Qualtrics, Signavio und LeanIX. Aber einen Porsche zu beherrschen und auch fahren zu können, das ist eine komplett andere Geschichte.
Anfang dieses Jahres war ich eingeladen zum Porsche Experience Center am Hockenheimring. Für die Journalisten gab es drei Möglichkeiten: eine Fahrt im Simulator, eine echte Fahrt in einem Porsche und eine Mitfahrgelegenheit mit einem Porsche-Instruktor. Ich wählte Letzteres und hatte am nächsten Tag am ganzen Körper einen Muskelkater.
Der Porsche-Instruktor fuhr einen Taycan Turbo S mit einer maximalen Leistung von 560 kW oder 761 PS und beschleunigte von 0 auf 100 km/h in 2,8 Sekunden. Aber noch eindrucksvoller war für mich die Verzögerung. Die Bremsen sind im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubend. Auf den kurzen Geraden beschleunigten wir somit auf weit über 100 km/h, um dann in allerletzter Sekunde in die Kurve einzubiegen. Ich vertraute dem Instruktor, der den Rundkurs wie seine Westentasche kannte. Aber ich hatte bei den Fliehkräften größte Mühe, nicht vom Sitz zu rutschen, meine Hände und Gesichtsmuskeln unter Kontrolle zu halten.
Selbst am Steuer eines Porsche wären wahrscheinlich gut 100 km/h das Maximum gewesen und die Bremsen hätte ich nie ausreizen können. Mit einem Experten durfte ich also erleben, was fahrzeugtechnisch möglich ist. Für alle Porsche-Fans und potenziellen Käufer eines Taycan: Die Beschleunigung von 0 auf 100 mit 2,8 Sekunden wird sich in naher Zukunft kaum verbessern lassen. Woran die Porsche-Ingenieure aber arbeiten, sind noch bessere Bremsen, also Verzögerungswerte, und die Rückgewinnung von Energie (Rekuperation). Einer weiteren Steigerung meines Muskelkaters steht somit nichts im Weg. Aber einen eigenen Porsche werde ich wahrscheinlich nie besitzen – zu viel Respekt vor dieser technischen Wundermaschine!
An Respekt fehlt es aber SAP! Mit den Taschen voller Geld kaufte SAP in den vergangenen Jahren alles, was glitzerte und dem momentanen IT-Trend entsprach. Verstanden die Ex-SAP-Co-CEOs Jim Hagemann Snabe (l.) und Bill McDermott (r.) wirklich, was sie mit Sybase einkauften? Sybase wurde ausgeschlachtet: Die Datenbanken behielt sich SAP, der Rest wurde weiterverkauft. Qualtrics wurde inklusive Management geschluckt. Schnell musste SAP aber eingestehen, von Customer Experience Management keine Ahnung zu haben und somit auch nicht in der Lage zu sein, das amerikanische Unternehmen fachgerecht zu leiten. Bill McDermott scheiterte und sein Nachfolger SAP-CEO Christian Klein verkaufte Qualtrics.
Aber SAP-Chef Klein kaufte aus Trotz, weil er das Münchner Unternehmen Celonis nicht bekam, das Berliner Start-up Signavio. Als eine weitere Abteilung im SAP-Universum fristet Signavio aktuell ein jämmerliches Dasein. Vom einst innovativen Start-up ist kaum mehr etwas übrig. Und schon wieder hat es Christian Klein gemacht: Bis Jahresende will SAP sich LeanIX einverleiben. Schwerpunkt von LeanIX ist Enterprise Architecture Management, ein weiteres Gebiet, von dem SAP keine Ahnung hat. Ob Christian Klein ohne Intellectual Property dieses Start-up wird leiten können, muss aus aktueller Sicht bezweifelt werden. (pmf)
2 Kommentare
Peter M. Färbinger, E3 Magazin
Ich will niemanden killen, sondern lediglich darauf hinweisen, dass der Besitz einer Sache noch nicht gewährleistet, dass diese auch beherrscht wird. Trotz des Besitzes von SuccessFactory verliert SAP nachweislich HR/HCM-Marktanteil an Workday. Den Wettbewerb um Process Mining gewinnt aktuell SAP mit Signavio gegen Celonis durch massive Preisnachlässe aber nicht durch Intellectual Property (IP).
Krutki
Schade, die Thesen zu LeanIX und Signavio sind nur hohle Killerphrasen ohne jede sachliche Begründung. Am besten kann der Autor offensichtlich Porsche mitfahren.