SAP-Lizenz-Know-how


Insider wissen es schon lange: Die tradierten Lizenzmodelle fast aller ERP-Anbieter eignen sich nur bedingt für IoT, Bots, Cloud Computing etc. Die digitale Transformation benötigt adaptierte Strukturen für die Erstellung und Verwaltung von Softwarelizenzen.
Das notwendige betriebswirtschaftliche, organisatorische, technische und juristische Fachwissen wird vermittelt und diskutiert in dem Workshop „Lizenz-Know-how 2018“ am 18. September dieses Jahres in Heidelberg (www.e-3.de/lkh).
Den SAP-Bestandskunden wird von den führenden Experten und SAP-Partnern Wissen und Orientierung geboten. Sowohl in Vorträgen als auch in mehreren Diskussionsrunden wird detailliert auf die lizenztechnischen und SAP-spezifischen Anforderungen eingegangen.
Neben den Fragen zur ERP/CRM-Infrastruktur, SAP-Architektur, altes und neues Lizenzmodell für die „indirekte Nutzung“ und Compliance-Aufgaben soll auch aus rechtlicher Sicht die Praxis der „indirekten Nutzung“ diskutiert werden: In der EU-Softwarerichtlinie 2009/24 ist demnach auch zu lesen:
„Die Funktion von Computerprogrammen besteht darin, mit den anderen Komponenten eines Computersystems und den Benutzern in Verbindung zu treten und zu operieren.
Zu diesem Zweck ist eine logische und, wenn zweckmäßig, physische Verbindung und Interaktion notwendig, um zu gewährleisten, dass Software und Benutzer wie beabsichtigt funktionieren können. Die Teile des Programms, die eine solche Verbindung und Interaktion zwischen den Elementen von Software und Hardware ermöglichen sollen, sind allgemein als ,Schnittstelle‘ bekannt.
Diese funktionale Verbindung und Interaktion ist allgemein als Interoperabilität bekannt; diese Interoperabilität kann definiert werden als die Fähigkeit zum Austausch von Informationen und zur wechselseitigen Verwendung der ausgetauschten Informationen.“

Eine digitale Transformation ohne Interoperabilität ist aber kaum vorstellbar. Christian Klein, Chief Operating Officer und Mitglied des Vorstands der SAP SE:
„Angesichts der digitalen Transformation haben wir die Herausforderungen unserer Kunden beim Thema Unterlizenzierung verstanden und daher die nötige Anpassung vorgenommen.
Indem wir ein neues Preis- und Lizenzmodell vorstellen, sorgen wir bei unseren Kunden für höhere Transparenz, Vorhersagbarkeit und Konsistenz. Ich vertraue darauf, dass diese drei Aspekte unsere Kunden zu weiteren Investitionen in digitale Geschäftsmodelle ermutigen.“
Den SAP-Bestandskunden geht es um Metriken, indirekte Nutzung und Lizenzvermessung. Hierbei geht es auch um die Frage, ob für die Anbindung von Software-Funktionalität (Coding), die entweder vom Kunden selbst (Eigenentwicklung) oder von einem Drittanbieter erstellt wurde, an die vom Kunden lizenzierte SAP-Software der Erwerb von NetWeaver Foundation for Third Party Applications (NWF TPA) notwendig ist.
Die DSAG hat den initialen Prozess zu den nun vorliegenden Ergebnissen auf dem Jahreskongress 2017 in Bremen angestoßen und war und ist Gesprächspartner zum Thema indirekte Nutzung. Ob die Vereinbarung in der Praxis hält, was sich DSAG und SAP erhoffen, ist noch nicht entschieden.
Adaire Fox-Martin, Mitglied des Vorstands der SAP SE, verantwortlich für das SAP-Geschäft in Mittel- und Osteuropa (MEE), Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) sowie Greater China:
„Das Geschäft von SAP zielt auf langfristige, vertrauensvolle Kundenbeziehungen. Wir haben alle unsere Methoden und Prozesse rund um das Thema Indirect Access intensiv auf den Prüfstand gestellt und dabei unseren Kunden genau zugehört.
