Internet of Security and Licenses


Das Urteil über Leonardo fiel deutlich und für die SAP ernüchternd aus: 82 Prozent der befragten DSAG-Mitglieder messen der neuen Marke für IoT und künstliche Intelligenz kaum bis keine Bedeutung in ihrer digitalen Strategie bei, so das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie.
Die Zurückhaltung dürfte mehrere Gründe haben: Einerseits ist Leonardo erst vor Kurzem vorgestellt worden. Das entscheidungsrelevante Wissen ist in den wenigsten Unternehmen vorhanden. So geben über 90 Prozent der Befragten DSAG-Mitglieder an, dass sie gegenwärtig nicht sehr gut oder gar nicht mit der IoT-Plattform vertraut sind.
Andererseits nehmen die Befragten auch das Angebot jenseits der SAP wahr. Wobei SAP von 79 Prozent der befragten Unternehmen (alle Bestandskunden) auch hier als wichtiger Partner bei der Digitalisierung gesehen wird.
Dazu Marco Lenck:
„Eine Voraussetzung für den Erfolg sind Aufklärungsarbeit und verständliche Informationen seitens der SAP, insbesondere dass die Digitalisierungsstrategie der SAP für Unternehmensentscheidungen sichtbar ist.“
Ein dritter, sehr wichtiger Punkt ist die nach wie vor noch nicht zufriedenstellende Lösung der Lizenzfrage. Hier stellt sich die Frage, ob und in welcher Form eingebundene Geräte Lizenzkosten nach sich ziehen und ob Informationen aus Maschinensensoren anders zu beurteilen sind als eine manuelle Dateneingabe.
Die wichtigsten Herausforderungen, die SAP im Bereich Internet of Things noch meistern muss, sehen DSAG-Mitglieder beim Thema Lizenzen/indirekte Nutzung im Bereich Security. IoT-Projekte benötigen laut DSAG eine durchgängige Security-Architektur bzw. entsprechende Governance-Modelle.
Einheitliche Standards müssen geschaffen und eingehalten werden, um heterogene Landschaften zu betreiben. Der Übergang von alten auf neue Verträge muss bestehende Ansprüche bewahren und durch ein einheitliches Preis- und Lizenzmodell unterstützt werden.
Benötigt wird ein nachhaltiges und klares Pricing-Modell, das sich am Geschäft orientiert und die Risiken überschaubar hält, auch in einer IoT-Umgebung.
Digitalisierungsbremsen
Ohne die Klärung dieser und weiterer Punkte werden Digitalisierungsvorhaben sich nicht adäquat umsetzen lassen, lautet die Botschaft des DSAG-Vorstandsvorsitzenden Marco Lenck.
Um nötige Digitalisierungsvorhaben adäquat umzusetzen, brauchen Unternehmen einen stabilen ERP-Kern, der die wesentlichen Geschäftsprozesse abbildet, sich aber schnell und einfach updaten lässt.
„Da sind wir heute noch nicht“, so Lenck in seiner Keynote am DSAG-Jahreskongress in Bremen. Zusätzlich muss der Kern mit flexibel konfigurierbaren Lösungen ergänzt werden. Nur so lassen sich End-to-End-Prozesse als elementarer Bestandteil digitaler Geschäftsmodelle über Unternehmensgrenzen hinweg realisieren.
„Die Lösung besteht nicht etwa, wie vielfach behauptet, in einer IT-Infrastruktur der zwei Geschwindigkeiten. Wir werden hybride Systeme einsetzen, um die Herausforderung der digitalen Transformation zu bewältigen“
erklärt Marco Lenck.
„Hybride Szenarien erfordern jedoch vollumfängliche und präventive Sicherheitskonzepte. Hier muss SAP liefern.“
70 Prozent der Befragten messen S/4 eine hohe bis sehr hohe Relevanz für die digitale Transformation zu. Aber auch die Business Suite ist für über die Hälfte eine Zukunftsperspektive für Digitalvorhaben. DSAG-Mitglieder setzen demnach auf beide Lösungen.
„Für uns Anwender ist es wesentlich, dass SAP hinsichtlich des Reifegrads und der Leistungsumfänge der neuen Produkte mehr Transparenz schafft und auch die Weiterentwicklung der Business Suite stärker vorantreibt“
lautet der Aufruf der DSAG an SAP.

