Unverschuldet tot
Die Autonomie hat auch eine Kehrseite: SAP ist erfolgreich, innovativ und fleißig. Der Kontakt zur Außenwelt ging aber in den vergangenen Jahren verloren. Genau genommen: SAP hat noch nie darauf geachtet, was die verbleibenden IT-Nerds unternehmen. SAP ging immer seinen eigenen Weg.
Nach 50 Jahren SAP ist es offensichtlich, der Weg war und ist erfolgreich, aber auch von vielen unnötigen und unverschuldeten Abstürzen geprägt. Viele dieser Versäumnisse und Reparaturen hätte sich SAP ersparen können, wenn der ERP-Weltmarktführer konsequenter in den IT-Markt hineingehört und -geschaut hätte. Naturgemäß: Aus Schaden wird man klug, aber viel Reparaturdienstverhalten und damit unnötige Kosten wären zu vermeiden gewesen.
Während die ganze IT-Welt bereits die serviceorientierte Architektur (SOA) feierte, hielt SAP noch eisern an der eigenen Innovation ESA, Enterprise Service Architecture, fest. Endlich, aber eigentlich viel zu spät wurde auf der Sapphire 2006 in Paris das SAP’sche ESA zu Grabe getragen und auch in Walldorf durch SOA ersetzt. Über Nacht wurde in allen Präsentationsunterlagen ESA durch SOA ersetzt.
SAP hat sich in den vergangenen 50 Jahren nur sehr wenig zuschulden kommen lassen, aber auch sehr wenig über den eigenen Tellerrand geblickt. SAP war sich selbst genug. SAP hat die Dinge nach eigenem Gutdünken geregelt. Das vorherrschende Motto war schnelles Reparaturdienstverhalten. Aus dieser Gemengelage entstand ein SAP’sches Eigenleben, das nicht mehr synchron zur Außenwelt verlief. Innerhalb der SAP-Blase war nichts verkehrt oder falsch, aber von außen betrachtet erschien SAP immer seltsamer.
SAP könnte in der eigenen Blase unverschuldet zu Tode kommen. Sichtbar wird dieser Prozess am SAP-Aktienkurs und den Aussagen von CEO Christian Klein und CFO Luka Mucic. Beide Executives sind der Überzeugung, dass SAP eine ebenso gute und erfolgreiche Cloud-Company wie Salesforce, ServiceNow, Workday und viele andere ist – aber der Aktienkurs entwickelt sich ganz und gar nicht so erfolgreich wie bei den anderen Unternehmen. Christian Klein und Luka Mucic stellen Forderungen in den Raum, ohne das ganze Bild zu sehen. SAP kommuniziert weder mit der eigenen Community noch mit der IT-Szene und schon gar nicht mit der Zivilgesellschaft. Das eigene Herrschaftsreich scheint Klein und Mucic zu genügen, darin gehen aber fortschreitend die Ressourcen zur Neige, was zwangsläufig zum unverschuldeten Tod führt.
SAP braucht eine Frischlufttherapie. SAP braucht eine Blutauffrischung. SAP muss die Berührungsängste zur eigenen Community und zur IT-Szene aufgeben. Fast alle IT-Unternehmen haben aktuell die bessere Geschichte auf Lager. Überzeugen ihre Investoren und Aktionäre mit Visionen und Narrativ. Nur SAP schaut dem unverschuldeten Tod im fünfzigsten Jahr des Bestehens gelassen ins Auge. Der Gleichmut von Christian Klein und Luka Mucic gegenüber den wahren Geschehnissen in der Welt ist erschreckend
1 Kommentar
Roland Kramer
Hallo
Ja, das Potemkische Dorf am Rande der Zwilisation (die einen sagen Heidelberg …;-))
Gibt ja noch eine weitere schöne Karikatur dazu im E-3 Universe.
Und wenn die SAP sagt, wird sind Cloud dann ist das so und die Sonne lacht über das Badische Dorf Walldorf oder war das anders herum? – https://blogs.sap.com/2022/02/17/why-sap-bw-4hana/
ups, no offence und wir wollten doch Deutsch reden …
Es grüsst Sie ein “unbekanner Fan” aus der SAP Szene (Tweeds are based on my opionion)