Diese neuen Richtlinien geben unserem Vertrieb alle Mittel an die Hand, sodass unsere Kunden maximalen Mehrwert aus ihren Lösungen erzielen. Wir haben mit allen Beteiligten an einem modernen Kooperationsmodell gearbeitet, das für digitale Innovationen mit SAP eine bisher beispiellose Transparenz und Verlässlichkeit sicherstellt.“
Der Anwenderverein DSAG merkt in einer Presseaussendung an, dass sich das neue Preismodell erst noch in der Realität bewähren müsse. Dennoch ist man überzeugt, dass das Modell ein guter Auftakt in Bezug auf die Lizenzierung und die indirekte Nutzung sei und somit eine für alle ansprechende Lösung schafft.
Weitere Schritte und Anpassungen müssen folgen. Für Neukunden grundsätzlich interessant, muss das neue Modell in der Praxis zeigen, ob es auch für die Bestandskunden wirtschaftlich sinnvoll umsetzbar sein wird.
Der neue Ansatz unterscheidet zwischen direktem, menschlichem (Human Access) und indirektem, digitalem Anwenderzugriff (Digital Access) und soll klare Regeln bei den Themen Lizenzierung, Nutzung und Compliance schaffen.
Wichtig in dem Zusammenhang wäre aus Sicht der DSAG, dass SAP, falls notwendig, individuelle Gespräche mit einzelnen Kunden sucht, um zeitnah eine tragfähige und faire Lösung für die indirekte Nutzung unter Berücksichtigung der Altverträge und der Historie zu finden.
„Diese Vereinbarungen müssen legal verbindlich, für beide Seiten nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll sein und einen Schlussstrich unter dieses Thema ziehen. Die Wahlmöglichkeit zwischen ‚Alles bleibt, wie es ist‘ und dem neuen Lizenzmodell ist nicht in jedem Fall ausreichend“
ergänzt Andreas Oczko.
Das neue Lizenzmodell soll nach Meinung der SAP den Bestandskunden mehr Kostentransparenz beim indirekten, digitalen Zugriff auf SAP-Anwendungen ermöglichen. Bisher orientierte sich das Lizenzmodell für ERP/ECC an der Zahl der Nutzer (User).
Inzwischen finden aber immer mehr digitale Zugriffe (Bots, IoT-Sensoren etc.) auf SAP-Systeme statt. Eine Herausforderung für Kunden, die deshalb verstärkt ein alternatives Lizenzmodell wünschen.
Bezüglich des angekündigten Preismodells für das Internet der Dinge ist für die DSAG eine Lösung erstrebenswert, die sowohl aktuellen als auch zukünftigen Anforderungen gerecht wird.
„Ein erster Schritt ist getan, um den Weg zur digitalen Transformation weiter zu gehen. Ziel muss es jedoch sein, ein echtes, atmendes Modell auf der Basis eines Pay-per-Use-Ansatzes zu entwickeln“
konkretisiert Andreas Oczko. Dazu und zu weiteren Themen wird sich die DSAG in den kommenden Abstimmungsgesprächen mit SAP für ihre Mitglieder weiter starkmachen.
SAP hat das neue Vertriebs-, Audit- und Preismodell mit April 2018 ausgerollt und wird in den kommenden Monaten weiteres Schulungsmaterial und Tools zur Verfügung stellen.
So sollen Kunden die neuen Lizenzbestimmungen leichter verstehen und das für sie passende Modell auswählen. Es gibt Konversionsangebote, mit deren Hilfe Kunden vom bestehenden auf das neue Preismodell wechseln können.
SAP führt außerdem neue Regeln bei Organisation und Governance ein, die eine strikte Trennung zwischen Vertriebsorganisation und -prozessen und der Auditorganisation und deren Prozessen vorsehen.
Bis heute kommt es immer wieder zu Differenzen zwischen Kunden und SAP, wie ältere Vertragswerke hinsichtlich der neuen digitalen Anforderungen zu interpretieren sind. Dies wirkt sich teilweise negativ auf parallel verlaufende Gespräche zur Neuanschaffung von Software aus.
Die organisatorischen Änderungen auf SAP-Seite erlauben nun die Trennung dieser Sachverhalte und ermöglichen unabhängige Diskussionen. Das erleichtert Kunden und Mitarbeitern aus dem SAP-Vertrieb die Zusammenarbeit.
SAP plant, Messwerkzeuge zur Verfügung zu stellen, sodass Kunden in der Lage sind, ihren eigenen User- und Lizenzverbrauch jederzeit selbst zu überwachen. Auch über die praktische Anwendung einer möglichen neuen LAW und weiterer Werkzeuge zur Lizenzvermessung wird auf der Veranstaltung „Lizenz-Know-how“ in Heidelberg am 18. September diskutiert.