Wer bin ich? Und wenn ja, wie passt die Cloud zu mir?
Technologische Neuerungen und moderne zivilisatorische Errungenschaften haben die Menschheit vor eine Vielzahl neuer Fragen gestellt. Wer ist schuld, wenn ein autonomes Fahrzeug einen Unfall verursacht? Welche Rolle hat der Datenschutz im 21. Jahrhundert? Und eine der wohl relevantesten Fragen für viele Unternehmen lautet derzeit: Sollten wir den Schritt in die Cloud wagen? Während viele Fragestellungen dabei ohne abschließende Antworten diskutiert werden, ist zumindest vonseiten der betriebswirtschaftlichen Aspekte die letztgenannte Frage ein lösbares Problem.
Zentrale Themen bei der Einschätzung dahingehend, ob ein Unternehmen sich eher auf On-premises-Lösungen, hybride Ansätze oder eine Cloud-only-Strategie konzentrieren sollte, sind unterschiedliche betriebswirtschaftliche Variablen, die eng mit dem jeweiligen Tagesgeschäft verbunden sind. Zudem sollten sich Entscheider und Verantwortliche auf konkrete branchen- und industriespezifische Aspekte konzentrieren, wenn sie nach einer skalierbaren und zukunftssicheren Lösung suchen.
Eine intensive Beschäftigung mit den Bedürfnissen des Unternehmens und den Möglichkeiten aus der regulatorischen Gesamtsituation ist daher neben der betriebswirtschaftlichen Abwägung Pflicht. Kurzum: Nur wer das eigene Unternehmen kennt, kann auch eine Aussage darüber treffen, welche Lösungen für die Zukunft infrage kommen.
Um die unternehmensspezifische Strategie planen zu können und Vorteile – beispielsweise hinsichtlich eines bestimmten Cloud-Ansatzes – nachvollziehbar zu ermitteln, bietet es sich zunächst an, granulare Analysen der relevanten Unternehmensaspekte durchzuführen. Dabei sollten die einzelnen Kriterien für die jeweilige Lösungsvariante (also z. B. On-premises, hybrider Ansatz oder Cloud-only) anhand möglicher unterschiedlicher Hersteller und Hyperscaler beurteilt werden. Die Kriterien werden spezifisch für das jeweilige Unternehmen ermittelt.
Sechs wichtige Parameter
- Infrastruktur: Zentrale Frage bei diesem Kriterium – auch aus betriebswirtschaftlicher und monetärer Sicht – ist, welche Hard- und Softwarekomponenten benötigt werden, um die Unternehmensziele zu erreichen. Hierzu zählen neben Cloud-Anwendungen und -Kapazitäten auch etwaige durch gesetzliche Vorgaben festgeschriebene Rechenzentren.
- Betrieb: Um eine praktikable Strategie zu finden, mit der sich der Geschäftserfolg auch in den nächsten Jahren sicherstellen lässt, muss natürlich auch die Bewältigung des Tagesgeschäfts in die Bewertung einfließen. Dabei stellt sich die Frage, welche (SAP-)Anwendungen die Mitarbeitenden benötigen, wie diese zur Verfügung gestellt werden und welche Kosten dadurch je nach Strategie entstehen können.
- Innovationen: Unterschiedliche Branchen haben unterschiedliche Innovationsfelder und -geschwindigkeiten. Während manche Unternehmen ihren Erfolg dadurch sichern, dass die Infrastruktur und die Betriebsbedingungen möglichst schnell Innovationen umsetzen können müssen, sind andere auf beständige und langlebige Systeme angewiesen.
- Security: Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts – so abgegriffen wie diese Weisheit klingt, so wahr ist sie auch. Auch hier können sich die Anforderungen von Unternehmen unterscheiden. So können in einigen Branchen rechtliche Rahmenbedingungen dafür sorgen, dass bestimmte Anwendungen oder Daten nur innerhalb des Unternehmens – also On-premises – gehostet werden dürfen.
- Flexibilität: Die Anforderungen an die IT-Umgebung können sich mitunter von
Tag zu Tag ändern. Zusätzliche Rechenkapazitäten (etwa im Rahmen von Retail-Aktionen) gehören genauso dazu wie eine Testumgebung für neue Anwendungen, die nur bei Bedarf genutzt wird. Bei diesem Kriterium stellt sich also die Frage, wie flexibel die Unternehmens-IT aufgestellt sein sollte. - Kosten: Selbstverständlich sollten auch die Kosten der etwaigen Strategie als essenzielles Kriterium in Betracht gezogen werden. Neben den Anschaffungs- und Unterhaltskosten – etwa bei On-premises-Strategien, die auf Hardware-Rechenleistungen setzen – spielen auch Lizenzen, Betriebskosten und Investitionsausgaben eine entscheidende Rolle.
Je nach Branche und Unternehmen können einzelne Kriterien schwerer ins Gewicht fallen als andere. So kann beispielsweise die Variable „Flexibilität“ für die Unternehmens-IT von stark regulierten Branchen weniger entscheidend sein – Security hingegen ist für Unternehmen aus dieser Branche ein umso relevanteres Kriterium.
