TMS Monitoring und Reporting
Angesichts des technologischen Wandels, der im Hinblick auf S/4 bereits in vollem Gange ist, hoher Anforderungen an Lieferkettenstabilität und Nachhaltigkeit, von Ressourcenengpässen und immer kurzfristigeren Lieferungen ist im Transportmanagement ein grundsätzliches Umdenken notwendig. Um den Herausforderungen der Zukunft angemessen zu begegnen, ist die Bedeutung von Echtzeitinformationen und integrativer Aspekte im Bereich Transportmanagement enorm gestiegen. Was muss ein TMS heute leisten, um mit der Welt Schritt zu halten? Eine Antwort ist der Wandel vom Transportmanagement hin zur aktiven Transportsteuerung.
Im Hinblick auf die SAP-Community fallen mit der Abkündigung von SAP ERP/ECC 6.0 und LE-TRA (Transportlösung, TRA, innerhalb der Logistikkomponente Logistics Execution, LE) etablierte Möglichkeiten zur Transportabbildung weg. Mit dem S/4-Transportation-Management steht zwar ein Nachfolger bereit, dieser zwingt Unternehmen aber zu einer Neuimplementierung, da eine Migration von LE-TRA zum S/4 TM nicht zur Verfügung steht. Unter Berücksichtigung einer Neuimplementierung der Nachfolgelösung, von Prozessänderungen auf Basis externer Faktoren und fachlicher Anforderungen wird das Thema derzeit von vielen Unternehmen neu evaluiert.
Supply-Chain-Resilienz
Ein Schlagwort, welches die vergangenen zwei Jahre immer häufiger die Runde machte, ist Supply-Chain-Resilienz. Letztlich ist diese nichts Neues. Bereits im Jahr 2009 wurde der Begriff nach Ponomarov und Holcomp als „die adaptive Fähigkeit einer Supply Chain, sich auf unvorhergesehene Ereignisse vorzubereiten und auf Störungen zu reagieren“, definiert. Um aktiv in die Prozesse einzugreifen und im besten Fall dank neuer Technologien frühzeitig zu agieren – also bevor es überhaupt zu einer Störung kommt –, bedarf es einer ganzheitlichen Betrachtung der Transport- und Werkslogistik.
Es ist an der Zeit, historische Gegebenheiten aufzubrechen und neue Wege zu gehen, um die Verwaltung und Durchführung von Transporten integrativ zusammenzulegen und einen End-2-End-Prozess systemtechnisch abzubilden. Die Fachbereiche in Unternehmen sind derzeit einem besonderen Transformationsdruck ausgesetzt. Neben dem Mangel an Lkw-Fahrern und steigenden Transportkosten zwingt das Thema Nachhaltigkeit, verbunden mit dem neuen Lieferkettengesetz, Unternehmen dazu, ihre Supply Chain neu zu denken und nachhaltigere Wege zur Prozessabbildung zu finden.
Des Weiteren ist in der Beschaffungslogistik seit geraumer Zeit der Trend zu erkennen, dass Einkauf und Logistik enger zusammenrücken, um den Inbound-Prozess ganzheitlich zu digitalisieren und die Supply-Chain-Resilienz zu erhöhen. So rückt das Thema Risk Management immer stärker in den Fokus. Hierbei geht es um Konzepte, die es ermöglichen, frühzeitig auf mögliche Beeinträchtigungen zu reagieren: beispielsweise Bezugsquellen, Spediteure und Routen flexibel zu ändern und das Lager sowie die Produktion entsprechend zu takten, sodass der Endkunde ein hohes Servicelevel erfährt. Dies führt zwangsweise dazu, dass Versorgungsnetzwerke entstehen, die Partner dauerhaft in die Kernprozesse einbeziehen.
Am Beispiel des Inbound-Prozesses wird die Bedeutung der Transportsteuerung schnell deutlich: Es geht darum, dass die Transportplanung auf Basis von Rückmeldungen der Lieferanten integriert im Systemverbund stattfinden muss, indem ihr Verpackungsinformationen oder das mögliche Abholdatum zur Verfügung stehen. Alle relevanten Informationen – ob per Web, E-Mail oder elektronischer Anbindung – werden am führenden digitalen Beleg benötigt, sodass entlang des Prozesses Informationen sukzessive fortgeschrieben werden können, um den Transport schließlich aktiv zu steuern und nicht mehr nur zu verwalten.
