Wie möchten wir S/4 künftig betreiben?
Mit der Ankündigung von SAP, die Nutzung von S/4 Hana in der Cloud zu forcieren, gehen diverse Überlegungen in Unternehmen einher. Schließlich bilden SAP-Lösungen, und speziell die ERP-Systeme, das Herzstück der IT im Mittelstand. Vielfach wird suggeriert, dass die Migration von On-premises-Umgebungen in die Cloud zu den Kernherausforderungen gehört. Diese Einschätzung teile ich nur bedingt, denn zum einen bietet SAP mit Rise with SAP Hilfestellung und es gibt bereits diverse Best Practices für Greenfield- und Brownfield-Ansätze für die Migration. Zum anderen ist die Frage nach der Migration – obgleich berechtigt – meiner Meinung nach zu kurz gedacht.
Man darf nicht vergessen, dass der Umstieg auf S/4 eine echte Zäsur bedeutet: Sobald das System im Einsatz ist, wird es seinen Dienst über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinweg verrichten. Daher ist die entscheidende Frage: Wie und wo soll das System künftig betrieben werden?
Bei der Frage nach dem „Wo“ ist es mit der Antwort „Na, in der Cloud“ nicht getan. Denn mit Blick auf sensible Daten, die in den SAP-basierten Systemen vorgehalten und verarbeitet werden, dürfen Themen wie DSGVO und insgesamt der Datenschutz, aber auch Fragen hinsichtlich der branchenspezifischen Anforderungen nicht zu kurz kommen. Cloud-Lösungen, deren Anbieter ihren Firmensitz in den USA oder gar China haben, sind dabei mit Vorsicht zu genießen, denn die vermeintlich höhere Performance schlägt im Zweifelsfall nicht die Rechtssicherheit. Mit Anbietern aus Deutschland sowie DSGVO-konformen Rechenzentren in Deutschland sind Unternehmen dagegen auf der sicheren Seite, machen sich rechtlich weniger angreifbar und genießen trotzdem die Vorteile einer performanten und skalierbaren Cloud-Lösung.
Ein weiterer Aspekt, der gerne übersehen wird, ist die Personalfrage: Klar, aktuell hängt in vielen Branchen der Fachkräftemangel wie ein Damoklesschwert über den Unternehmen. Doch auch die intern bereits verfügbaren SAP- beziehungsweise Cloud-Experten bleiben nicht ewig. Wie sieht die interne Verfügbarkeit langfristig aus? Gibt es Möglichkeiten für den Wissenstransfer (sofern überhaupt vorhanden)? Wenn beide Fragen eher Kopfschütteln auslösen, sollte man dringend Ausschau nach externen Partnern halten. Das mag trivial klingen, ist es aber keineswegs. Gerade im Mittelstandsgeschäft sind Dienstleister ein rares Gut, denn die Auslastung ist bereits hoch und gerade die „Big Player“ im SAP-Markt können weitere Mandanten gar nicht erst bedienen.
Daher muss eine Bedarfsanalyse möglichst frühzeitig erfolgen. Zwei Fragen sind hier entscheidend: Einmal zur Cloud Readiness: Stehe ich hier mit meinem Unternehmen noch am Anfang oder gibt es bereits Erfahrungen im Umgang mit der Cloud? Die Antwort hat großen Einfluss auf etwaige Prozessneustrukturierungen sowie die Infrastrukturplanung.
Die zweite Frage betrifft das SAP-Know-how selbst: Wie viel SAP-Expertise müsste gegebenenfalls von außerhalb ins Unternehmen geholt werden? S/4 soll für zusätzliche Effizienz in Unternehmen sorgen. Warum also nicht auch die internen Ressourcen im Zuge der Transformation ganzheitlich entlasten? Gerade der Mittelstand kann von S/4 als Fully Managed Version in der Cloud profitieren, indem Infrastrukturthematiken und die SAP-Basis vollständig an einen Partner übergeben werden, der zudem das benötigte SAP-Wissen vorhält und beratend zur Seite steht.
Dieses Vorgehen verhilft mittelständischen Unternehmen zu der so dringend benötigten Flexibilität. Und unter uns: Diese Flexibilität sollten Unternehmen nicht nur vorweisen müssen, sondern sie auch bei ihren (Cloud-)Partnern einfordern. Starre SLAs und Kontakt über fünf Ecken passen nicht zum Vorgehen des Mittelstands. Achten Sie bei der Partnerwahl auf lokale Ansprechpartner, die das Projekt vollständig betreuen, und bauen Sie Beziehungen auf – schließlich wird uns alle das Thema S/4 noch einige Jahre begleiten.