Um eine erste Abgrenzung zur Praktikabilität der unterschiedlichen Cloud-Strategien zu ermöglichen, ist es sinnvoll, zunächst ein Gedankenexperiment anzustellen: Wie sehen idealtypische Beispiele von Nutzern einer On-premises-Lösung, eines hybriden Ansatzes oder einer Cloud-only-Strategie aus? Dabei ist selbstredend anzumerken, dass jedes Unternehmen andere Anforderungen hat.
Wie so oft im Leben gilt also auch hier, dass der Ansatz „One size fits all“ in der Realität nicht funktioniert. Eine grundsätzliche Einstufung lässt sich aber bereits dadurch erreichen, dass die jeweiligen Strategien über Vor- und Nachteile verfügen, die für manche Branchen entscheidend sein können. So sind On-premises-Lösungen vor allem in den Branchen und Industrien besonders vorteilhaft, in denen eine hohe Planbarkeit vorliegt und Geschäftsprozesse vor allem sicher und verlässlich sein müssen.
In der Praxis
Die folgenden drei Beispiele veranschaulichen die Herausforderungen einzelner Branchen.
Das regulierte Umfeld, wie beispielsweise ein Krankenhausverband oder auch die pharmazeutische Industrie, hat besondere Herausforderungen zu meistern: Infrastrukturen und Betriebsszenarien sind hier langfristig geplant und müssen äußerst zuverlässig verfügbar sein. Vorhandene Daten dürfen oftmals allein aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen nur innerhalb der eigenen Infrastruktur vorliegen – eine Auslagerung würde im schlimmsten Fall gegen Datenschutzbestimmungen oder regulatorische Vorgaben (zum Beispiel FDA-konforme Anforderungen) verstoßen. Dies könnte erhebliche Schäden für das Unternehmen nach sich ziehen. Zudem wird hinsichtlich möglicher Anwendungen nur wenig Flexibilität benötigt und Kosten für das eigene Rechenzentrum sind deshalb langfristig plan- und abschreibbar (Kostenverlagerung von Capex zu Opex). Zudem sind bei klaren regulatorischen Vorgaben die Aufbewahrungszeiten der Daten sowie deren Verbleib und Struktur häufig vorgegeben und damit gut planbar.
Wirft man einen Blick auf die Anforderungen der Versicherungsbranche, ergeben sich bereits Parameter, die eine hybride Umgebung bedingen können. Zwar sind auch hier Security-Aspekte vordergründig, allerdings können durch moderne Anwendungen sowohl für Mitarbeitende wie auch für Kunden Mehrwerte geschaffen werden. Die Innovationskraft innerhalb dieser Branche könnte ebenfalls ein entscheidendes Kriterium dafür sein, dass bestimmte Applikationen innerhalb einer Testumgebung in der Cloud entwickelt und schließlich auch im Dauerzustand dort betrieben werden. Zudem können Kosten eingespart
werden, indem Daten, die nicht sensibel sind, in der Cloud gelagert werden. Der Zugriff der Kunden auf ihre Daten innerhalb der Portale ist in diesem Bereich ebenfalls reibungslos möglich.
Das Gegenteil einer beständigen und langfristig planbaren Unternehmens-IT findet sich beispielsweise bei internationalen E-Commerce-Plattformen wieder. Durch die hohe Innovationskraft dieser Branche kann ein reiner Cloud-Ansatz die Ausgaben minimieren, während zugleich die maximale Flexibilität hinsichtlich Auslastungsspitzen – etwa im Weihnachtsgeschäft – gewährleistet wird. Zudem bieten sich für Unternehmen, die diese Strategie verfolgen, auch Vorteile hinsichtlich der Ausarbeitung neuer Produkte und Plattformen – ein entscheidendes Kriterium für die langfristige Konkurrenzfähigkeit.
Cloud- und Strategieberatung als Schlüssel zum Erfolg
Nur wer das eigene Unternehmen und seine Zielgruppen gut kennt, findet die optimale Lösung für die Zukunft. Dabei können bestimmte Kriterien dabei helfen, eine gute Selbsteinschätzung zu gewinnen und sich für einen gewinnbringenden Ansatz zu entscheiden. Allerdings ist es für viele Unternehmen schwierig, auf Basis der internen Perspektive eine zutreffende Einschätzung der eigenen Bedürfnisse zu treffen.
Wie auch in der Philosophie birgt es Schwierigkeiten, wenn Subjekt und Objekt
deckungsgleich sind – oder anders ausgedrückt: In vielen Fällen kann es sich lohnen, eine zweite, externe Meinung einzuholen, um die bestmögliche Strategie zu erkennen. Die Experten von Devoteam unterstützen Sie dabei, eine genaue Einschätzung der unterschiedlichen Kriterien vorzunehmen, und gehen dabei auch auf individuelle unternehmensspezifische Aspekte ein. Gemeinsam finden wir vielleicht keine Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens – aber auf die Frage, welche Cloud-Strategie sich betriebswirtschaftlich für Sie lohnt, haben unsere Spezialisten sicherlich eine Antwort, die zu Ihnen passt.