Im Outbound geht es immer mehr darum, Kosten einzusparen, die Anzahl der Transporte zu minimieren und den gekauften Transport bestmöglich auszulasten. Auch hier ist das Thema Nachhaltigkeit von hoher Bedeutung. Wurde in der Vergangenheit häufig auf Gebietsspediteure und Regelverkehre gesetzt, ist heute der Trend zu erkennen, dass die Transportlogistik als Disziplin in Unternehmen mehr und mehr zentralisiert wird, insbesondere unter der Prämisse, Inbound- und Outbound-Transporte zu verbinden. Dies hat zur Folge, dass unternehmensweit über verschiedene Transportmodi hinweg Transporte geplant und ausgeführt werden sollen.
Der Trend führt aber auch dazu, dass Folgeprozesse nicht nur besser geplant, sondern auch durchgeführt werden müssen. Ein Zeitfenstermanagement, das die Kapazitäten des Lagers berücksichtigt und die Beladevorgänge zeitlich dynamisch berechnet, gefolgt von einer integrierten Zulaufsteuerung auf Basis von Echtzeitdaten, ist elementar, um die Lkw schnellstmöglich abzuwickeln und die einzelnen Lieferungen zusammen zu transportieren. Hierzu gehört auch ein vollumfängliches Yard Management, das proaktiv den Zulauf erkennt, rechtzeitig Engpässe auf dem Hof meldet und die Aktivitäten entlang des Beladeprozesses einheitlich steuert.
Auf der IT-Seite führt dies zu einer Neuaufstellung der bisher eingesetzten IT-Architektur. Insbesondere geht es darum, Silosysteme aufzubrechen, Medienbrüche zu vermeiden und eine Kombinatorik der Prozesswelten herzustellen.
Häufig wird im Inbound eine Lösung für die Kollaboration mit Lieferanten und die damit verbundene Avisierung genutzt. Für die Anliefersteuerung, das Yard Management oder etwa Track-and-trace kommen dann aber wieder andere Lösungen zum Einsatz. Im Outbound sind für die gleichen Prozesse stellenweise wiederum unterschiedliche Anwendungen im Einsatz, da die Arbeitsbereiche ihre eigenen IT-Entscheidungen treffen können. Unter Umständen ist es auch gang und gäbe, dass Teilprozesse via E-Mail, Tabellenverarbeitung, Fax und Telefon abgebildet werden. Dieser Umstand führt zu einer erschwerten Betreibbarkeit und widerspricht dem Konzept einer resilienten Supply Chain. Die aktive Transportsteuerung bedarf dringend einer Harmonisierung beider Welten, um Eingriffe unter der Berücksichtigung vor- und nachgelagerter Prozesse zuzulassen.
Umfassende Plattformlösungen
Gerade im SAP-Umfeld gilt unter S/4 das Motto „Keep the Core Clean“ und damit verbunden die Verschlankung von eingesetzten IT-Systemen entlang der Prozessketten – gerade im globalen Kontext. Hier gilt es, die Heterogenität der Lösungen und Anbieter auf ein Minimum zu reduzieren, um eine integrative Architektur zu erreichen. Dies hilft, einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, unterschiedliche Technologien zu vereinheitlichen und im besten Fall ein Outsourcing im Kontext von AMS (Application Management Service) zu ermöglichen. Hierbei ist zu beachten, dass Eigenentwicklungen weitestgehend reduziert und sehr arbeitsteilige Prozesse aus dem Kern ausgelagert werden sollten.
Auf Basis von KI, Blockchain und dem Einsatz von Cloud-Anwendungen können Konzepte zur Lieferkettenresilienz und die Transportabbildung umgesetzt werden. Process-as-a-Service-Plattformen wie von Leogistics stellen sich schon heute den immer drängenderen Herausforderungen von Fachbereich und IT. Denn mit einer hochintegrativen Cloud-Plattform stehen die relevanten Informationen jederzeit für alle Beteiligten zur Verfügung und es kann jederzeit prädiktiv und ad hoc in Prozesse eingegriffen werden, um diese aktiv zu steuern.
Mithilfe des Verbunds aus einem SAP- System und der Leogistics-Plattform wird ein hoher Automatisierungsgrad in der Digitalisierung der Prozesse ermöglicht. So entsteht nicht nur eine IT-Architektur mit einem „sauberen Kern“, sondern auch eine Transportlogistik auf Basis von S/4 Hana, die die Herausforderungen der Zukunft schon heute berücksichtigt.