Unbekannte SAP-Cloud-Plattform
Auch die SAP-Cloud-Plattform scheint für viele DSAG-Mitglieder noch eine Unbekannte zu sein. Fast die Hälfte billigt ihr kaum bis keine Relevanz zu, obwohl genau sie für die flexiblen digitalen Geschäftsprozesse entwickelt wurde.
Und auch die anderen Cloud-Lösungen werden von den mehr als 3300 DSAG-Mitgliedsunternehmen für die digitale Transformation kaum in Betracht gezogen.
Eine Aufgabe der DSAG besteht darin, kritisch zu hinterfragen, wie weit Plattformen, bspw. Ariba, SuccessFactors und Concur, wirklich in bestehenden IT-Umgebungen integrierbar sind und wo deren konkreter Nutzen für SAP-Anwender liegt.
Außerdem ist davon auszugehen, dass die Weiterentwicklung von Zusatzprodukten um den digitalen Kern herum vornehmlich in der Cloud erfolgt.
Die Kunden haben aber bereits Lizenzen für ihre Geschäftsprozessanwendungen erworben. Von daher muss darauf geachtet werden, dass es so nicht zu Doppellizenzierungen kommt. Dafür setzt sich die DSAG weiterhin ein.
Gemäß einer Selbsteinschätzung stehen Unternehmen noch immer am Anfang der digitalen Transformation. Aus dieser Situation heraus ergibt sich für SAP folgender Auftrag, den Marco Lenck formuliert:
„SAP ist technisch auf dem Weg. Das reicht uns allerdings nicht. Von SAP brauchen wir Lösungen, die funktionieren, mit einfachen Updates und Sicherheitskonzepten, verlässliche Informationen, damit Unternehmen ihre Digitalisierungsstrategie definieren können. Und last, but not least transparente Kosten mit atmenden Lizenzmodellen, die nachhaltige Business Cases ermöglichen.“
Derzeit finden intensive Gespräche zwischen der DSAG und SAP statt. Diese könnten bereits Ende des Jahres zu ersten Ergebnissen führen.
SAP Data Hub
SAP-Technikvorstand Bernd Leukert bekräftigte im Rahmen des DSAG-Jahreskongresses die Bedeutung von Leonardo und stellte unter anderem das neue SAP Data Hub vor. Unternehmen sollen damit die Komplexität ihrer Datensysteme bewältigen und die riesigen Datenmengen aus immer mehr Quellen nutzbar machen können.
Das Data Hub soll durch Datenintegration, -orchestrierung und -Governance eine Wertschöpfung in der gesamten heterogenen Datenlandschaft ermöglichen.
„Unternehmen suchen eine einheitliche und offene Lösung, um den Datenfluss in allen ihren Datenlandschaften auszuweiten, zu beschleunigen und für alle Benutzer zugänglich zu machen“
erklärte Leukert.
„SAP Data Hub schließt die Lücke zwischen Big Data und Unternehmensdaten. Die Lösung ermöglicht das Entwickeln von Anwendungen, die das Potenzial der Daten in der gesamten Organisation ausschöpfen, egal ob sich diese Daten in der Cloud oder auf lokalen Systemen, in einem Data Lake oder im Enterprise Data Warehouse, in einem SAP- oder SAP-fremden System befinden.“
SAP Data Hub gibt Organisationen eine Sicht auf die gesamte Datenlandschaft, von SAP-Softwarequellen wie der Hana-Plattform bis hin zu SAP-fremden Quellen wie etwa Apache Hadoop.
Mit der einheitlich designten Umgebung seien leistungsfähige Datenpipelines möglich, über die sich Informationen aus unterschiedlichsten Quellen in der gesamten Organisation abrufen, harmonisieren, transformieren und verarbeiten ließen.
Forderungen der DSAG
- SAP muss hinsichtlich des Reifegrads und der Leistungsumfänge der Produkte mehr Transparenz schaffen.
- Ein vertikales Lizenzmodell ist dringend notwendig, das fair und businessgerecht, unabhängig von On-premise- und Cloud-Szenarien, Lizenzkosten abrechnet – egal ob gemietet oder gekauft.
- Hybride Szenarien erfordern vollumfängliche und präventive Sicherheitskonzepte.
- SAP muss ihre IoT-Strategie offenlegen. Diese muss zu den Kunden-Roadmaps passen.
- SAP muss nachweisen, dass Plattformen, bspw. Ariba, SuccessFactors und Concur, wirklich integrierbar sind und wo deren konkreter Nutzen für SAP-Anwender liegt.