Business Suite bis 2027 bedeutet steigendes Kostenrisiko
Bekanntermaßen können Datenbanken von Drittanbietern als sogenannte Runtime-Nutzungsrechte über die SAP erworben werden, sind dann jedoch auf die ausschließliche Nutzung mit der jeweiligen SAP-Software beschränkt.
Im Laufe der Zeit hat SAP die preislichen Zuschläge für diese Datenbanken zugunsten ihrer Hana DB stark angehoben (bis zu 25 Prozent auf den Softwareanwendungswert (SAV) bei Oracle).
Mit Erwerb der ersten Lizenz für Hana, Runtime Edition for Applications and SAP BW (REAB) verändert sich die Bemessungsgrundlage für die Lizenz- und Supportgebühren für Datenbanken von Drittanbietern.
Denn der Hana-DB-Lizenzwert (derzeit 15 Prozent des gesamten Hana-relevanten Softwareanwendungswert (HSAV)) wird ebenfalls dem SAV zugerechnet und wirkt sich damit zusätzlich erhöhend auf die Lizenz- und Supportgebühren für Datenbanken von Drittanbietern aus.
Diese sogenannte „Full Option“ wird von Herstellerseite am häufigsten angeboten, ist aus Kundensicht jedoch in der Regel die teuerste Variante. Abhilfe kann stattdessen der Erwerb einer Hana-REAB-Partial-Lizenz schaffen, mit der nur die Teile der SAP-Landschaft lizenzseitig abdeckt werden können, die technisch auf einer Hana-Datenbank aufsetzen.
Entsprechend reduziert sich die Berechnungsgrundlage auf das erworbene Nutzungsvolumen (HSAV) der korrespondierenden SAP-Softwarekomponenten. Insgesamt lassen sich maximal 75 Prozent des gesamten HSAV derart lizenzieren, darüber hinaus ist auf eine Full-Option-Lizenz umzustellen.
Soll Hana zunächst nur für SAP Business Warehouse (BW) zum Einsatz kommen, kann auch eine Runtime-Lizenz für SAP BW mit einem Zuschlagssatz von „nur“ 8 Prozent in Frage kommen.
Als Voraussetzung für die partielle Hana-Lizenzierung muss eine Trennung der Systeme (Installationen) basierend auf Hana und derer auf Datenbanken von Drittanbietern erfolgen. Zudem darf die Kommunikation zwischen den getrennten Systemen nur auf Applikationsebene unter Verwendung von APIs erfolgen.
Eine dritte Alternative kann der Erwerb einer Direktlizenz beim Datenbankhersteller darstellen. Allerdings ist die IT-Infrastruktur der SAP-Datenbanken in der Regel nicht lizenzoptimiert, sofern diese vorher über Runtime-Lizenzen abgedeckt wurde (beispielsweise, wenn Oracle-Datenbanken unter VMware zum Einsatz kommen). Daher sollte vor einer Änderung des Lizenzmodells immer eine Bewertung des technischen Anpassungsaufwands erfolgen.
Ein zusätzliches Kostenrisiko birgt, dass der Bezug und zukünftige Support für Datenbank-Lizenzen von Drittanbietern über 2025 hinaus offensichtlich noch nicht geklärt sind.
Die SAP-Note 2881788 liefert die folgende Information: „Runtime licenses for third-party databases are not affected by this new maintenance strategy of Business Suite 7. Treatment of third-party runtime databases after 2025 will be announced once coverage from these vendors is confirmed.”
Gut möglich, dass Oracle, IBM und Microsoft dies als letzte Chance sehen, vor dem absehbaren Abschied ihrer Produkte aus der SAP-Welt bei Verlängerungen noch einmal kräftig an der Gebührenschraube zu drehen.
Kosten, die SAP dann bereitwillig an ihre Kunden weitergeben wird, zumal jede Verteuerung der Konkurrenzprodukte das beste Argument für die eigene Datenbank Hana ist.
Der parallele Betrieb von Hana und Datenbanken von Drittanbietern kann sehr hohe Lizenzkosten verursachen. Das ist insbesondere der Fall, wenn keine eindeutige Abgrenzung bei der Lizenzierung erfolgt.
Die noch ungeklärten Vertragsverhältnisse für den Zeitraum bis 2027 zwischen SAP und den Drittanbietern verstärken dieses Kostenrisiko zusätzlich. Lösungen können hier die partielle Datenbank-Lizenzierung oder der Direktbezug beim Datenbankhersteller sein.
Steht mittelfristig sowieso der Umstieg auf S/4 an, kann es auch sinnvoll sein, den vollständigen Umstieg auf Hana zu forcieren und mit der Business Suite on Hana die erste Migrationsstufe in Richtung S/4 zu beschreiten.